Man will es einfach nicht glauben, aber als ich vor ein paar Tagen das Autohaus meines Vertrauens nach einer Inspektion kaum verlassen hatte, meldete sich bereits mein Smartphone mit der Bitte um meine Kundenmeinung: »Bitte bewerten Sie Ihren Werkstattbesuch bei uns! Ihre Zufriedenheit liegt uns am Herzen. (…) Aus diesem Grunde bitten wir um Ihr Feedback. (…) Ihre Einschätzung hilft dabei, unseren Kundenservice zu verbessern.« Einen Tag später rief ich wegen eines Problems den Kundendienst der Telekom an. Nach einer minutenlangen Warteschleife hatte ich dann wirklich einen kompetenten Techniker an der Strippe, der mir tatsächlich weiterhelfen konnte. Zum Schluss bat er mich, bei der Bewertung des Services, die demnächst per Email in mein digitales Postfach flattern würde, doch die Höchstpunktzahl von zehn Punkten zu verteilen. Selbst neun Punkte wären schon eine schlechte Benotung.
Das sind beileibe keine Ausnahmefälle. Überall soll man Bewertungen abgeben, bei jeder Bestellung und jeder Dienstleistung. Auch im Urlaub sind wir es längst gewohnt, dass am Abreisetag ein Ankreuz-Fragebogen auf dem Gästebett liegt. Und ein paar Tage später meldet sich dann auch noch das Reisebüro, bei dem wir gebucht haben. Bei nervigen telefonischen Anfragen erkundigt man sich ständig, ob wir zufrieden waren mit dem Service, mit der Sauberkeit, Erreichbarkeit, der Schnelligkeit, mit der Zuverlässigkeit, der Freundlichkeit und der fachlichen Kompetenz der Mitarbeiter. Und am Ende stets die Frage »Würden Sie uns weiterempfehlen?« Mich würde es nicht wundern, wenn wir künftig jeden Friseurbesuch, jede Paketzustellung, jeden Einkauf im Supermarkt, ja, jede Selbstverständlichkeit bewerten sollen.
Liebe Leser*innen, falls Sie diesen Text bewerten; ich wäre schon mit fünf Punkten zufrieden: die Eins des kleinen Mannes.