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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Krieg X.

In der Zeit­schrift Dop­pel­punkt, dem Schwei­zer Maga­zin für Acht­sam­keit, Heft 03/​2014, erschien eine lite­ra­ri­sche Bild- und Per­so­nen­be­schrei­bung (dort mit Foto), die sich allen hier Lesen­den sicher auch ohne Abbil­dung erschlie­ßen wird. Sie ent­hält grund­le­gen­de Beob­ach­tun­gen, die auch acht Jah­re spä­ter noch immer gelten.

»Die Arm­band­uhr hat Stil. Kei­ne Protz­uhr, die ver­ra­ten könn­te, dass die­ser Mann Kampf­sport­ar­ten liebt oder das breit­bei­ni­ge Sit­zen. Nackt wie ein Glet­scher liegt sein Gesicht, das mich an Gesich­ter von Volks­po­li­zi­sten in der DDR erin­nert, blas­se Staats­or­ga­ne, die prin­zi­pi­ell kein Auge zudrück­ten. Aber die­se Nackt­heit, in der ein Stahl­blick sitzt, und ein Mund, der blu­tig dünn wer­den kann, zeigt ledig­lich, was der Mann ohne­hin nicht ver­birgt: dass er erlern­te mensch­li­che Regun­gen auf Befehl sofort ver­gisst, wobei der Befehl seit vier­zehn Jah­ren aus­schließ­lich von ihm selbst aus­geht. Wer jedoch nur den Macht­stra­te­gen in ihm sieht und ihm Visi­on und Roman­tik nicht zutraut, könn­te Wla­di­mir Putin bereits gefähr­lich unter­schät­zen. In sei­nem Gesicht mit der Augen­par­tie eines beküm­mer­ten Leit­wolfs und dem mah­len­den Unter­kie­fer eines Appa­rat­schiks, der zur Eli­mi­nie­rung schäd­li­cher Ele­men­te abge­rich­tet ist, zieht die Undurch­sich­tig­keit blank.«

Das Zitat stammt von Andre­as Nent­wich, Zürich 2014 (mit Geneh­mi­gung des Autors).
Ich emp­feh­le von Andre­as Nentwich:
»Alfred Pol­gar. Leben in Bil­dern« (bio­gra­phi­scher Essay), Deut­scher Kunst­ver­lag, Ber­lin 2012.
»Modern in alle Ewig­keit. Eine Rei­se zu den schön­sten moder­nen Kir­chen der Schweiz«, Zyt­glog­ge Ver­lag, Basel 2019.
»Chan­ge Rin­ging. Ein Lon­don­jour­nal«, Edi­ti­on Blau. Rot­punkt Ver­lag, Zürich 2020.