Die Pharma-Giganten Pfizer, Johnson & Johnson und AstraZeneca haben im letzten Jahr ihren Aktionären 26 Milliarden US-Dollar in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen gezahlt. »Eine Zahl, die ausreicht, um 1,3 Milliarden Menschen, also die gesamte Bevölkerung Afrikas, zu impfen«, schrieben die NGOs Oxfam und Emergency an die Aktionärsversammlungen (jW, 29.04.2021). Ist natürlich falsch. Was haben Aktionäre mit der Bevölkerung Afrikas zu tun!
In der EU hat der Onlineriese Amazon im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz in Höhe von 44 Milliarden Euro erzielt – und dafür am Firmensitz in Luxemburg nicht einen Cent Steuern abdrücken müssen. Der Guardian machte am Dienstag die lediglich 23 Seiten umfassende Steuererklärung des Konzerns öffentlich – jede Frittenbude muss detailliertere Angaben zum Geschäftsgebaren machen.
Weil das arme Unternehmen 2020 einen Verlust in der Luxemburger Filiale von 1,2 Milliarden Euro ausgewiesen hat, stellt ihm das Herzogtum sogar eine Steuergutschrift von 56 Millionen Euro zur Verfügung. Die kann Amazon verrechnen, wenn mal wieder »bessere« Zeiten kommen und auch in Luxemburg Profite erzielt werden (jW, 05.05.21). Richtig! Unternehmen müssen vor der Pandemie geschützt werden, auch wenn sie gerade durch sie noch mehr profitieren.
Die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben oder sogar hungern, hat nach UN-Angaben ein Fünfjahreshoch erreicht. Gewaltsame Konflikte, wirtschaftliche Krisen, die Coronapandemie sowie extreme Wetterereignisse haben 2020 rund 155 Millionen Menschen in eine akute Ernährungsunsicherheit getrieben, wie die UN-Welternährungsbehörde FAO in Rom warnte. Das seien etwa 20 Millionen Personen mehr als im Vorjahr. Betroffen seien Menschen in 55 Ländern beziehungsweise Territorien, die 2020 nicht ausreichend Essen für den Erhalt ihrer Gesundheit hatten. Diese Zahlen gehen aus dem neuen Bericht über globale Lebensmittelkrisen und Hunger hervor, den ein internationales Bündnis vorgelegt hat. Hart betroffen waren etwa Burkina Faso, Südsudan sowie der Jemen. Rund 90 Millionen Kinder unter fünf Jahren seien deutlich zu klein oder zu dünn, hieß es (dpa/jW, 06.05.21)
Das mag richtig sein, aber mit denen kann man keine Menschen in Panik versetzen, dass sie sich impfen lassen, zu Hause bleiben, Bezahl-Sender gucken und bei Amazon bestellen. Daher kommen sie auch in unseren Medien gar nicht erst vor.
Covid-Opfer in Indien dagegen schon. Und zwar mit absoluten Zahlen. 400.000 Neuinfektionen! Furchtbar! Wie gut, dass wir in Deutschland so viel mehr gesichert sind. Nur: Indiens Bevölkerungszahl ist 17-mal so groß wie hierzulande. 400.000 durch 17 geteilt ergibt 23.529 – durchaus vergleichbar mit den Infektionszahlen bei uns. Aber eben keine Sensation, die Angst machen könnte. Wie ja auch die Zahl der Corona-Toten – so schlimm sie ist – nie ins Verhältnis gesetzt wird zur Zahl aller Toten in Deutschland. Ich habe sowieso den Eindruck gewonnen, dass vor Covid19 noch nie Menschen gestorben sind – außer natürlich ein paar Prominente oder Verunglückte, unter denen auch Deutsche waren. Merke: Auch richtige Zahlen können falsch sein.
In Syrien wurde am 26. Mai der Präsident gewählt. Wie bitte? Das ist doch ein von einem Massenmörder autokratisch regierter Staat – jedenfalls in unseren Medien. Und dieses Bild darf nicht gestört werden: Die im Ausland lebenden Syrer hatten bereits am 20. Mai die Möglichkeit, in syrischen Botschaften oder Konsulaten weltweit zu wählen. 40 Länder, darunter auch Syriens Nachbarn, genehmigten die Wahlen. Im Libanon zum Beispiel strömten Tausende zur syrischen Botschaft in Beirut. Deutschland gehörte neben den USA und der Türkei zu einer kleinen Gruppe von Staaten, die die Abstimmung nicht genehmigte (jW, 19.05.21). Man sei nach dem Völkerrecht nicht dazu verpflichtet, solche Wahlen in Botschaften durchführen zu lassen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
So wenig, wie Belarus nach dem Völkerrecht verpflichtet ist, alle Flugzeuge über sein Territorium fliegen zu lassen. Aber wo kämen wir denn hin, wenn jeder x-beliebige Diktator das Beispiel der USA nachahmen würde und unliebsame Gegner aus Flugzeugen holen wollte? 2013 wurde der damalige bolivianische Präsident Morales zur Notlandung in Wien gezwungen, weil die USA vermuteten, er fliege Edward Snowden aus. Aber daran erinnern natürlich nur Fans von Lukaschenko, also Anhänger von Diktatoren.
Was Robert Habeck nicht ist. »Die Ukraine kämpft hier nicht nur für sich selbst, sie verteidigt auch die Sicherheit Europas«, berichtete Robert Habeck von seiner Reise in die Ukraine (maz, 27.05.21). Defensivwaffen könne man ihr schwer verwehren. Aber in die Nato könne man die Ukraine »jetzt im Moment« nicht aufnehmen. »Das wäre auch eine Eskalation, da muss die Ukraine geduldig sein.« Wann wäre denn der richtige Moment, Herr Habeck? Damit die Ukraine dann Russland den Krieg erklären kann, um die Krim wieder zu bekommen? Wie weit muss und darf die Eskalation gehen?
Haben jetzt auch die Grünen einen richtigen Finanzskandal? Das war falsch, aber nur »ein blödes Versäumnis«, sagte Annalena Baerbock über die Nichtanmeldung ihres »Weihnachtsgeldes« von 25.000 € bei der Bundestagsverwaltung (MAZ, 22./23.05.21). Aber wirklich, was soll denn das für ein »Skandal« sein? So ein bisschen Weihnachtsgeld von der eigenen Partei – von der sie kein Gehalt bezieht als Parteivorsitzende – einfach mal zu übersehen. Wem kann das nicht passieren? Die übrigen Parteien halten fein still, weil sie im Gegensatz zu Frau Baerbock richtig voluminöse (Geld-)Leichen im Keller haben. Nur die Medien feixen. Hat die Lichtgestalt – die die Medien selbst aufgebaut haben – doch auch Schattenseiten? Die wirklichen Schattenseiten, etwa ihre Kriegsbegeisterung, wenn es gegen Russland geht, die werden weiter nicht thematisiert. Die »Forum for Young Global Leaders«-Absolventin (das »exklusivste private soziale Netzwerk der Welt« laut Bloomberg Business Week) soll schließlich Kanzlerin werden.
Falsch war natürlich auch die Vermutung eines rechtsextremistischen Netzwerks innerhalb der Polizei. Es war mal wieder ein Einzeltäter, der NSU.2-Drohmail-Absender. Ein arbeitsloser Frührentner, der aus Polizeicomputern private Adressen und Lebensumstände von Menschen herausgefischt hatte, die sich für das Zusammenleben mit ausländischen Mitbürgern einsetzen. Klar, dass der an solche Daten ganz leicht herankommt, er braucht sich ja nur am Telefon als Behördenmitarbeiter auszugeben (Unsere Zeit, 07.05.21). Der Hauptmann von Köpenick mal andersrum.