Protest-Sänger, Rock-Rebell, politischer Aktivist, christlicher Missionar und Literaturnobelpreisträger – Bob Dylan, der in diesen Tagen seinen 80. Geburtstag begeht, wurde in all den Jahren mit vielen Etiketten versehen. Dabei hat er immer wieder betont: »Ich bin ein anderer!«
Am 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota geboren, war Robert Allen Zimmerman der Enkel von aus Osteuropa in die USA eingewanderten jüdischen Großeltern. Er wuchs in der kleinen Bergbaustadt Hibbing nahe der kanadischen Grenze auf. Bereits in der Jugend wollte er Sänger und Gitarrist werden und gründete mit zwei Klassenkameraden eine Band. Im September 1959 verließ er Hibbing und zog nach Minneapolis, wo er sich an der Universität (Fakultät der Schönen Künste) einschrieb. Anfang 1961 entschied sich der knapp 20-Jährige jedoch, nach New York zu gehen, um sich einen Namen in der dortigen Musikszene zu machen. Mit Gitarre und Mundharmonika fand der Neuankömmling Unterschlupf in Greenwich Village, wo sich eine Künstlerszene etabliert hatte. Der junge Sänger nahm den Künstlernamen Bob Dylan an. Bald trat er in Folkclubs auf. Einen großen Einfluss auf seine frühe Entwicklung hatte seine Freundin Suze Rotolo, die Tochter kommunistisch gesinnter Einwanderer aus Italien, die ihn mit Literatur und Theater bekannt machte.
Am 29. September 1961 erschien in der New York Times der legendäre Artikel des Musikkritikers Robert Shelton. Bemerkungen wie »Er ähnelt einer Kreuzung aus Chorknabe und Beatnik« oder »Er platzt vor lauter Talent aus allen Nähten« beschleunigten wahrscheinlich Dylans Weg nach oben. Der Columbia-Records-Plattenproduzent John Hammond wurde auf Dylan aufmerksam und bot ihm noch am selben Tag einen Vertrag an. Im November 1961 wurden die ersten Songs aufgenommen und im März 1962 erschien Dylans erstes Album mit dem schlichten Titel »Bob Dylan«. Es enthielt im Wesentlichen noch traditionelle Lieder aus den Bereichen Blues, Gospel, Country und Folk; lediglich zwei Songs waren Eigenkompositionen.
Erst Dylans nächstes Album »The Freewheelin’ Bob Dylan«, das am 27. Mai 1963 erschien, brachte den künstlerischen Durchbruch. Es erreichte Platz 22 der US-Charts und wurde schließlich mit einem Platin-Album ausgezeichnet. 2003 listete der Rolling Stone das Album auf Platz 162 seiner Liste der 500 besten Alben aller Zeiten. Nach seinem ersten Plattenerfolg begann Dylan noch 1963 mit einer ersten Tournee (häufig gemeinsam mit Joan Baez) durch die USA. Mit seinen Auftritten und den nachfolgenden Alben »The Times They Are a-Changin’« (1964) oder »Highway 61 Revisited« (1965) wurde er für die immer politischer werdende Jugend zu einer Symbolfigur: eine Rolle, die ihm eher weniger behagte. Mitte der 1960er verwandelte sich sein Musikstil vom Folk hin zum Rock’n’Roll, was nicht von allen Fans begeistert aufgenommen wurde. Seine Schallplatten verkauften sich aber weiterhin millionenfach.
Nach einem Motorradunfall 1966 zog sich Dylan für einige Jahre fast völlig ins Privatleben zurück. In den 1970ern feierte er aber sein Comeback und blieb bis heute in den unterschiedlichsten Stilrichtungen aktiv – von der Country Musik bis zur christlich inspirierten Gospel-Phase. Fast im Jahrestakt brachte er neue Alben heraus, die allesamt zu Klassikern wurden. »Rough and Rowdy Ways«, im Vorjahr erschienen, war bereits sein 39. Studioalbum. Dazu kommen 15 Livealben und unzählige Kompilationen (»Greatest Hits« oder »Best of«). In seiner Karriere schuf Bob Dylan bisher mehr als 600 Songs und verkaufte weltweit mehr als 125 Millionen Tonträger.
Der »Shakespeare des 20. Jahrhunderts«, wie Bob Dylan von vielen bezeichnet wird, erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. Der Ritterschlag war 2016 die Ehrung mit dem Literaturnobelpreis – für »neue poetische Ausdrucksformen in der amerikanischen Song-Tradition«, wie es in der Begründung des Nobelpreiskomitees der Schwedischen Akademie hieß. Mit Bob Dylan, der Poesie fürs Ohr schreibt, wurde zum ersten Mal ein Songwriter mit der höchsten literarischen Ehrung der Welt ausgezeichnet.
Am 24. Mai 2021 feiert der rastlose und verschwiegene Altmeister des Rock’n’Roll seinen 80. Geburtstag. Wie kein anderer Einzelkünstler hat er die populäre Musik der letzten sechzig Jahre geprägt. Mit Titeln wie »Like a rolling stone«, »Blowin’ in the Wind«, »The times they are a-changin« oder »Mr. Tambourine Man« schrieb er nicht nur den Soundtrack der rebellischen 1960er-Generation, sie sind auch in die Musikgeschichte eingegangen.