So schmerzhaft eine Vertreibung aus dem Heimatland ist – dass Anna Seghers letztendlich in Mexiko gelandet ist, war ein Glücksfall. Monika Melchert hat alles, was mit Seghers’ Aufenthalt dort zu tun hat, in ihrem Buch festgehalten, und es ist quasi ein Hohelied geworden – auf ein Land der Wärme, Farben, Düfte, Solidarität und Freundlichkeit. Hier gab es für die Emigranten Arbeit, Anerkennung und Freunde. Hier lernten sie eine beeindruckende Kunst und Künstlerfreunde kennen. Sie bekamen die Möglichkeit, die eigene Kultur zu pflegen und sich politisch zu betätigen. Hier erlebte Anna Seghers den Erfolg ihres Romans »Das siebte Kreuz«, und hier gelangen ihr unter anderem so große Werke wie »Transit« und »Der Ausflug der toten Mädchen«, die Monika Melchert fachkundig und einfühlsam interpretiert. In Mexiko erlitt Anna Seghers aber auch einen schweren Verkehrsunfall, und sie erfuhr vom Tod der Mutter in einem Deportationslager im fernen Europa. Sie liebte Mexiko, aber sie hatte auch Heimweh …
Monika Melchert beschreibt all das sehr genau. Im Unterschied zu einer auf Sachlichkeit bedachten Biographie verleugnet sie ihre Sympathie zur Schriftstellerin und zu dem Land nicht, fragt nach den Gefühlen ihrer Heldin und schöpft aus einem großen Reservoir von Anekdoten und Zitaten. Ein liebenswertes, schönes Buch
Monika Melchert: »Im Schutz von Adler und Schlange. Anna Seghers im mexikanischen Exil«, Quintus Verlag, 200 Seiten, 20 €