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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Je früher, desto lieber

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber die Dis­kus­si­on über die Ren­te ist seit Jah­ren ein Dau­er­bren­ner. Beson­ders das Ren­ten­ein­tritts­al­ter wird immer wie­der auf die poli­ti­sche Tages­ord­nung gebracht – vor allem in Kri­sen­zei­ten. Jüngst sprach sich der grü­ne Wirt­schafts­mi­ni­ster Robert Habeck für eine Fle­xi­bi­li­sie­rung des Ren­ten­ein­tritts aus, und Finanz­mi­ni­ster Chri­sti­an Lind­ner von der FDP for­der­te ange­sichts des demo­gra­fi­schen Wan­dels, den Beginn der Ren­te an die stei­gen­de Lebens­er­war­tung zu koppeln.

Die Rea­li­tät sieht jedoch anders aus: Vie­le Arbei­ter­neh­mer gehen in die Früh­ren­te und machen damit frü­her Fei­er­abend. Nach einer aktu­el­len Umfra­ge will nur jeder ach­te Erwerbs­tä­ti­ge bis zum künf­ti­gen gesetz­li­chen Ren­ten­al­ter von 67 Jah­ren berufs­tä­tig blei­ben. Viel lie­ber wol­len sie den Ruhe­stand ent­spannt genie­ßen. »Mit 66 fängt das Leben erst an.«

Mit dem Ein­tritt ins Ren­ten­al­ter steht die Welt plötz­lich offen. Beson­ders Kreuz­fahr­ten, Well­ness-Auf­ent­hal­te oder gemein­sa­me Rei­sen mit den Enkel­kin­dern sind sehr beliebt. Vie­le Senio­rin­nen und Senio­ren enga­gie­ren sich, über­neh­men ein Ehren­amt oder eine gemein­nüt­zi­ge Tätig­keit. Gefragt sind auch Wei­ter­bil­dungs­kur­se an den Volks­hoch­schu­len. Ande­re nut­zen die neu gewon­ne­ne Frei­zeit, um sich ihrem lan­ge ver­nach­läs­sig­ten Hob­by wid­men zu kön­nen. End­lich ein­mal die Brief­mar­ken­samm­lung auf Vor­der­mann brin­gen oder mit einer Fami­li­en­chro­nik beginnen.

Doch nicht jeder hat das Glück, einen Phil­ate­li­sten oder Ahnen­for­scher als Nach­barn zu haben, denn man­cher Ruhe­ständ­ler ent­deckt plötz­lich sei­ne hand­werk­li­che Ader. In aller Herr­gotts­frü­he ist er der erste Kun­de im Bau­markt um die Ecke – und dann wird gehäm­mert, gebohrt, gesägt, gekär­chert, der Rasen mehr­mals ver­ti­ku­tiert oder tage­lang Kamin­holz gespal­ten. Trotz aller Nach­bar­schafts­freund­schaft kann so ein Heim­wer­ker-Oldie ganz schön nerven.