Wer nur fast 2000 Jahre zurückgeht, stößt auf einen erhellenden Text des lateinischen Kirchenlehrers Aurelius Augustinus von Hippo (354-430), ein afrikanisch-römisch philosophischer Kopf, der gewisse Staaten schon als Räuberbanden ansah, wenn es darin keine Gerechtigkeit gibt. In seiner Schrift »De civiate Dei« (Vom Gottesstaat) heißt es im 4. Buch/4. Kapitel, in der Übersetzung von Alfred Schröder: »Ohne Gerechtigkeit sind die Staaten nur große Räuberbanden. «
Im vollen Zitat, das ich meinem Freund Claus Berndt (Berlin) verdanke, lautet die Passage: »Was sind überhaupt Reiche, wenn die Gerechtigkeit fehlt, anderes als große Räuberbanden? Sind doch auch Räuberbanden nichts anderes als kleine Reiche. Sie sind eine Schar von Menschen, werden geleitet durch das Regiment eines Anführers, zusammengehalten durch Gesellschaftsvertrag und teilen ihre Beute nach Maßgabe ihrer Übereinkunft. Wenn eine solche schlimme Gesellschaft durch den Beitritt verworfener Menschen so ins große wächst, dass sie Gebiete besetzt, Niederlassungen gründet, Staaten erobert und Völker unterwirft, so kann sie mit Fug und Recht den Namen ›Reich‹ annehmen, den ihr nunmehr die Öffentlichkeit beilegt, nicht als wäre die Habgier erloschen, sondern weil Straflosigkeit dafür eingetreten ist. Hübsch und wahr ist der Ausspruch den ein ertappter Seeräuber Alexander dem Großen gegenüber getan hat. Auf die Frage des Königs, was ihm denn einfalle, dass er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit freimütigem Trotz: ›Und was fällt dir ein, dass du den Erdkreis unsicher machst? Aber freilich, weil ich es mit einem armseligen Fahrzeug tue, nennt man mich einen Räuber, und dich nennt man Gebieter, weil du es mit einer großen Flotte tust.‹«
Quelle: Bibliothek der Kirchenväter – https://www.unifr.ch/bkv/kapitel1922-3.htm.