Wo immer Sie sich auch gerade befinden: Rühren Sie sich nicht vom Fleck, denn es könnte Ihr letzter gewesen sein. Nie zuvor war das Böse so immer und überall wie jetzt. Ob 9-€-Ticket oder eine neue Virusvariante, gepanschtes Tiroler Sonnenöl, Liegestuhlreservierungswahnsinnige – samt Autobahnstau, der Urlaubsterror ist da. In den bevorzugten Urlaubseinzugsgebieten herrscht in den Fußgängerzonen wegen Abstandsverweigerung erhöhte COVIDwasweissichvarianteansteckungsgefahr samt Körperausdünstungsgefahr.
Die Massenmedien befürchten, dass sie bald keine Massen mehr als Kundschaft haben werden; täglich berichten sie, dass wir von der Urlaubsgewalt umzingelt sind, dass uns ein gespenstisches Lasso aus Mord, Totschlag, Inflationssteigerungsterror und Papiertaschentuchmangel wegen Putin alltäglich bedroht.
Wer morgens noch die Tageszeitungen aufschlägt, IQ und Papiermangel gefährdet Inhalt und Umfang beträchtlich, schlägt sie gleich wieder zu, damit das Unheil nicht auch noch seinen Lauf auf einen selber nimmt. Das Urlaubende nicht nur bei Nacht, sondern auch am Tage nicht mehr das Haus verlassen – das ist eine weitere Bedrohungswahrheit –, weil der Wolf sich nicht nur an Schafen, Bergziegen und ähnlichen Grasfressern vergreift, sondern auch Urlauberfleisch in jeder Größe und Qualität, egal ob vegan oder anders, seinem Ernährungskreislauf zufügt. Es ist leider eine düstere Selbstverständlichkeit geworden, dass das finstere Verhängnis immer lauert und nichts anders im Sinn hat, als uns den Garaus zu machen.
Führende Händler von Hacken und Harpunen, von Revolvern, Maschinenpistolen und Macheten sollen bereits, noch kurz nach dem Pfingstkurzurlaubsgeschäft, restlos ausverkauft sein. Nur in wenigen Städten werden noch Restposten an Rasiermessern feilgeboten. Überall findet man, nicht nur an den bekannten Urlaubsorten GästinnenGäste, die große Hoffnung auf Fremdenverkehrserholung setzten.
Nicht nur das unbekannte, aber offenbar sich auf unheimliche Weise vermehrende Gelichter geht um, sondern auch die Angst. Wer ist noch imstande, das Gras so rasch wachsen zu hören, um herauszufinden, dass er sich nicht in der Gefahr befindet, in dieses nicht bald beißen zu müssen? Wer hat das Zweite Gesicht, um den Bösen Blick zu erkennen? Die Untiefen der Frei- und Hallenbäder an Urlaubsorten samt erhöhter Ertrinkungsgefahr wegen fehlender Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister? Die niedrige Gesinnung samt krimineller Arbeitsverweigerung, Urlaubsgästinnen Gästebetreuung zu leisten. treibt fröhliche Urständ!
Hüten Sie sich davor, mutwillig Ihre Ferienwohnung zu verlassen. Schon im Korridor davor können Kreaturen lauern, die es nur darauf abgesehen haben, es auf Sie abzusehen. Trinkgeldforderungen ohne Gegenleistung drohen überall. Gehen Sie nach Einbruch der Dunkelheit – für diese Urlaubszeit gilt 0 bis 24 Uhr – nicht allein auf die Straße, vor Ihrem Haus wimmelt es nur so vor urlaubsfeindlichem einheimischem Gesindel, das ihnen jede Form von Urlaubsfreuden vergällt.
Schauen Sie jedem Menschen, der Ihnen näher als vierzig Meter kommt, sehr aufmerksam ins Gesicht. Wenn er eine fahle oder dunkle Haut hat, etwas abstehende Ohren und ein bisschen rötliche Augen, dann seien Sie auf der Hut. Solche Elemente sind zu allem fähig, vor allem zu den unbeschreiblich niederträchtigen Taten, die Sie erst auf Ihrem Grabstein lesen würden.
Vermeiden Sie auch im Urlaub familiär, partnerschaftliche, sexuell überschreitende Beziehungen. Seit längerem wird beobachtet, dass Menschen, die mit einem anderen zusammenleben, häufiger erschlagen werden als solche, die keinen anderen Menschen kennen.
Im Urlaub kommt es häufiger zu verbal, urbanen Auseinandersetzungen (»Wenn Du noch mal Gabalier hörst, ist Lebensende angesagt!«). Ein urlaubender Familienverband bietet noch mehr Morbides. Wenn Sie Tochter sind, wird Ihr Vater Sie erwürgen. Wenn Sie Sohn sind, wird Ihre Mutter Sie vergiften, damit Sie Ihrem Vater nicht sagen können, warum der Hilfskoch dreimal wöchentlich Urlaubssonderverpflegung verschenkt.
Wenn Sie Mutter sind, wird Ihre Tochter Sie erschießen, weil der Kellner eigentlich ihr Urlaubsfreund ist. Wenn Sie Vater sind, wird Ihr Sohn Sie erschlagen, weil Sie ihm nie gesagt haben, ein Bub könne im Urlaub mehr als nur die Bedienungsanleitung des Navigationsgerätes für Mountainbikes studieren.
Wollen Sie besonders fein Urlauben, empfehle ich die USA – politisch verwaltet von Multimillionären. Erleben Sie da, wie Dutzende von Clubs die Politik bestimmen und die Mehrheit der Bürger in Armut und Ausbeutung lebt, sich flächendeckend bewaffnet hat und eine Ideologie pflegt, die es für eine der höchsten Prioritäten hält, dass Menschen dazu ausgerüstet sind, sich gegenseitig zu erschießen. Dazu können Sie noch den tief verankerten, meist sogar staatlich sanktionierten Rassismus bewundern.
Meiden Sie aber auch Österreich, weder ist Wien »anders«, noch hat Salzburg an Reiz gewonnen. Während der Festspielzeit wird in der Gastronomie normal gekocht, wie immer, aber für die Festspielzeit gilt die Preisgehobene »Festspielkarte«. Herr Jedermann Handaufhalter lässt grüßen! In Tirol, wo sogar die Bergziegen jodeln und Lederhosen tragen, gilt das Sprichwort »Bisscht a Tirola, bist a Mensch. Bisscht ka Tirola bischt a Oaschloch!«
Ich bin eigentlich noch lange nicht fertig, aber es macht mir keinen Spaß, hier dem Urlaub Aufzählungen aufzuzählen, um diese zur Gewohnheit gewordene Geißel der Menschheit und ihres Planeten quasi tabellarisch zu beschreiben.
Selbstverständlich gibt es auch noch neben dem Urlaub ganz andere Konstellationen, in denen Sie gezwungen sind, Mitmenschen am weiteren Einatmen zu hindern. Es gibt genug Leute, die mehr auf der Kante haben, als es dem Gegenwert einiger Briefmarken entspricht; es gibt immer wieder politisch gewählte Stimmenschänder. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie, wir alle, eventuell im Visier stehen – auch im Urlaub: Das menschliche Zusammenleben ist immer mehr zu einem Zusammentöten geworden. Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass der Nächste es gut mit uns meint, wir könnten da schon selbst der Nächste sein, der den Löffel abgibt. Immerhin können wir uns, in einer Epoche des Entsetzens, in der die schuldlosen Köpfe nur so vor sich hin rollen, damit trösten, dass bekanntlich alle, die dran glauben müssen, selig werden.
Menschen, die an der Humanität meiner Polemiken zweifeln, möchte ich daran erinnern, Weihnachten das Neujahrskonzert und Ostern sind vorbei. Corona nicht! Bald und solange der Morgen noch graut, der Abend rotgrünblaugelblila strahlt, ist alles möglich – auch und gerade im Urlaub!