Während das bürgerliche Lager, also FDP und CDU/CSU, deutlich kommuniziert, mit wem man nach der Wahl koalieren würde, weil alle drei Parteien Steuererhöhungen ablehnen, ja möglichst noch Steuererleichterungen in Aussicht stellen, um damit, merkwürdiger Weise, die gigantischen, etwa durch die Corona- und Ökologie-Krise, zuletzt die Flutkatastrophe verursachten Staatsschulden bewältigen zu wollen, legen sich SPD, Grüne und Linke nicht auf eine gemeinsame Wunschkoalition fest, obwohl sie alle mehr oder weniger moderate Steuererhöhungen für sehr Wohlhabende präferieren. Nein, sie konkurrieren lieber untereinander, um den jeweils anderen Parteien so viele Stimmen wie möglich abzujagen. Wie glaubwürdig ist das denn?!
Außerdem ist doch ganz klar, dass diese drei Parteien des, mehr oder weniger, linken Spektrums, von ihren jeweiligen Parteiprogrammen und von ihren anti-rechtsradikalen Werten, die meisten gemeinsamen politischen Schnittmengen hätten. Ich verstehe schon, dass sich das bürgerliche Lager ziemlich darüber einig ist, dass sie unbedingt die »armen Reichen« verschonen wollen und dass das wohl unter der Hand, heißt: die Mehrheit der Lohn- und Gehaltsabhängigen sowie die Prekären sollen weiterhin die Hauptlast der Krisenbewältigung tragen. Ansonsten soll es der »Markt« richten, wenn nur die Wirtschaft brummt. Dadurch sollen angeblich genug Steuern fließen. Sicher ist hingegen nur, dass dadurch die Mehrwertrate für die Kapitalanleger steigt und die Spaltung zwischen Arm und Reich weiter vertieft wird.
Es ist für mich vorauseilender Defätismus, dass das Wunschbündnis einer Rot-Rot-Grünen Regierung von den drei Parteien nicht in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes gestellt, sondern im Gegenteil eine klare Botschaft in dieser Richtung vermieden wird, wohl auch aus Angst vor einem rot-schwarzen Lagerwahlkampf. »Option« heißt ja nicht, dass sich dafür, von vornherein, eine Wählermehrheit entscheiden wird, sondern es wäre nur ein konsequentes politisches Signal, auch gegen rechte und konservative Demagogen – als logische Folge der eigenen Parteiprogramme und der sozial-ökologisch notwendigen Steuererhöhungspolitik gegenüber den Wohlhabenden, zugunsten des Abbaus gigantischer Staatsverschuldung und damit auch zur Verbesserung des Gemeinwohls.
Aber wer nicht eindeutig dafür kämpft, sondern lieber miteinander konkurriert, hat schon verloren! Das ist für mich die Hauptursache für das schwächelnde linke Spektrum. Es mangelt nicht nur in diesem Land an einer neuen, mutigen Solidarität, dem wichtigsten linken Wert, und einer sinnstiftenden politischen Hoffnungsperspektive. Ich weiß, ehrlich gesagt, wirklich nicht, wen ich deshalb von diesen drei Parteien wählen soll. Aber Wahlenthaltung ist auch keine Alternative, und drei Stimmen für ein solches Bündnis, gibt es leider nicht.