Nach der Lektüre eines Buches (s. u.) erlaube ich mir neuerdings, meinen Freunden und Freundinnen, die Quiz und Rätsel lieben, z. B. folgende Fragen zu stellen:
- Welches Land hat mindestens drei Tode von Präsidenten anderer Länder zu verantworten?
Da ahnt nun jeder, das kann nur die USA sein. Mache ich dann weiter und frage:
- Nenne bitte drei ausländische Staatsoberhäupter, die direkt oder indirekt Opfer von US-/CIA-Operationen wurden?
Da kommen sie nun ordentlich ins Schwitzen. Leider fällt ihnen niemand ein. Wenn ich dann mit Chile nachhelfe, ja, das lag mir auf der Zunge: Salvator Allende!
Aber dann verließen sie sie. Wer erinnert sich noch an: Patrice Lumumba? – Was übrigens dieses Quiz auch für Herrn Selenskyj so interessant macht, es kamen auch ehemalige Verbündete der USA rasch an ihr Ende, wenn sie aus irgendeinem Grund in Ungnade fielen.
Erinnert sich noch jemand an den Diktator Trujillo aus der Dominikanische Republik? Das kann man nicht verlangen, aber auch in jüngerer Vergangenheit gibt es ein Beispiel: Saddam Hussein, der sich in den USA verschätzt hatte.
Übrigens kann es auch sogenannten Befreiungsbewegungen so ergehen: Vom hochgerüsteten Verbündeten zum Staatsfeind? Wer errät‘s? Na klar: die Taliban. Die durften zuerst, durch die CIA üppig ausgestattet, gegen die Sowjetunion kämpfen, dann spielten sie Zauberlehrling, und dann musste der US-Meister sie – erfolglos – züchtigen. Also auch hier sollten die herrschenden politischen Kräfte in der Ukraine, unsere wunderbaren Freiheitskämpfer, vorsichtig sein.
Wen die USA oft erfolglos umzubringen versucht haben, das weiß wieder jeder: Fidel Castro. (Übrigens war hier nie vom Völkerrecht die Rede! Dieses wurde offensichtlich erst kürzlich erfunden!)
Mein Quiz geht noch weiter: Welches Land hat mit welchen Fake News einen Krieg angefangen oder einen Kriegseintritt seinem Volk »verkauft«?
Na ja, die Deutschen und dieser polnische Sender, da war doch irgendwas, das kommt auch gerne. Aber welches (neue) Land begann gleich mit Fake News seinen Nachbarn zu überfallen, als es sich einen Teil von Mexiko abschnitt, um sich dann eine schöne Insel von Spanien mit einem versenkten Schiff zu holen; und wieder etwas später wurde (angeblich) ein Schiff von ihnen allerdings nicht vor New York, sondern, weit weg, im Golf von Tonkin angegriffen? Nun, die immer erfolgreichen Märchenerzählungen endeten auch nicht vor weit entfernten Brutkästen, in deren kriegerischer Folge mehr Kinder starben als in alle Brutkästen der Welt passen (Wie ich vermute?).
Man könnte noch mehr Rätsel stellen, z. B. wie viele Hochhäuser stürzten bei 9/11 ein, oder wer erschoss Kennedy? Und wie viele Leben, ich meine eigene(!) Soldaten, sind ein Stimmungsumschwung für einen Kriegseintritt wert (Pearl Harbor)? Aber das führt zu weit! Und ist selbstverständlich sehr umstritten!
Übrigens sind auch strategische Spielchen sehr interessant. Z.B.: Unter welchen Bedingungen lassen die USA die Ukraine fallen? Ich könnte mir vorstellen, die bösen Chinesen haben von den Provokationen der westlichen Welt im südchinesischen Meer genug und besetzen Taiwan? Dann stünde die USA in einem Zwei-Fronten Krieg mit zwei Gegnern, die das Potential hätten, den Krieg auf US-amerikanischem Boden auszutragen, und das wäre eine ganz neue Erfahrung für unsere dortigen Freunde. Und da die dortige Bevölkerung schon bewaffnet ist, und in eine Art Bürgerkrieg verwickelt – was das wohl gäbe?
Na, vielleicht doch besser, Sie lesen das erwähnte Buch nicht, sonst verlieren Sie noch ihr Vertrauen in gewählte Regierungen:
»Die tatsächliche Wahrheit ist, und das wissen Sie genau so gut wie ich, dass seit den Tagen von Andrew Jackson gewissen Teile der großen Finanzzentren die Regierung beherrschen.«
Oder mit diesem ganz neuen Recht der Selbstverteidigung: »Die Briten erklärten, die USA seien von Nordvietnam angegriffen worden und daher bestehe ein Recht auf Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 der UN-Charta.«
Oder an die »Wahrheiten« unserer Regierungen:
Bei einer Umfrage im Jahr 2006 erklärten 85 Prozent der US-Soldaten im Irak, dass ihre »Hauptmission« darin bestehe, »Saddam für seine Rolle bei den Terroranschlägen vom 11. September zu bestrafen«. Doch Saddam Hussein hatte rein gar nichts mit den Terroranschlägen in New York und Washington zu tun.
Ah, also rate ich ihnen um ihres lieben Friedens willen von der Lektüre dieses Buches dringend ab.
Ganser, Daniele: Imperium USA. Die skrupellose Weltmacht, fifty-fifty-Verlag, Frankfurt/M. 2022, 530 S., 25 €.