»Heute bin ich den ganzen Tag nach einer Wohnung gerannt und habe schon eine gefunden«, schrieb Rosa Luxemburg am 16. April 1899 aus Berlin an Leo Jogiches.
Erstaunlich, was damals möglich war. Im Mai 1899 war sie dann nach Berlin in ihre gerade gefundene Wohnung gezogen, und trotz vieler Vorbehalte blieb sie bis zu ihrer Ermordung im Januar 1919 in dieser Stadt.
Die Politikwissenschaftlerin Claudia von Gélieu folgt seit 1991 den Berliner Spuren von Rosa Luxemburg. Mit dem Titel »Rosa Luxemburg in Berlin« hat sie einen biografischen Stadtführer vorgelegt, ein spannendes, sehr gut gemachtes Büchlein. Es verlockt auf sympathische Weise, die vierzig beschriebenen Orte in Berlin aufzusuchen. Schilderungen aus dem Leben von Rosa Luxemburg belegen den politischen Werdegang dieser bemerkenswerten Frau in ihren Berliner Jahren, als sie im Zentrum der internationalen Arbeiterbewegung lebte und arbeitete.
Erfreulich sind die kurzen, lebendigen Texte. Vorzüge des biografischen Stadtführers sind seine übersichtliche Gliederung, eine Übersichtskarte, der tabellarische Lebenslauf, das Personen- und das Ortsregister sowie die Literaturhinweise. Ein Audioguide beim Audioportal Soundcloud bietet an fünfzehn Stationen ergänzende Informationen zu politischen Positionen samt Schilderungen aus dem Leben von Rosa Luxemburg. Trotz seines gewichtigen Inhalts kann das angenehm kleinformatige Büchlein in der Jackentasche oder im Rucksack Platz finden und die Spurensuche wesentlich befördern.
Claudia von Gélieu: Rosa Luxemburg in Berlin. Ein biografischer Stadtführer, Karl Dietz Verlag, Berlin 2021, 136 S., 6 €.