Seit Wochen steht das Wort KRIEG in Europa wieder über Tage und Nächte. Ein KRIEG, der von denen, die ihn vom Zaun gebrochen haben, nicht KRIEG genannt wird. Also lässt sich mit Karl Kraus, wie schon 1915 auch heute sagen: Nichts hat sich geändert, höchstens, dass man es nicht sagen darf.
Ergo: Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt (Ingeborg Bachmann).
Es sind Worte von Abraham a Santa Clara (1644-1709) seit Jahrhunderten aktuell: Ein Krieg ist dem Elend verwandt, der Not befreundet, der Trübsal verbunden und mit allen Übeln alliiert.
Zudem die drängende Frage Arthur Schnitzlers: Wodurch werden Kriege möglich? Seine Antwort gilt wohl in Teilen noch immer: Erstens durch die Schurkerei der Mächtigen. – Zweitens durch die Dummheit der Diplomatie und drittens durch die Phantasielosigkeit der Völker. Diese letzte wird unterstützt durch die in Geschichte und Politik übliche Flucht ins Abstrakte.
Es bleibt eine einzige Forderung, in nur drei Worten klar ausgesprochen: Die Waffen nieder! (Bertha von Suttner), wenn nicht der Wahn jenes unsäglichen Adolf Schicklgrubers sich spät einlösen soll, der faselte: Da der Krieg verloren ist, muss die Nation gleichfalls zugrunde gehen. Er war sich gewiss, dieses Schicksal sei (nach dem Desaster, das er einst vom Zaun gebrochen hatte) unvermeidlich geworden.
Im Jahr 2022 ist noch nicht abzusehen, wie die »militärische Spezialoperation« in der Ukraine ausgehen wird. Der Begriff ist technisch kalt genug und Synonym für Vernichtungs-KRIEG geworden, zu einer Zeit, in der seit Jahrzehnten ein globaler KRIEG gegen das Leben auf dieser Erde geführt wird. Wenn nicht auch hier die Waffen niedergelegt werden und eine ökologische – das Leben auf unserem Planeten erhaltende – »Not-Operation« eingeleitet und fortgeführt wird, dann wird die Wahnidee des Herrn Schicklgruber, das eigentlich doch Vermeidliche(!), sich aufs Ganze gesehen abspielen.
Berlin/Celle, im April 2022