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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Zuschriften an die Lokalpresse

Die rbb-Abend­schau um 19.30 Uhr gehört in unse­rer Fami­lie zum ver­bind­li­chen Tages­pro­gramm. Sie ist infor­ma­tiv, aktu­ell und viel­sei­tig und wird oft mit Charme dar­ge­bo­ten. Aller­dings bleibt es nicht aus, dass mit­un­ter Nach­rich­ten über­mit­telt wer­den, die Erstau­nen aus­lö­sen. So bei­spiel­wei­se am 9. Juli, als es um die Coro­na-Impf­si­tua­ti­on ging. Wegen der nach wie vor bestehen­den Über­tra­gungs­ge­fahr bera­ten die zustän­di­gen Behör­den jetzt, wie man Per­so­nen zur Imp­fung moti­vie­ren kann, die sich bis­her ihrem eige­nen Glück ver­wei­gert haben. Ich glaub­te mich ver­hört zu haben, dass von Prä­mi­en für die­je­ni­gen die Rede ist, die ihre bis­he­ri­ge Zurück­hal­tung end­lich über­win­den – da war sowohl von Geld- als auch von Sach­prä­mi­en bis zum Fahr­rad die Rede. Das löst aller­dings die Fra­ge aus, ob nicht eher die­je­ni­gen Bür­ger nach­träg­lich mate­ri­ell aner­kannt wer­den müss­ten, die sich von Anfang an vor­bild­lich ver­hal­ten, ihre Spritz­ter­mi­ne pünkt­lich wahr­ge­nom­men und alle Ver­pflich­tun­gen zuver­läs­sig erfüllt haben. Mei­ne Frau und ich schla­gen des­halb vor, deren vor­bild­li­ches Han­deln mate­ri­ell modi­fi­ziert zu wür­di­gen und nicht die­je­ni­gen auf einer Gol­de­nen Sänf­te in die Impf­zen­tren zu tra­gen, die bis­her ihre Mit­bür­ger und sich selbst in Gefahr brach­ten. Meta und Wal­de­mar Hara­ki­ri, Rent­ner, 13059 Berlin-Wartenberg

*

Der unlängst began­ge­ne »Tag des Kuschelns« brach­te mich dar­auf, dass es kaum noch Kalen­der­ta­ge gibt, denen nicht ein beson­de­res Merk­zei­chen zuge­ord­net wird. Damit mei­ne ich weder die tra­di­tio­nel­len Fei­er- und Gedenk-tage, die schon unse­re Alt­vor­de­ren zele­brier­ten haben wie christ­li­che Feste oder den Mut­ter- und Vater­tag, noch die zu DDR-Zei­ten übli­chen Wür­di­gun­gen wie den »Tag des Eisen­bah­ners«, den »Tag des Leh­rers« oder den belieb­ten »Tag der Mit­ar­bei­ter der kom­mu­nal­wirt­schaft­li­chen Dienst­lei­stun­gen«, son­dern die kaum über­schau­ba­re Flut von Spe­zi­al­ta­gen, die nach der Wen­de über uns her­ein­ge­bro­chen ist, vom »Tag der Hei­li­gen Bar­ba­ra« bis zum »Tag des Schnür­schuhs« oder dem »Tag der umge­krem­pel­ten Unter­ho­se«. Mei­ne Ver­su­che, alle Merk­ta­ge, denen bis­her noch kein unver­wech­sel­ba­res Prä­di­kat zuge­ord­net wer­den konn­te, ein­mal voll­stän­dig auf­zu­li­sten, sind bis­her kläg­lich geschei­tert. Sind jeman­dem ähn­li­che Bemü­hun­gen bekannt gewor­den? Nach wie vor ist die Situa­ti­on so, wie sie schon Chri­sti­an Mor­gen­stern beklagte:

»Durch Anschlag mach ich Euch bekannt:

Heut ist kein Fest in die­sem Land.

Drum sei der Tag für alle Zeit

zum Nicht­fest-Fei­er­tag geweiht.«

Pas­qua­le Fül­le (53), Azu­bi, 55758 Vollmersbach