Seit Jahren schon verzichten wir auf einen Weihnachtsbaum. Die Kinder sind lange aus dem Haus, es gibt weder Knecht Ruprecht noch Schnee: Wozu also dieses Relikt aus vergangenen Jahren pflegen? Doch heuer, die Gründe sind mir nicht erklärlich, bestand mein Weib auf einem Baum. Sie meidet bei Wünschen die direkte Ansage, doch das Schleichen um den Brei beherrscht sie meisterlich, weshalb ich mich einen Tag vor der Heiligen Nacht zum Alexanderplatz aufmachte, um dort, wie der Berliner sagt, eine Hallelujapalme zu erwerben. Ich nahm die erstbeste, weil es unnütz ist, viel Zeit für die Suche zu verschwenden. Sie sehen ohnehin alle gleich aus und fliegen nach zwei Wochen aus dem Fenster. Die Beziehung ist nur von kurzer Dauer, weshalb man sich nicht ewig prüfen muss. Ich zahlte die vierzig Euro und begleitete die Übergabe des Geldes mit der teilnahmsvollen Frage, ob sie, die Chefin des Marktes, noch damit rechne, auch die übrigen Bäume loszuwerden. Keine Chance, entgegnete sie, das Geschäft sei diesmal miserabel gelaufen. Oh, sagte ich, da werden sich die Elefanten aber freuen, denn als Leser der hauptstädtischen Tagespresse weiß ich, dass nach dem Jahreswechsel die Dickhäuter mit unverkauften Tannen gefüttert werden. (Angeblich schmecken diese den Tieren besonders gut, was ich nicht verstehe: In Afrika und in Indien, wo sie zu Hause sind, gibt es meines Wissen gar keine Nordmanntannen.)
Darauf die betrübte Verkäuferin: Ach, so viele Elefanten gibt es nicht in Berlin, um all die übriggebliebenen Tannen zu entsorgen.
Das sollte der Politik zu denken geben!