Man will es einfach nicht glauben, aber die Diskussion über die Rente ist seit Jahren ein Dauerbrenner. Besonders das Renteneintrittsalter wird immer wieder auf die politische Tagesordnung gebracht – vor allem in Krisenzeiten. Jüngst sprach sich der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck für eine Flexibilisierung des Renteneintritts aus, und Finanzminister Christian Lindner von der FDP forderte angesichts des demografischen Wandels, den Beginn der Rente an die steigende Lebenserwartung zu koppeln.
Die Realität sieht jedoch anders aus: Viele Arbeiternehmer gehen in die Frührente und machen damit früher Feierabend. Nach einer aktuellen Umfrage will nur jeder achte Erwerbstätige bis zum künftigen gesetzlichen Rentenalter von 67 Jahren berufstätig bleiben. Viel lieber wollen sie den Ruhestand entspannt genießen. »Mit 66 fängt das Leben erst an.«
Mit dem Eintritt ins Rentenalter steht die Welt plötzlich offen. Besonders Kreuzfahrten, Wellness-Aufenthalte oder gemeinsame Reisen mit den Enkelkindern sind sehr beliebt. Viele Seniorinnen und Senioren engagieren sich, übernehmen ein Ehrenamt oder eine gemeinnützige Tätigkeit. Gefragt sind auch Weiterbildungskurse an den Volkshochschulen. Andere nutzen die neu gewonnene Freizeit, um sich ihrem lange vernachlässigten Hobby widmen zu können. Endlich einmal die Briefmarkensammlung auf Vordermann bringen oder mit einer Familienchronik beginnen.
Doch nicht jeder hat das Glück, einen Philatelisten oder Ahnenforscher als Nachbarn zu haben, denn mancher Ruheständler entdeckt plötzlich seine handwerkliche Ader. In aller Herrgottsfrühe ist er der erste Kunde im Baumarkt um die Ecke – und dann wird gehämmert, gebohrt, gesägt, gekärchert, der Rasen mehrmals vertikutiert oder tagelang Kaminholz gespalten. Trotz aller Nachbarschaftsfreundschaft kann so ein Heimwerker-Oldie ganz schön nerven.