Manchmal muss man einfach raus. Weg aus dem Büro, aus der häuslichen Enge. Weg vom Fernseher, vom Telefon, vom Radio und all diesen furchtbaren Nachrichten. Manchmal braucht es die heilenden Kräfte der Natur, die schon im kleinsten Stadtpark wirken können. Der Kies knirscht unter den Füßen, die Sonne wärmt das Gesicht und das Rauschen vom Wind kühlt angenehm die Stirn …
Aber klappt das wirklich so einfach? Gerade wird Brecht wieder aktuell. »Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!« Ja, es stimmt, die Bäume blühen. Aber so richtig Freude bringt ihr Anblick nicht.
Wenn es nur eine Lösung gäbe! Aber die ganze Sache ist so komplex, so verwinkelt, so einschüchternd groß. Ein weites Feld, hat Theodor Fontane gesagt. Es war der Schlusssatz in einem Roman. Wann wird hier das Ende kommen? Was wird davor noch alles geschehen? Wie viel Leid wird noch zu ertragen sein?
Wenn man nur etwas tun könnte! Warum war man nicht beim Militär? Warum hat man dann doch nicht Medizin studiert oder ist wenigstens Sanitäter geworden? Warum hat man kein Auto übrig, mit dem man einfach losfahren könnte, um dort anzupacken! Man denkt an Rilke in der Räterepublik, München 1919. War es Oskar Maria Graf, der sich darüber lustig machte, wie die manierlichen Elfenbeindichter plötzlich über die Sorgen der Arbeiter diskutierten? Man stutzt und ärgert sich: Man ist ja selbst so einer, so ein Salonsozialist, der im echten, praktischen Leben gerade einmal so eine Glühbirne austauschen kann. Was weiß man schon!
In der Schule wird diskutiert. Ja, man sollte reden, auch wenn man gar nicht mehr reden mag. Man kann samstags im Keller das Spielzeug durchgehen und die Kinderkleidung. Man weiß ja selbst nicht, wofür man das alles eigentlich aufgehoben hat. Man kann sich Zeit freischaufeln und nachfragen: Was wird gebraucht, wo wird es gebraucht, wie kann ich helfen? »Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es«, hat Erich Kästner gesagt. Schon wieder ein Dichter! Ein Guter, klar, und er hat recht. Es ist vielleicht nicht viel, und es ist ganz sicher nicht bedeutend, aber du kannst damit helfen. Den anderen. Und dir. Aus deiner Hilflosigkeit.