Der sozialdemokratische Finanzminister, Vizekanzler und Kanzlerkandidat, ist verfassungswidrig. Das ist amtlich. Jedenfalls verfassungsschutzamtlich. Ein Foto aus dem Jahr 2017 überführt ihn zweifelsfrei. Es zeigt eine Vitrine in der Ausstellung »Das Kapital« des Hamburger Museums für Arbeit. Hinter Glas: ein aufgeschlagenes dickes Buch, deutlich erkennbar der zweite Band vom »Kapital«, wie Karl Marx seine linksradikale »Kritik der politischen Ökonomie« genannt hat. Es handelt sich um das persönliche Exemplar des damaligen ersten Bürgermeisters der Hansestadt Olaf Scholz. Aufgeschlagen das Kapitel »Der Kreislauf des produktiven Kapitals«.
Scholz hat diesen Band nicht nur besessen. Anstreichungen mit einem gelben Filzstift, die sich über die ganze aufgeschlagene Seite Wort für Wort erstrecken, beweisen, dass er diese aufrührerische Schrift gründlich studiert haben muss.
Was eine solch gründliche Lektüre bewirkt, ist dem Hamburger Amt für Verfassungsschutz bekannt. Schon in seinem Bericht über verfassungsfeindliche Bestrebungen für das Jahr 2018 hat das Amt die »Marxistische Abendschule« entdeckt, die als »MASCH-Hochschulgruppe« »im Universitätsbereich tätig« ist und dort »Gesprächs- und Lesekreise« anbietet. Einziger Vorwurf: »Dort steht die Marx-Lektüre im Vordergrund.«
Diese Erkenntnis hat inzwischen auch das Finanzamt Hamburg ereilt. Die Behörde entzog Ende 2020 dem Leseverein die »Gemeinnützigkeit« vom Jahr 2018 an. Nicht vom Jahr 2017, als die ebenso gefährliche Scholz-Lektüre bekannt wurde. MASCH muss jetzt Steuern nachzahlen. Begründung: Die MASCH steht im Verfassungsschutzbericht. Aber die heutigen Marx-Leser sind nicht die einzigen, denen die Gemeinnützigkeit aberkannt wird. Systematisch wird unter der Groko mehr und mehr den regierungskritischen Organisationen die Gemeinnützigkeit entzogen. Sie müssen jetzt rückwirkend für die Spenden, die sie bekamen, und für solche, die sie künftig bekommen, Steuern zahlen.
Das trifft die bankenkritische Attac. Und vor allem die »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes«. Allerdings hier, bei der VVN ist das eine verständliche und konsequente Vorgehensweise. Ausgerechnet diejenigen, die im Nazistaat ihr ganzes Vermögen ans Finanzamt abliefern mussten, können doch nicht von den Finanzämtern des rechtmäßigen Nachfolgestaates Vorteile genießen.
Der Rechtsaußeneinrichtung »Institut für Staatspolitik« des neuen Führers Götz Kubitschek hingegen wurde schon am 23. April letzten Jahres durch Beschluss des Finanzgerichts Sachsen-Anhalt die »Gemeinnützigkeit« wieder zuerkannt, die ihm das Finanzamt Merseburg in Unkenntnis der Grundordnung unseres Staates aberkannt hatte.
Finanzminister Olaf Scholz soll daraufhin – ein Gerücht – darüber nachgedacht haben, ob man nicht wenigstens der VVN eine Gemeinnützigkeit wieder zuerkennen solle. Aber das ist lange her. Nichts ist geschehen. Es hätte auch seinem guten Ruf bei Wirecard geschadet. Und Essig in den Kaffee gegossen, den er mit Herrn Olearius trank.