Ob Bertolt Brecht, der nach seiner Flucht am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem Reichstagsbrand, über Prag exilierte und im Frühsommer desselben Jahres auf der dänischen Insel Fünen in Svendborg ein Haus kaufte, wo er die nächsten sechs Jahre lebte, je einen »Rød Pølser« gegessen hat, ist in der Literatur leider nicht überliefert. Heute ist das »rote Würstchen« mit einer Weißbrotscheibe zur kulinarischen Visitenkarte des Königsreichs zwischen Nord- und Ostsee geworden. Am 18. Januar 1921 begann in Kopenhagen der Siegeslauf der Wurst, als sechs »Wurstwagen« die Erlaubnis erhielten, ihr Kundschaft zu einem schnellen Essen mit der »Roten Wurst« zu versorgen. In kurzer Zeit wurde das »Essen aus der Hand« zum Erfolg, nicht nur in Kopenhagen.
Bei der Wurst handelt es ich um eine dünne, mit dem Lebensmittelfarbstoff Karmin leuchtend rot eingefärbte Brühwurst aus Schweinefleisch in einem Darm. Die Wurst ist vergleichbar mit den hierzulande bekannten »Wiener-« oder den »Frankfurter Würstchen«. In der Rezession in den 30er Jahren wurde für die »Rote Wurst« aus minderwertigem Fleisch hergestellt. Diese Würste konnten zu günstigen Preisen an die ärmere Bevölkerung verkauft werden. Das änderte sich erst mit dem dänischen Ministerpräsidenten Poul Nyrup Rasmussen, der aus einer Arbeiterfamilie kam. In dessen Regierungszeit von 1993 bis 2001 wurden klare Qualitätsstandards festgeschrieben.
Zum Essen wird die »Rød Pølser« heute in ein längliches Brötchen verpackt und mit Röstzwiebeln, Remoulade, Senf, Ketchup und süßsauren Gurken belegt, bei uns bekannt als »Dänischer Hotdog«. Die meisten davon gehen hierzulande übrigens bei »Ikea« über den Verkaufstresen.