Meer leer
Wenn die Wälder zerbraucht sind
Wenn das arktische Meer im Öl erstickt
Wenn alles verwertet ist
werden wir sein wie am Anfang
nackt
Wir werden unser Geld an die Portale
der Kirchen und Kriegsministerien nageln
Wir werden vergeblich Verantwortung einklagen
Wir werden unsere Werte zum Trödler tragen
und Hohn ernten
Wir werden um einen Schluck Wasser winseln
Das Leben mit Gasmaske dauert zwanzig Minuten
Der afrikanische Staat Sierra Leone leidet unter der illegalen Fischerei ausländischer Staaten. Die Fangquoten nehmen wegen der radikalen Überfischung stark ab. Es fahren Kutter hinaus, ohne mit einem einzigen Fisch zurückzukehren. Nun beginnen sie, die Jungfische zu jagen. Das kann nicht mehr lange gutgehen. In ganz Westafrika, insbesondere in Sierra Leone, Senegal, Mauretanien, Gambia, Guinea-Bissau und Guinea, zerstört der geächtete Schleppnetzfang die Lebensgrundlagen.
Die Europäer und die US-Amerikaner haben es vorgemacht: Schon im Jahr 1966 begann der Niedergang der Sardinenfischerei in der Bretagne. Die Bretonen fuhren daraufhin bis zur portugiesischen Atlantikküste und konkurrierten mit den dortigen Fischern. Als deshalb auch dort der Fischfang zur Neige ging, fingen sie gemeinsam mit den portugiesischen Fischern vor Namibia und am Kap der Guten Hoffnung die Tiere weg. Machtlos waren sie dann gegen die riesigen Kühl- und Verarbeitungsschiffe der US-Amerikaner, die an einem Tag mehr herausholten als Europäer und Afrikaner in einem Monat. Solchen Raubbau hält keine Fischpopulation aus.
Schädlich für die Fische und auch den Meeresboden ist der Schleppnetzfang. Viele Netze oder Netzteile gehen verloren und schwimmen lange Zeit im Meer. Fische bis hin zu Walen können sich darin verfangen und verenden. Erst kürzlich (Mai 2022) konnte bei Porto Cristo (Mallorca) von Tauchern ein Buckelwal in letzter Minute gerettet werden.
Auch die Lofoten sind so gut wie leergefischt, und der Dorsch (Kabeljau) ist aus der Ostsee verschwunden. Was sie den Touristen trotzdem als Dorsch auf die Teller legen, sollte einmal genau untersucht werden. Gefischt wird zunehmend in arktischen und antarktischen Breiten. Was waren das noch Zeiten, als vor den nordamerikanischen und kanadischen Küsten der Kabeljau schwamm, den ebenfalls die europäischen Fischer holten. Sie fingen auch die Jungfische weg und dann: Rien ne va plus, schon lange nicht mehr.
Vor der Küste Argentiniens befindet sich das so genannte Blaue Loch, wo es noch eine große Artenvielfalt gibt, z. B. Wale, Pinguine, See-Elefanten, Albatrosse. Es ist ein Ort der rigorosen Überfischung. Über 500 Fangschiffe machen dort u. a. Jagd auf Tintenfische.
Es ist keine Frage, wie lange das Ökosystem der Erde die Belastungen und die Dezimierungen wichtiger Tiere, besonders der Fische, vertragen kann. Die Lebenswelt auf der Erde lebt in Kreisläufen, ist voneinander abhängig. Je mehr Kreisläufe unterbrochen werden, umso schwieriger wird die Situation für alle.
Wachstum bedeutet in diesen Bereichen das Gegenteil: Verminderung bis zur Vernichtung. Doch Wachstum ist das Credo der westlichen Wohlstandsgesellschaft, die nicht von den kapitalistischen Profitmaximierungen lassen will oder kann. Das alte Sprichwort vom Ast, auf dem man sitzt und sägt, trifft hier zu. Jedes Kind würde sagen: Das ist dumm!
Bis jetzt ist die Menschheit trotz allen Wissens nicht in der Lage, gemeinsam Veränderungen zum Schutz unserer Lebensgrundlagen durchzuführen. Im Gegenteil: Sie führt an vielen Stellen der Erde Krieg und zerstört die Ökosysteme weiterhin. Notwendige Gelder werden verplempert, Ressourcen vernichtet.
Am anderen Ende bleibt uns und den Meeren nur der (Plastik-)Müll …