In der Zeitschrift Doppelpunkt, dem Schweizer Magazin für Achtsamkeit, Heft 03/2014, erschien eine literarische Bild- und Personenbeschreibung (dort mit Foto), die sich allen hier Lesenden sicher auch ohne Abbildung erschließen wird. Sie enthält grundlegende Beobachtungen, die auch acht Jahre später noch immer gelten.
»Die Armbanduhr hat Stil. Keine Protzuhr, die verraten könnte, dass dieser Mann Kampfsportarten liebt oder das breitbeinige Sitzen. Nackt wie ein Gletscher liegt sein Gesicht, das mich an Gesichter von Volkspolizisten in der DDR erinnert, blasse Staatsorgane, die prinzipiell kein Auge zudrückten. Aber diese Nacktheit, in der ein Stahlblick sitzt, und ein Mund, der blutig dünn werden kann, zeigt lediglich, was der Mann ohnehin nicht verbirgt: dass er erlernte menschliche Regungen auf Befehl sofort vergisst, wobei der Befehl seit vierzehn Jahren ausschließlich von ihm selbst ausgeht. Wer jedoch nur den Machtstrategen in ihm sieht und ihm Vision und Romantik nicht zutraut, könnte Wladimir Putin bereits gefährlich unterschätzen. In seinem Gesicht mit der Augenpartie eines bekümmerten Leitwolfs und dem mahlenden Unterkiefer eines Apparatschiks, der zur Eliminierung schädlicher Elemente abgerichtet ist, zieht die Undurchsichtigkeit blank.«
Das Zitat stammt von Andreas Nentwich, Zürich 2014 (mit Genehmigung des Autors).
Ich empfehle von Andreas Nentwich:
»Alfred Polgar. Leben in Bildern« (biographischer Essay), Deutscher Kunstverlag, Berlin 2012.
»Modern in alle Ewigkeit. Eine Reise zu den schönsten modernen Kirchen der Schweiz«, Zytglogge Verlag, Basel 2019.
»Change Ringing. Ein Londonjournal«, Edition Blau. Rotpunkt Verlag, Zürich 2020.