Man will es einfach nicht glauben, aber jeder hat sein sprichwörtliches Päckchen zu tragen. Auf gut Deutsch: Jeder muss mit seinem Schicksal klarkommen. Bei mir ist es der verdammte Rücken, der sich bei jeder dummen Bewegung mit einem stechenden Schmerz aus heiterem Himmel meldet. Dann bin ich quasi bewegungsunfähig und laufe wie ein Fragezeichen durch die Gegend. Selbst das Zubinden der Schuhe geht nicht ohne Hilfe der Ehefrau und das Aussteigen aus dem Auto wird zur lachhaften Zirkusnummer für die Nachbarschaft.
Dass ich dieses Schicksal mit rund drei Viertel aller Deutschen teile, ist auch kein Trostpflaster. Die Rückenprobleme sind längst zu einem volkswirtschaftlichen Faktor geworden, denn das Kreuz mit dem Kreuz verschlingt alljährlich insgesamt 10 Milliarden Euro Behandlungskosten und noch einmal 15 Milliarden Euro für die Spätfolgen. Bei diesen Zahlen fragt man sich allerdings: Ist unsere Wirbelsäule eine Fehlkonstruktion oder göttlicher Pfusch?
»Abnutzungserscheinungen am fünften und sechsten Wirbel« – so lautet die lapidare Aussage des Röntgenbildes. Das klingt eigentlich gar nicht so dramatisch, doch mein Rückenmartyrium schreit in regelmäßigen Abständen nach einem Heizkissen oder einem heißen Wannenbad. Einreiben mit Schlangengift ist noch so ein Geheimrezept. Und in unserer Reiseapotheke dürfen die Schmerztabletten niemals fehlen.
Seit kurzem habe ich aber eine völlig neue Schmerztherapie entwickelt, indem ich meinen Rückenwirbeln Namen gebe, natürlich weibliche Namen! Erika, Gisela, Renate und so weiter. So habe ich nun einen Adressaten für meine schmerzerfüllten Flüche. »Hey, Hannelore, verdammt noch mal, musst du dich ausgerechnet am Wochenende melden. Aua! Schiet noch mal!« Doch zu meiner totalen Überraschung antwortet die Übeltäterin mit der mahnenden Stimme meines Orthopäden: »Wer seine tägliche Rückengymnastik vernachlässigt, ist selber schuld!«