Ich freue mich ehrlich darüber, dass die mir aus meinen Jugendjahren wegen ihres Industriedrecks und ihrer Luftverschmutzung als »Ruß-Chamtz« (Ruß-Chemnitz) bekannte Stadt den Glanz einer Kulturhauptstadt erhalten soll. Die von ihrer Gewerbegeschichte, von konträren Gesellschaftsformationen, sozialen Gegensätzen und Namensänderungen geprägte Kommune, deren Marx-»Nischel« längst ein prägendes Symbol im Stadtzentrum geworden ist, hat sich im Laufe der Jahre zum Wissenschafts-, Sport- und Kulturzentrum entwickelt. Das kann man auch künstlerisch untersetzen, und das finde ich gut. Weniger leuchtet mir dagegen ein, warum das durch die künstlerische Nachbildung des Mastdarms von Karl Marx erfolgen musste. Mit einer Statue, einem Kopf oder auch dem Torso einer Persönlichkeit kann ich gut leben, aber ein Mastdarm ist sicher besser für eine Darmspiegelung geeignet als für eine Veredelung zum Kunstobjekt! Oder sind auch noch andere Organe vorgesehen? Wenn ja, welche und wessen? Und kann man mir bitte erklären, was damit bezweckt werden soll? – Dr. Ursula Unklar (51), Urologin, 64283 Darmstadt
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Wie der neue »Glücksatlas« laut Berliner Kurier vom 19. November verrät, ist das Glücksempfinden der Bundesbürger im Corona-Jahr nur leicht gesunken. Das macht mich froh, zumal die Medien einen Tag später mit 19,3 Prozent einen neuen »Armutsrekordwert« mitteilten und am 22. November vermeldeten, dass fast jeder fünfte Berliner von Armut bedroht ist (Berliner Kurier). Die Werte scheinen die alte Volksweisheit zu bestätigen, dass »Geld allein nicht glücklich macht«. Das wird Solokünstler, Kurzarbeiter, Kneipenwirte und andere Dienstgrade gewiss beruhigen. – Marietta Frohsinn (45), Umschülerin, 25348 Glückstadt
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»Das Stück ist aus, aber es läuft noch«, kommentierte der Publizist Felix Bartel in der jungen Welt vom 11. November den durch das gültige USA-Wahlsystem besiegelten Präsidentenwechsel. Aber nach wie vor behauptet der Noch-Präsident, er sei durch Wahlfälschungen aus dem Amt gerempelt worden, und er weigert sich, seine Amtsstuben im Weißen Haus für den Nachfolger zu räumen. Wird Trump jetzt zum weltbekanntesten illegalen Mieter? Jetzt in der Faschingszeit rutscht ihm jedenfalls die Maske vom Gesicht. Droht dem Mann nun eine Räumung wie sie die Bewohner der Berliner Liebigstraße 34 im Oktober erlebten? – Wally Wacholder (67), Rentnerin, 03205 Calau