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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Nicht zu übersehen

Wo die Ost­see­wel­len an den Strand von Zingst trecken, sieht man das Meer und viel­leicht noch die See­brücke. In die­sem Som­mer war die Sicht durch zehn groß­flä­chi­ge Bild­ta­feln ein wenig ver­sperrt. Auf denen sah man im Meer trei­ben­de Pla­stik­fla­schen, ver­müll­te Strän­de, Ber­ge von Net­zen aus Kunst­fa­sern … Die Fotos stamm­ten vom Maga­zin Natio­nal Geo­gra­phic, das seit Jah­ren unter dem Titel »Pla­net or Pla­stic« für mehr Umwelt­be­wusst­sein strei­tet. Die Aus­stel­lung war nur eine von zwan­zig, die im Juni und Juli im Ost­see­bad auf dem Darß prä­sen­tiert wur­den. Das inzwi­schen zwölf­te Umwelt­fo­to­fe­sti­val »hori­zon­te zingst« besich­tig­ten die Urlau­ber gleich­sam en pas­sant. Drei The­men dies­mal: Kli­ma­wan­del, Pla­stik­ver­mül­lung der Ozea­ne und die Gefähr­dung der Arten­viel­falt. Die Fotos, unüber­seh­bar groß, stan­den auf Plät­zen, in Höfen, an Stra­ßen, am Strand, klei­ne­re For­ma­te gab es in Gale­rien, Hotels, Hal­len und Kir­chen zu sehen. Fan­ta­stisch die Fül­le und die – eigent­lich – unprä­ten­tiö­se Präsentation.

Auf dem Post­platz zeig­te John­ny Mil­ler, ein seit Jah­ren in Kap­stadt leben­der Ame­ri­ka­ner, die sozia­le Spal­tung der kapi­ta­li­sti­schen Gesell­schaft auf unge­wöhn­li­che Wei­se. Er ließ Droh­nen auf­stei­gen und foto­gra­fier­te aus der Vogel­per­spek­ti­ve die Grenz­li­ni­en zwi­schen Elends­quar­tie­ren und den bes­se­ren Gegen­den. Da sto­ßen graue Slums an einen satt­grü­nen Golf­platz, frei­ste­hen­de Vil­len säu­men einen Ufer­strei­fen, umran­det von dicht an dicht ste­hen­den Blech­hüt­ten … Arm und Reich sind sel­ten so sicht­bar geschie­den wie auf Mil­lers Auf­nah­men, die er in Afri­ka, in den USA, in Latein­ame­ri­ka und in Süd­ost­asi­en mach­te. Er nann­te sei­ne Serie – die im Unter­schied zu den ande­ren Aus­stel­lun­gen in Zingst noch bis Sep­tem­ber zu sehen sein wird – »Une­qual Sce­nes«, unglei­che Verhältnisse.

Unweit von Mil­lers Bil­dern gab es über­di­men­sio­nier­te Fotos von Björn Vaughn, Jay­a­pra­kash Bojan und Ulet Ifan­sasti, die die syste­ma­ti­sche Aus­rot­tung des Orang-Utans doku­men­tier­ten. Die Tie­re leben in den Regen­wäl­dern Bor­ne­os, Suma­tras und Malay­si­as, wel­che jedoch rück­sichts­los gero­det wer­den für Tro­pen­holz und Holz­koh­le, um danach auf den frei­en Flä­chen Pal­men in Mono­kul­tur anzu­bau­en, aus deren Früch­ten Öl gewon­nen wer­den soll. Dadurch ver­lie­ren die Orang-Utans und vie­le ande­re Tier­ar­ten ihre Lebens­grund­la­ge. Die drei Foto­gra­fen rich­te­ten ihre Objek­ti­ve zwar auch auf die akut vom Aus­ster­ben bedroh­ten rot­haa­ri­gen Men­schen­af­fen, doch der Fokus lag auf der geschän­de­ten Natur. Der Betrach­ter sieht zwi­schen ver­kohl­ten Baum­stümp­fen im auf­stei­gen­den Qualm einen Bag­ger die Wur­zeln aus der Erde rei­ßen, auf einem ande­ren Bild, das aus dem Flug­zeug gemacht wur­de, erkennt man eine kah­le Rie­sen­flä­che in Braun und Schwarz, zer­furcht von gera­den und gewun­de­nen Wegen, gesäumt vom Urwald, der bis zum Hori­zont reicht. Noch.

Da wie dort treibt die eine Pro­fit­ma­schi­ne­rie die Mensch­heit dem Unter­gang ent­ge­gen, was mit beein­drucken­den Moti­ven sicht­bar gemacht wird. Die Ästhe­tik der Selbst­aus­rot­tung ver­stört, nir­gend­wo ist auch nur ein Mensch auf den Fotos zu sehen. Doch die Bot­schaft ist unmissverständlich.

Man kann sie nicht oft genug sagen und zei­gen. Auch im Urlaub muss das sein. Die bar­ba­ri­sche Aus­beu­tung der Erde kennt auch kei­ne Pause.