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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Monatsrückblick: Woran wir glauben

Ich samm­le schö­ne Über­schrif­ten. Die­se aus der MAZ vom 1. Dezem­ber ist ein beson­de­res Fund­stück: »Deut­sche glau­ben an Som­mer­ur­laub 2021«.

So, also Deut­sche glau­ben nicht mehr an Gott, schon gar nicht an Allah, aber an den Som­mer­ur­laub! Aber ent­ge­gen der Über­schrift sind es auch nur 42 Pro­zent der Befrag­ten, die dar­an glau­ben. Fünf­und­drei­ßig Pro­zent hal­ten es für »nicht wahr­schein­lich«, irgend­wann 2021 wie­der unein­ge­schränkt rei­sen zu kön­nen. Die­se Ungläubigen!

Die Gro­ße Koali­ti­on glaubt an die Auf­rü­stung: Im kom­men­den Jahr wird der Wehr-Etat enorm erhöht. Der »Ein­zel­plan 14« wur­de mit den Stim­men der Regie­rungs­frak­tio­nen von CDU/​CSU und SPD ange­nom­men, gegen die Stim­men von Die Lin­ke, Bünd­nis 90/​Die Grü­nen, FDP und AfD. Die­se Ungläubigen!

Die Rund­funk­kom­mis­si­on der Län­der glaubt an die Not­wen­dig­keit, die Rund­funk­ge­büh­ren zu erhö­hen. Die AfD glaubt das nicht. Und in man­chen Län­dern glaubt es auch die CDU nicht. Die Vor­sit­zen­de der Rund­funk­kom­mis­si­on der Län­der, Marie-Lui­se Drey­er (SPD), warn­te vor einem gemein­sa­men Veto von CDU und AfD in Sach­sen-Anhalt gegen eine Erhö­hung des Rund­funk­bei­trags. »Dar­über sind wir in der Län­der­fa­mi­lie sehr einig, wenn CDU und AfD den Medi­en­staats­ver­trag ver­hin­dern wür­den, wäre das ein poli­ti­scher Damm­bruch«, sag­te Drey­er der Deut­schen Pres­se­agen­tur. (jW, 7.12.20)

Der par­tei­über­grei­fen­de Damm­bruch ist abge­bla­sen, die CDU Sach­sen-Anhalt hat allein den Medi­en­staats­ver­trag ver­hin­dert: Mini­ster­prä­si­dent Rei­ner Hasel­off zieht die Antrags­vor­la­ge zurück, damit ist die Gebüh­ren­er­hö­hung erst­mal hin­fäl­lig. Schö­ne Idee: Alle Geset­zes­vor­la­gen, bei denen die CDU mit der AfD stim­men könn­te, kom­men gar nicht erst auf den Tisch. Aber auf­ge­passt: Die Stö­ren­frie­de von der Lin­ken mei­nen näm­lich, der Mini­ster­prä­si­dent hät­te die Vor­la­ge gar nicht allein zurück­zie­hen kön­nen, nur die Lan­des­re­gie­rung als Gan­ze – und die ist in die­ser Fra­ge nicht einig, will sie aber auch nicht zum Knack­punkt der Koali­ti­on machen. Alles kneift, einer lacht …

Die US-Ame­ri­ka­ner glau­ben an ihr Recht, ihr Heim mit Waf­fen zu ver­tei­di­gen. Wenn man aber schwarz ist, hat man nicht mal das Recht, sein Heim zu betre­ten. In den USA ist erneut ein Afro­ame­ri­ka­ner bei einem Poli­zei­ein­satz getö­tet wor­den. Der 23-jäh­ri­ge Casey Good­son sei nicht die gesuch­te Per­son gewe­sen, erklär­te die Poli­zei. Die Anwäl­te teil­ten mit, Good­son sei von dem Poli­zi­sten erschos­sen wor­den, als er gera­de sei­ne eige­ne Haus­tür auf­ge­schlos­sen habe. Ja, die Schwar­zen sehen eben alle gleich aus!

Die Mini­ster­prä­si­den­ten der Bun­des­län­der sind jetzt auch alle gleich bezie­hungs­wei­se auf Linie. Schon nach einer Stun­de »Bespre­chung« beschlos­sen sie ein­mü­tig, wie­der alles zu schlie­ßen, außer den Kir­chen. Dabei wären die sogar teil­wei­se bereit gewe­sen, auf Got­tes­dien­ste zu ver­zich­ten, wenn die Regeln es ver­lan­gen. Lan­des­bi­schof Bedford-Strohm glaubt offen­bar, dass Regeln etwas kön­nen, was sonst nur Gott kann: Er sag­te in einem Inter­view mit »kon­tra­ste« am 10. Dezem­ber, nach sei­nem Glau­ben »… schließt die Weih­nachts­bot­schaft ein, dass wir uns an die Regeln hal­ten, die ver­hin­dern, dass Men­schen ster­ben«. (https://www.presseportal.de/pm/51580/4788065) Ja, wenn Regeln ver­hin­dern kön­nen, dass Men­schen ster­ben, war­um zum Teu­fel hal­ten wir sie dann nicht ein? Regel Nr. 1: Du sollst nicht töten, Du sollst auch kei­ne Rüstung betrei­ben und Dich an kei­nen Krie­gen betei­li­gen! Regel Nr. 2: Du sollst Mensch und Natur nicht aus­beu­ten um des Pro­fits wil­len, son­dern jedem Men­schen eine lebens­wer­te Exi­stenz las­sen! Regel Nr. 3: Du sollst die Schwäch­sten schüt­zen, die Schu­len, Kitas und Alten­hei­me hygie­nisch ein­wand­frei gestal­ten und vor allem die Kran­ken­häu­ser nicht um des Pro­fits wil­len betreiben!

Wie der Papst in sei­ner Enzy­kli­ka »Fra­tel­li tut­ti« anmahn­te: »Die welt­wei­te Gesell­schaft weist schwer­wie­gen­de struk­tu­rel­le Män­gel auf, die nicht durch Zusam­men­flicken oder blo­ße schnel­le Gele­gen­heits­lö­sun­gen beho­ben wer­den. Es gibt Din­ge, die durch neue Grund­aus­rich­tun­gen und bedeu­ten­de Ver­wand­lun­gen ver­än­dert wer­den müs­sen.« https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-10/papst-franziskus-sozial-enzyklika-fratelli-tutti-wortlaut.html

Dar­an glau­be ich auch.