Monatsrückblick: Zu heiß zum Aufregen
Vor den Parlamentswahlen in Frankreich ging es heiß her. Und zwar wörtlich. Die Thermometer im Süden stiegen auf 47 Grad. Und wer ist schuld? Nein, ausnahmsweise mal nicht der Russe, aber fast: Mélenchon und sein Bündnis NUPES, meint zumindest Willy Schraen, Chef des französischen Jagdverbands und Parteigänger von Präsident Macron: »Während dreier Tage wird es heiß, und komischerweise stehen jetzt die Wahlen an«, erklärte er beim Radiosender RMC. »Man sagt uns gerade ständig: ›Achtung, die Umwelt und Dingsbums‹ (…). Ihr beim Wetterdienst, sagt doch gleich, dass wir alle NUPES wählen sollen.« Seine Schlussfolgerung: »Es gibt eine große Manipulation.«
Und wessen Manipulation ist daran schuld, dass im ersten Wahlgang nur 47, im zweiten sogar nur 46 Prozent der wahlberechtigten Franzosen zur Wahl des Parlaments gegangen sind? Präsident Macron hat mit seiner »Ensemble«-Bewegung keine Mehrheit mehr, zweitstärkste Partei ist NUPES, das Wahlbündnis der Linken um Mélenchon, abgeschlagen die rechte Partei von Marine Le Pen. Mehrere Minister/-innen der Regierung sind nicht mehr im Parlament. Und die Mehrheit der Franzosen ist nicht mal zur Wahl gegangen …
Haben russische Hacker die Wahlautomaten manipuliert? Und wer hat das »Kameradschaftstreffen« (Gabor Steingart im Handelsblatt vom 24.06.22) in Elmau manipuliert? Extra eingeladen von den G7 waren Argentinien, Indien, Indonesien, Senegal und Südafrika, um sie vom weiteren Handel mit Russland abzubringen. Zu Wort kamen die Herren – zumindest in unserer Presse – nicht. Höflich lächelnd zeigten sie Haltung. Selbst die Androhung von Boris Johnson, mit nacktem Oberkörper wie Putin zu posieren, hat nichts bewirkt. Wirtschaftliche Vorteile zählen eben mehr als dezente Kleidung, die sowieso nur körperliche Schwächen verhüllt, wie Putin später ätzte. Die geistigen Schwächen traten bei dem Geschwafel unverhüllt hervor – viel Blabla um Nichts. Argentinien hat sogar angekündigt, BRICS beitreten zu wollen, dem Staatenbündnis, das gleichberechtigten Handel bald ohne Dollars betreiben wird. Dann wird man sich einen neuen Namen dafür ausdenken müssen, wenn die Nennung der Anfangsbuchstaben der beteiligten Staaten Alphabet-Länge erreicht. Das »Z« ist aber verboten. Das hat ja die russische Armee zur »lettera non grata« gemacht.
Was auch niemand mehr hören und sehen will ist das 9-Euro-Ticket. Wie vorausgesehen von allen, die ein bisschen Ahnung vom Bahnfahren haben, hat es überfüllte Züge gebracht, wenn die nicht sogar ganz ausfielen wegen Überfüllung. Und eine Einsparung war es auch nicht für die ganz Bedürftigen: Das Geld, das z. B. Schüler aus Hartz-IV-Familien dadurch sparten für ihre Beförderung zur Schule, wird ihnen gleich wieder abgezogen von der monatlichen Zuwendung. Während die Bundestagsabgeordneten als Inflationsausgleich um 310,40 € höhere Diäten erhalten. Die müssen sich um gestiegene Heizkosten keinen Kopf machen. Außerdem müssen wir ja nicht nur sparen, wir haben auch ein neues Vermögen! Jeder Bundesbürger hat jetzt 1.250 € beigetragen zum »Bundeswehrsondervermögen«. Ein irres »Vermögen«, das ausschließlich in die Taschen von Rüstungskonzernen fließt und in die Taschen der Bürger Löcher reißt, noch bevor die bestellten Waffen – oder ihre Pendants auf russischer Seite – sie in Stücke reißen, verbrennen oder sonst wie massakrieren werden.
Ach, man mag sich gar nicht mehr aufregen, dazu ist es viel zu heiß.
Selbst in Kassel, einem sonst eher kühlen Ort, erhitzen sich die Gemüter wegen »antisemitischer Bildersprache« bei der documenta 15. Ein indonesisches Künstlerkollektiv stellt Geheimdienstler mit Schweineköpfen dar, auf einem Wimmelbild – das darf es natürlich! CIA, KGB und MI6-007, ja, aber der »Mossad«? Mit einem Schweinskopf? Wie antisemitisch! Da hat die Kunst keine Freiheit mehr, da wird sie verhüllt und dann ganz entfernt. Dass in Indonesien alle westlichen Mächte die blutige Diktatur Suhartos unterstützten – keine Rede wert!
Zu heiß auch für Debatten um neue Covid-19-Maßnahmen. Während Österreich gerade die Impfpflicht abgeschafft hat, Großbritannien die Durchseuchung der Bevölkerung feststellt und überhaupt weltweit die Entspannung im Kampf gegen das Virus um sich greift, sitzt Herr Lauterbach schon wieder in Talkshows und gibt den großen Mahner. Er kennt die neue Mutante schon, die uns alle killen wird: Die Ampel-Mutante. Im Sommer grün, im Herbst gelb, im Winter dunkelrot, im nächsten Jahr tot.
Ach, man mag sich gar nicht aufregen … Ich gehe jetzt unter die Dusche und dann ein Eis essen. Wer weiß, wie lange ich mir das noch leisten kann!