Im Hohen Haus am Platz der Republik 1 in Berlin bis in die kleinste Kommune zeigen sich unsere Politiker zwar des Redens allmächtig und des Schreibens mächtig, sobald es um große Zahlen geht, hapert es jedoch mathematisch gehörig. Da wird dann gern »verniedlicht«. So beläuft sich der erhöhte Schuldenstand der Bundesrepublik Deutschland per 31. Mai 2022 auf 1.486,4 Mrd. Euro. Das klingt irgendwie überschaubar, übersteigt jedoch jede Vorstellungskraft – übrigens auch das Fassungsvermögen derer, die mit solchen Zahlen scheinbar souverän hantieren. Fast 1.500 Milliarden, anderthalb Billionen – eine Billion ist eine schlicht 1 mit zwölf Nullen – sind nicht mehr fassbar, schon gar nicht anfassbar.
Nach dem Haushaltsbeschluss des Bundestages kam öffentliches Frohlocken auf, der Bund dürfe 2022 fast eine halbe Billion Euro ausgeben und erneut hohe Schulden machen. Trick 17 funktioniert. Eine halbe Billion sind zwar 500 Milliarden, scheinen aber wenig zu sein angesichts des Gesamtschuldenstandes. Adam Ries, der alte oberfränkische Rechenfuchs, würde sich die Haare raufen, ob der neuzeitlichen Zahlenjongleure. Sie verkneifen es sich nämlich, mit realem Barem zu rechnen. Zum Ende des Jahres 2020 soll sich der Bargeldumlauf im Euro-Währungsgebiet auf eine Summe von rund 1.477 Milliarden Euro belaufen haben. Bares scheint Rares zu werden.
Wer als Bürgerin oder Bürger blickt da noch durch? Von der großen Zahl politischer Nullen ganz schweigen, die mit 100 Milliarden € die Auftragsbücher der Rüstungskonzerne füllen, um Waffenschrott zu produzieren. Als Faustregel gilt nämlich, dass z. B. ein Kampfflugzeug höchstens dreimal als einsatzfähig gilt, bevor es abgeschossen wird. Von Granaten, Raketen und einfacher Munition ganz zu schweigen, die nur einmalig verschossen werden können. Die Lieferanten für Gevatter Tod machen ordentlich Kasse. Die Gewinnmargen und Börsenkurse bestätigen es. Die Zahl der Millionäre – wie tröstlich – stieg 2021 um rund 100.000 an.
Düsterste Prognosen allerorten. Die unbewältigte und wieder anstehende Corona-Pandemie sowie der russische Krieg in der Ukraine werden als politisches Alibi bemüht. Nicht das Gespenst des Kommunismus geht mehr um, sondern der Furor des Teuro-Kapitalismus. Das rot-grün-gelbe Triumvirat verlangt Opferbereitschaft ohne Ende im Stil von Wilhelm Zwo: »Gold gab ich für Eisen«. Der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes weist mit 13,8 Millionen von Armut betroffenen Menschen für 2021 einen bisherigen Höchststand aus. Problemregion Nummer 1 das Ruhrgebiet. Die Teuerung stieg im Mai 22 vor allem durch Kosten für Energie und Lebensmittel auf den höchsten Stand seit 50 Jahren.
Hätte es ein Assessment-Center vor der Wahl gegeben, um die Kandidatinnen und Kandidaten einer Persönlichkeitsprüfung zu unterziehen, wäre dem Desasterteam Scholz & Co. nie eine Chance gegeben worden. Wo bleibt da eigentlich der Verfassungsschutz in puncto Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung? Leider wird sich wegen allgemeiner grundgesetzlicher Lücken ebenso kein Staatsanwalt finden, um eine Sammelanklage zumindest wegen Meineid zu erheben. Der Amtseid nach Artikel 56 GG ist für die Katz´. Er stammt aus Zeiten der Bonner Gründungsväter, denen an Ehre und Eid etwas gelegen war. Daher steht der deutsche Michel dumm da wie Goethes Zauberlehrling, der die Geister rief und sie nie mehr loswurde.
Dr. phil. Robert Habeck kann ruhigen Gewissens als grüner Vizekanzler sowie Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz die 11. Feuerbach-These des Herrn Karl Marx, wonach es nicht auf Interpretation, sondern auf Veränderung ankommt, kurzerhand umdrehen. Sanktionswütig bescheren er und seinesgleichen der Republik einen Wirtschaftsniedergang ohnegleichen.
In Sachen Gas machen sich Habeck und die Berliner Chaostruppe zur internationalen Witzfigur. In Polen füllten sich wundersam die Gasspeicher bereits zu 97 Prozent. Wie ging das, obwohl das Land seit Monaten kein Erdgas mehr von Gasprom bezieht? Es kam über die Jamal-Europe-Pipeline aus deutschen Landen. 2021 gelangte es über Westsibirien durch Belarus ins brandenburgische Mallnow und von dort wieder ostwärts nach Polen. Während Ex-Pastor, Ex-Stasijäger und Ex-Bundespräsident Joachim Gauck Solidaritätsbibbern für die Ukraine heiligt, kennen deutsche Importeure keine Gnade und verhökern für den heimischen Markt vorgesehenes Gas zu überhöhten Preisen auf dem polnischen Spot- und Future-Markt: ein echter Gaunerstreich der Putin-Sanktionierer. Und die Europäische Union entdeckt plötzlich eine »grüne« Liebe zu Gas und dem einst verteufelten Atomstrom. Selbst der Klimakiller Kohle steht seit der Bundestagssitzung vom Juli nicht mehr auf der grünen No-Go-Agenda!
Über ein anderes Desaster wusste die Wirtschaftswoche vom 7. Juni 2022 unter der Überschrift »Das Weizen-Chaos an der Grenze zu Polen« zu berichten: »Es gibt kaum ein Durchkommen für das Getreide aus der Ukraine. An dem Grenzübergang Dorohusk warten vollgeladene Waggons oft mehrere Wochen. Ein Getreidehändler aus Ostpolen, der anonym bleiben möchte, verzweifelt angesichts der aktuellen Lage. Er würde den Weizen gerne per Lkw zu den Seehäfen im Norden Polens abtransportieren lassen. Dafür bräuchte er Fahrer und Fahrzeuge. ‘Auch wenn ich den doppelten Tarif zahle, finde ich keine Fahrzeuge. Sie sind alle bis zum Anschlag ausgelastet‘, sagt der Händler. Der Weizentransport aus der Ukraine in den Westen stockt – egal ob per Güterzug oder per Lkw. Lastwagen warten oft tagelang, um die sieben ukrainisch-polnischen Grenzübergänge zu passieren. Güterzüge stehen in den sieben Grenzbahnhöfen noch länger. Derweilen nimmt die Lage auf dem Weltmarkt für Weizenexporte dramatisch zu. (…) Alternativrouten, etwa über Rumänien, sind bis zum Anschlag ausgelastet.« Was folgt, ist die Beschreibung eines (west)europäischen Totalversagens. Die mit Weizen vollgeladenen Waggons der ukrainischen Eisenbahn stehen bis zu drei Wochen und warten, weil Waggons fehlen. Trotz mehrerer Aufrufe Polens an die anderen europäischen Länder wurde keine ausreichende logistische Hilfe geleistet.
Eigenen Angaben zufolge arbeitet US-Präsident Joe Biden mit europäischen Verbündeten an einer Lösung der Blockade von 20 Millionen Tonnen ukrainischem Getreide, das an der Schwarzmeerküste festhängt. Geplant sei der Bau vorläufiger Silos an den Grenzen des Landes, um das Problem unterschiedlicher Spurweiten im ukrainischen und europäischen Schienensystem zu umgehen, teilte er mit. Die Verkündigung des Jahrtausends: »Die Ukraine hat ein System, wie Russland es hat, eine Spurenweite, die anders ist als die Spurenweite der anderen Schienen in Europa. Also werden wir temporäre Silos bauen, an den Grenzen der Ukraine, darunter in Polen. Dann können wir es aus diesen Waggons in diese Silos bringen, in Waggons in Europa und dann an den Ozean und in die ganze Welt. Aber es erfordert Zeit.«
Das Rechnen mit Milliarden und Billionen und Krediten ohne Ende ist dagegen ein Kinderspiel. Schwarze Madonna, Königin von Polen in Częstochowa, hilf! Erhelle die Geister der irdischen Kleindenker.