Skip to content

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

Menu
Menu

Nichts Neues unter Italiens Sonne

Regie­ren in Ita­li­en bald Post- mit Neo­fa­schi­sten, die poli­ti­schen Freun­de Orb­ans und Trumps? Steht die Demo­kra­tie auf dem Spiel, wie vie­le fürch­ten? Alle Umfra­gen sagen seit lan­gem gebets­müh­len­ar­tig einen unauf­halt­sa­men Wahl­sieg des Rechts­bünd­nis­ses aus FdI (der post­fa­schi­sti­schen Fra­tel­li d’Italia mit »Bru­der« Gior­gia Melo­ni an der Spit­ze), Lega (Matteo Sal­vi­ni) und FI (For­za Italia/​ Sil­vio Ber­lus­co­ni) vor­aus, gegen eine zer­split­ter­te Mit­te-Lin­ke um die Demo­kra­ti­sche Par­tei (PD) Enri­co Lettas.

Wie­so gibt es über­haupt vor­ge­zo­ge­ne Neu­wah­len am 25. Sep­tem­ber? Wie kam es am 14./21. Juli, inmit­ten des hei­ße­sten Pro­blem-Som­mers der Geschich­te, zu dem alle über­ra­schen­den Rück­tritt des »aller­größ­ten Ita­lie­ners« Mario Draghi? Der hat­te zwar nur weni­ge Mona­te zuvor – anläss­lich der aben­teu­er­li­chen (Wieder-)Wahl des Staats­prä­si­den­ten Ser­gio Mat­tar­el­la – ver­kün­det, sei­ne »Mis­si­on« (Covid­be­kämp­fung und Refor­men) sei voll­bracht und der Auto­pi­lot für die Umset­zung des euro­päi­schen Auf­bau­plans (PNRR) ein­ge­schal­tet. Damit kön­ne prak­tisch jeder das Steu­er­rad über­neh­men, aber, um die im Fal­le von Draghis Wahl ins Prä­si­den­ten­amt damals schon fäl­li­gen Neu­wah­len zu ver­hin­dern, soll­te er dann doch lie­ber bis zum Ende der Legis­la­tur­pe­ri­ode im Früh­jahr 2023 am Steu­er blei­ben (s. Ossietzky 2/​22).

Draghis Rück­tritt war also höchst erstaun­lich, denn er demis­sio­nier­te, obwohl ihm am 14. Juli die abso­lu­te Mehr­heit (!) der ihn unter­stüt­zen­den Par­tei­en der »natio­na­len Ein­heit« im Par­la­ment ihr Ver­trau­en aus­ge­spro­chen hat­te. Aber eben nicht alle! Ein bis­her ein­ma­li­ger Rück­tritts­grund, den Prä­si­dent Mat­tar­el­la zwar zurück­wies, der dann aber doch bin­nen einer Woche zu einer der bizarr­sten Regie­rungs­kri­sen Ita­li­ens führ­te. Die »Schuld« dafür wird von fast allen dem Ex-Pre­mier Giu­sep­pe Con­te ange­la­stet, nach vie­len Tur­bu­len­zen nun neu­er Chef der 5-Ster­ne-Bewe­gung. Die hat­te am 14. Juli ihre Zustim­mung zu dem Dekret »Aiuti« (staat­li­ches Hilfs­pa­ket) ver­wei­gert, das sie als völ­lig unzu­rei­chend ansah. Con­te for­der­te Draghi auf, die sozia­len For­de­run­gen sei­ner Par­tei (die bis­her noch die mei­sten Abge­ord­ne­ten stellt) end­lich in Betracht zu zie­hen – aber da zeig­te sich, dass der Ex-Ban­kier »weder über die Kul­tur noch die Mit­tel ver­fügt, die tie­fe sozia­le Kri­se des Lan­des anzu­ge­hen«, wie es Andrea Rani­e­ri for­mu­lier­te (il mani­festo, 20.7.22). Anders gesagt, Draghi kön­ne nicht poli­tisch ver­mit­teln – was er erklär­ter­ma­ßen auch nie woll­te, son­dern ein­fach nur »durch­re­gie­ren«: In 17 Mona­ten setz­te er sei­ne Geset­zes­de­kre­te mit 50 Ver­trau­ens­ab­stim­mun­gen durch.

Im kon­trast- und kon­flikt­rei­chen Ita­li­en, in dem »die eine Hälf­te der Bevöl­ke­rung auf Kosten der ande­ren lebt«, wie der Öko­nom Alber­to Bram­bil­la lako­nisch for­mu­lier­te (Cor­rie­re Eco­no­mia, 7.8.2022), ist nicht nur die Steu­er­last so ungleich ver­teilt wie kaum anders­wo in der EU, son­dern die Kauf­kraft der Löh­ne ist wäh­rend der letz­ten drei­ßig Jah­re um fast 3 Pro­zent gesun­ken, gegen­über einem Zuwachs in Deutsch­land (und Euro­pa) von weit über 30 Pro­zent. Jüng­ste Euro­stat-Daten wei­sen schon für Dezem­ber 2021 20 bis 28 Pro­zent unter und an der Armuts­gren­ze leben­de Ita­lie­ner aus.

Bei dem längst schwe­len­den Par­tei­en-Dis­sens geht es um fäl­li­ge Refor­men des Steu­er­sy­stems, des Sozi­al­staats, der Arbeits- und Umwelt, um öffent­li­che Inve­sti­tio­nen, deren Rich­tung die neo­li­be­ra­len Gren­zen von Draghis Agen­da sprengt. Mario Draghis wirt­schaft­li­cher, sozia­ler und mili­tä­ri­scher Atlan­tis­mus schien zwar anfangs »bom­ben­si­cher« zu sein, gera­de auch vor den sozia­len For­de­run­gen der Gewerk­schaf­ten und der 5-Ster­ne-Bewe­gung (M5S). Aber eben nicht fähig, die nöti­gen Ver­än­de­run­gen wirk­lich anzu­ge­hen, die auch eine Umset­zung des EU-Auf­bau­pla­nes PNRR vor­aus­setzt, wenn die aus­zu­ge­ben­den Mil­li­ar­den nicht ins Lee­re oder in fal­sche Rich­tun­gen flie­ßen sol­len. Ange­sichts der durch Covid, Kriegs­aus­ga­ben und Sank­tio­nen noch tie­fer gespal­te­nen Gesell­schaft sind nach­hal­ti­ge Ein­grif­fe in die histo­ri­schen Ungleich­ge­wich­te zwi­schen Lohn und Ren­di­te, Armen und Rei­chen, end­lich erfor­der­lich – eine Auf­ga­be, der Draghi sich nicht stellt.

So wur­de sein Rück­zug am 20.7. besie­gelt durch ein cle­ver kal­ku­lier­tes Aus­sche­ren der Rech­ten (Lega und For­za Ita­lia) – neben M5S – bei der erneu­ten Ver­trau­ens­fra­ge Draghis im Senat, wor­auf­hin Ser­gio Mat­tar­el­la umge­hend einen zeit­na­hen Wahl­ter­min festsetzte.

Ein Wahl­kampf in nur knapp zwei Som­mer­mo­na­ten mit einem halb refor­mier­ten Wahl­mo­dus, einer stark redu­zier­ten Abge­ord­ne­ten­zahl in neu­en, grö­ße­ren Wahl­krei­sen und vie­len Fra­ge­zei­chen ist ein Novum in der lan­gen Tra­di­ti­on der poli­ti­schen com­me­dia dell’arte! Nicht neu sind aller­dings Wahl­me­cha­nis­men wie der die Wäh­ler-Reprä­sen­tanz negie­ren­de Mehr­heits­bo­nus, der dem 45 Pro­zent errei­chen­den Wahl­bünd­nis 60 Pro­zent der Abge­ord­ne­ten zuteilt – wie schon unter Ber­lus­co­ni. Der ist noch immer laut­stark prä­sent und hat auf den blockier­ten Listen­plät­zen sei­ner For­za Ita­lia die alte Gar­de aus den 90ern plat­ziert. Auch die ande­ren Par­tei­en zei­gen über­wie­gend alt­be­kann­te Gesich­ter in neu­en Wahlbündnissen.

Aber ein ein­zig sinn­vol­les brei­tes Bünd­nis gegen die Rech­ten – wenn man es denn gewollt hät­te – schei­ter­te schon an der sofor­ti­gen fol­gen­schwe­ren Ent­schei­dung Enri­co Let­tas, das Zusam­men­ge­hen sei­ner Demo­kra­ten mit Con­tes M5S aus­zu­schlie­ßen – das ent­schei­den­de Wahl­ge­schenk an die Rech­te! Auch in der rest­li­chen poli­ti­schen Mit­te konn­te man sich auf kei­ne Über­ein­kunft zur Siche­rung der Ver­fas­sung eini­gen. Immer­hin trägt das herr­schen­de Wahl­recht ver­fas­sungs­wid­ri­ge Züge, wie schon das vori­ge, das 2014 vom Ver­fas­sungs­ge­richt ver­wor­fen wor­den war. Denn die nur noch von den Par­tei­spit­zen ernann­ten Abge­ord­ne­ten agie­ren wie Vasal­len ihrer Her­ren und ste­hen in kei­ner direk­ten Ver­ant­wor­tung zu den Wäh­lern. Ledig­lich die 5-Ster­ne lie­ßen ihre Kan­di­da­ten wie­der online von ca. 50.000 Mit­glie­dern aus­wäh­len, für jeweils nur zwei Mandate.

Sekun­där dem­ge­gen­über erschei­nen die erst Ende August for­mu­lier­ten vagen Pro­gramm­punk­te der Par­tei­en, die sich oft ähneln und Krieg und Umwelt aus­blen­den: Alle for­dern hier oder da etwas weni­ger Steu­ern, etwas mehr Sozia­les usw., wenn man absieht von der schon 2008 ange­kün­dig­ten Ver­dop­pe­lung der Min­dest­ren­ten auf »1000 € für alle«, mit der Ber­lus­co­ni wie­der wedelt, von der Mil­li­on Bäu­me, die er für das Kli­ma pflan­zen will oder von Sal­vi­ni dem­ago­gisch ver­bräm­ter Flat-Tax von 15 Pro­zent und der gegen die Migran­ten gefor­der­ten Schiffs­blocka­de im Mittelmeer.

Con­tes – durch das Aus­sche­ren des Außen­mi­ni­sters Lui­gi Di Maio – ver­schlank­te 5-Ster­ne-Bewe­gung bleibt poli­tisch wie­der aus­ge­grenzt, vor­geb­lich, weil sie Draghi zu Fall gebracht hat. Sie ver­tritt mit Nach­druck eine Stär­kung des Sozi­al­staa­tes und des umstrit­te­nen Bür­ger­gel­des, Maß­nah­men gegen Pre­ka­ri­sie­rung, für Arbeits­zeit­ver­kür­zung, öko­lo­gi­schen Umbau u. a. m., was sie in die Nähe der klei­nen Links­par­tei­en (Sini­stra Ita­lia­na, LeU, Arti­co­lo 1 und Verdi/​Grüne) rückt, die aber doch lie­ber mit Let­tas PD über­le­ben möchten.

So kam es also auch nicht zu einem Zusam­men­schluss aller Lin­ken, gemein­sam mit dem letz­ten Auf­ge­bot der außer­par­la­men­ta­ri­schen Rif­on­da­zio­ne comu­ni­sta und Pote­re al Popo­lo in der Unio­ne Popola­re, koor­di­niert vom ehe­ma­li­gen Bür­ger­mei­ster von Nea­pel, Lui­gi De Magi­stris. Die Unio­ne ver­tritt die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve zum neo­li­be­ra­len atlan­ti­schen Main­stream – in der Hoff­nung, doch resi­gnier­te Lin­ke unter den Nicht­wäh­lern wie­der an die Wahl­ur­ne zu brin­gen. Die büro­kra­ti­sche Hür­de der Unter­schrif­ten­samm­lung für ihre neue Liste hat sie zwar genom­men, bleibt aber – ohne eige­ne Mit­tel – in den öffent­li­chen Medi­en aus dem Wahl­kampf so gut wie aus­ge­blen­det. Allein aus dem Stand die 3-Pro­zent-Hür­de zu schaf­fen, ist fast unmög­lich, aber sie tritt an, auch um ein Auf­fang­becken für danach zu wer­den, ein mög­li­cher Aggre­ga­ti­ons­punkt in den abseh­ba­ren Stür­men, die da kom­men werden.

Die Rech­te pro­pa­giert im Wesent­li­chen ihr aus der Ber­lus­co­ni-Ära bekann­tes, reak­tio­nä­res Pro­gramm. Ihrem erneu­ten Angriff auf die anti­fa­schi­sti­sche Ver­fas­sung zur Ver­an­ke­rung einer Prä­si­di­al-Repu­blik in Ita­li­en sind ja auch die Demo­kra­ten nicht gänz­lich abge­neigt. Ob aber grund­sätz­li­che Ver­fas­sungs­än­de­run­gen und wei­te­re küh­ne Ein­grif­fe ins Justiz­we­sen tat­säch­lich durch­ge­setzt wer­den kön­nen, wird wei­ter­hin Objekt poli­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zung blei­ben, wie auch die von der Lega pro­pa­gier­te »auto­no­mia dif­fe­ren­zia­ta« zwi­schen den Regio­nen in Nord und Süd, die die öko­no­mi­sche Ein­heit des Lan­des zu spren­gen droht. Umstrit­ten ist auch die wie­der­ent­deck­te Opti­on für Atom­ener­gie, die 1987 per Refe­ren­dum abge­wählt wor­den war. Denn bei aller poli­ti­schen Resi­gna­ti­on gibt es noch immer jene Zivil­ge­sell­schaft im Lan­de, die sich außer­par­tei­lich lokal stark enga­giert und in Volks­ab­stim­mun­gen gegen die Regie­rung votiert.

Die Ban­de zwi­schen Poli­ti­kern und Bevöl­ke­rung sind gelöst seit dem Ende der einst lokal ver­an­ker­ten Volks­par­tei­en. Mit weni­gen Aus­nah­men agie­ren die heu­ti­gen Nach­fol­ge­par­tei­en nach Mar­ke­ting­prin­zi­pi­en. Seit­dem ging die Zahl der vor­her ca. 90-pro­zen­ti­gen Wahl­be­tei­li­gung kon­ti­nu­ier­lich zurück. Bei den letz­ten Par­la­ments­wah­len 2018 waren es noch 74 Pro­zent, bei jüng­sten Regio­nal­wah­len nur noch 57 Pro­zent! Die heu­te mehr als 70 zur Wahl anste­hen­den For­ma­tio­nen zei­gen eine Zer­split­te­rung, vor der die Wäh­ler kapi­tu­lie­ren: 28 Pro­zent sind inzwi­schen über­zeugt, dass Wah­len die Poli­tik nicht mehr beeinflussen.

Die Mei­nung, in Ita­li­en herr­sche eigent­lich eine durch Wah­len abge­mil­der­te Olig­ar­chie, scheint damit in nega­tivo bestätigt.

Die anwach­sen­de Pro­test­hal­tung in der Bevöl­ke­rung gegen die­se Olig­ar­chie und ihre seit 2011 »auf Brüs­sels Wei­sung« ein­ge­setz­ten Regie­run­gen (Mario Mon­ti und die fol­gen­den Gro­ßen Koali­tio­nen der Demo­kra­ten unter Enri­co Let­ta und Matteo Ren­zi mit Ber­lus­co­nis FI) wur­de damals auf­ge­fan­gen und geschürt von der Rech­ten (Lega und FdI) und der 5-Ster­ne-Bewe­gung von Beppe Gril­lo. Der hat­te den poli­tisch weit­ge­hend undif­fe­ren­zier­ten Unmut von unten gegen »die da oben« gewis­ser­ma­ßen kana­li­siert, »Gelb­we­sten« und ähn­lich brei­te Pro­test­be­we­gun­gen blie­ben Ita­li­en fern. Im Lau­fe nur weni­ger Jah­re wuchs Gril­los Bewe­gung aber doch poli­tisch so weit an, dass sie bei den Par­la­ments­wah­len 2018 33 Pro­zent der Stim­men erhielt – ein Schreck­ge­spenst für die Olig­ar­chie und ihre »clas­se poli­ti­ca«, von der kei­ner mit den schwer bere­chen­ba­ren 5-Ster­nen eine Regie­rung bil­den woll­te! Der poli­tik­fer­ne, schließ­lich als Regie­rungs­chef ein­ge­setz­te Giu­sep­pe Con­te hat Ita­li­en dann seit 2018 rela­tiv erfolg­reich durch vie­le uner­war­te­te Klip­pen, wie die Coro­na-Pan­de­mie, geschifft und sogar ein erstes Bür­ger­geld (RdC) durch­ge­setzt, als Auf­takt zu einer Ver­sor­gung der wach­sen­den Zahl an working-poor und Arbeits­lo­sen. Die EU gewähr­te ihm sogar einen üppi­gen Teil des New Gene­ra­ti­on Fonds – aber des­sen Ver­tei­lung und Kon­trol­le woll­te man dann doch lie­ber nicht den M5S und der PD über­las­sen, mit der Con­te zuletzt koalier­te: Da wur­de Con­te ein­fach abge­löst – wie­der­um »von oben« und ohne Wah­len – und durch Mario Draghi ersetzt, als urbi et orbi hoch­ge­lob­ter deus ex macchina.

Und heu­te dreht sich die Spi­ra­le wei­ter: Nun wird Draghi – mit­tels Wah­len – ersetzt durch eine direk­te Regie­rung der Rech­ten, wie schon vor drei­ßig Jah­ren unter Ber­lus­co­ni. Das herr­schen­de Wahl­recht stärkt das bestehen­de Machtgefüge.

Gegen­über dem christ­de­mo­kra­ti­schen Polit-Büro­kra­ten Enri­co Let­ta, des­sen PD fast alle Maß­nah­men der neo­li­be­ra­len Austeri­ty-Poli­tik mit­ge­tra­gen hat, die tief in die Gesell­schaft ein­ge­schnit­ten haben, gibt sich die auf­müp­fi­ge, extrem rech­te Oppo­si­ti­ons­füh­re­rin Gior­gia Melo­ni als ret­ten­de Alter­na­ti­ve für vie­le Ver­lie­rer und Bür­ger mit Abstiegs­äng­sten. Als erste mög­li­che Regie­rungs­chefin fin­det sie sogar Unter­stüt­zung von ita­lie­ni­schen Feministinnen.

Aber mehr als vom tat­säch­li­chen Wahl­aus­gang wird die poli­ti­sche Zukunft Ita­li­ens davon abhän­gen, wie stark Krieg und Wirt­schafts­kri­se Euro­pa noch wei­ter schwä­chen. Und wie stark sich ab 2023 die Hard­li­ner im Nor­den der EU erneut durch­set­zen und die bereits begon­ne­ne Spe­ku­la­ti­on der Finanz­märk­te mit­tels »spread« (Zins­schwan­kun­gen der Staats­an­lei­hen) zu abseh­ba­ren öko­no­mi­schen Eng­päs­sen führt, die letzt­lich wie­der der Bevöl­ke­rung auf­ge­bür­det wer­den. Das hoch­ver­schul­de­te Land bie­tet kei­ne Spiel­räu­me mehr. Zwar ste­he eine grie­chi­sche Lösung nicht an, denn Ita­li­en sei »too big to fail«, so hofft man. Aber in den sich dann ver­schär­fen­den sozia­len Aus­ein­an­der­set­zun­gen könn­te die­se Rech­te zu einer akti­ven Ord­nungs­macht wer­den, schon jetzt for­dert sie ver­stärkt den Aus­bau von Poli­zei und Mili­tär. Vor­wärts in die Vergangenheit.