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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Zuschriften an die Lokalpresse

Unse­re Pres­se berich­tet nicht nur täg­lich über poli­ti­sche und per­so­nel­le Pro­blem­si­tua­tio­nen, son­dern glück­li­cher­wei­se ab und zu auch über hygie­ni­sche Nor­men und Errun­gen­schaf­ten. So bestimm­ten For­de­run­gen wie »Fai­res Pin­keln für alle!« oder »Kosten­lo­se Pis­soires für Frau­en« im Mai den Tenor etli­cher Tages­zei­tun­gen. Am 21. Mai 22 wur­den die Ber­li­ner sowie die Gäste der Haupt­stadt von der Ber­li­ner Woche unter der locken­den Über­schrift »Für die Not­durft im Grü­nen« über die Über­ga­be von »24 wei­te­ren aut­ar­ken Anla­gen« infor­miert, die von der umwelt­erprob­ten Fir­ma Wall ab Früh­jahr 2023 zur inne­ren Erleich­te­rung der Bür­ger nach­hal­tig auf­ge­stellt wer­den sol­len. Die­se Aus­sicht wird durch ein Foto illu­striert, das die Über­ga­be eines Musters der attrak­ti­ven Ein­rich­tung durch den Fir­men­chef Möl­ler an unse­re char­man­te Umwelt­se­na­to­rin Bet­ti­na Jarasch der Nach­welt erhält. Bei­de Per­sön­lich­kei­ten ste­hen in Tages­klei­dung vor der moder­nen Ein­rich­tung und lächeln sich und die Betrach­ter erfolgs­si­cher, nach­hal­tig und offen­sicht­lich kör­per­lich erleich­tert an. Als männ­li­ches Bevöl­ke­rungs­glied, das im vor­ge­rück­ten Lebens­al­ter auf­grund uri­na­ler Pro­ble­me zwei­mal jähr­lich den Fach­arzt auf­su­chen und sich mit­un­ter auf selbst ver­ab­scheu­te Wei­se Hil­fe in der frei­en Natur ver­schaf­fen muss, habe ich für alle sani­tä­ren Neu­hei­ten gro­ßes Ver­ständ­nis, so für die Bereit­stel­lung von 2,6 Mil­lio­nen Euro aus dem Inno­va­ti­ons­för­der­fonds für die Erpro­bung die­ser lt. Pres­se »aut­ar­ken Toilettenanlagen«.

Den­noch blei­ben für mich nach Kennt­nis­nah­me der Umstän­de noch min­de­stens zwei Fra­gen offen:

  1. In den Toi­let­ten der Fir­ma Wall gibt es lt. Pres­se­be­richt nur Uni­s­ex­t­oi­let­ten und kei­ne Steh-Uri­na­le für Frau­en (vgl. S. 11, Ber­lin aktu­ell). Letz­te­res war lt. Infor­ma­ti­on der Pres­se »im Toi­let­ten­ver­trag nicht erwünscht«. Dafür fehlt mir das Ver­ständ­nis. Ich bit­te des­halb um eine Erläu­te­rung und eine nach­voll­zieh­ba­re Erklärung.
  2. Die Voka­bel »aut­ark« erschließt sich für mich bis­her defi­ni­tiv nicht im Zusam­men­hang mit Toi­let­ten­an­la­gen. Auch dies­be­züg­li­che Recher­chen in der Fach­li­te­ra­tur brach­ten mir kei­ne befrie­di­gen­de Ein­sicht. Am ein­leuch­tend­sten erschien mir noch die Über­set­zung des 1959 erschie­ne­nen Fremd­wör­ter­buch des Ver­la­ges Enzy­klo­pä­die Leip­zig, das den Begriff »aut­ark oder aut­ar­kisch« als »sich selbst ver­sor­gend, unab­hän­gig« erläu­tert. Dage­gen war­tet Wil­helm Lieb­knechts Volks­wör­ter­buch, Dietz Ver­lag Ber­lin 1953, für mich bereits seit mei­ner neu­li­chen Stu­di­en­zeit als ein knap­per und über­zeu­gen­der Ant­wort­ge­ber mit einer aus­führ­li­chen histo­ri­schen Erläu­te­rung auf, die ich in die­sem Kom­pen­di­um am wenig­sten erwar­tet hät­te. Auch das »Klei­ne Lexi­kon von A bis Z«, eben­falls aus dem Jah­re 1959, klam­mert sich an den Begriff Auto­kra­tie und bie­tet den­sel­ben als »Selbst­herr­schaft« und »Staats­form« an, »in der der Herr­scher die Staats­ge­walt unum­schränkt aus­übt« (S. 72). Von wei­te­ren Nach­schlä­gen habe ich dar­auf­hin aus Zeit­grün­den und wegen der Platz­knapp­heit in unse­rem Peri­odi­kum Abstand genom­men und über­ant­wor­te den Rest gern der Sprach­wis­sen­schaft und ihrer Koope­ra­ti­on mit der uro­lo­gi­schen Fach­welt sowie der erfah­re­nen Fir­ma Wall.

Joa­chim Bedürf­tig (85), Rent­ner, 13587 Berlin-Hakenfelde