Man will es einfach nicht glauben, ich gehöre zwar der Generation an, die ständig ermahnt wurde: »Tür zu … Licht aus«, aber die elterlichen Aufforderungen von damals werden in der momentanen Situation nicht reichen. Jetzt müssen wir alle zu Energiesparberatern werden. Die Heizungen im Winter runterdrehen, kalt duschen, das Auto für den Wocheneinkauf in der Garage stehenlassen, die Nachrichten der Handy-Apps einfach ignorieren – doch bei allem löblichen Energiespar-Eifer reicht der gute Wille oft nicht aus. Dann meldet sich unser innerer Schweinhund und verlangt seine morgendliche Dusche bei Wohlfühltemperaturen. Obwohl Kaltduschen einige gesundheitliche Vorteile hat, wollen laut einer Umfrage nur rund 10 Prozent ihren Kreislauf damit auf Vordermann bringen.
Doch so geht es nicht weiter. Kreative Ideen sind gefordert und so werden wir mit Energiespar-Ratschlägen regelrecht überschüttet: Fenstertausch, Wärmepumpe statt Gasheizung, sparsame Duschköpfe, Stand-by abschalten, Waschen ohne Vorwäsche, Anschaffung stromsparender Elektrogeräte oder die Verwendung eines Topfdeckels, was unser Portemonnaie um immerhin 20 Euro im Jahr entlasten soll. Im Winter dann mit dicken Socken und Kuscheldecke vor dem Fernseher sitzen oder gleich ganz auf das Fernsehprogramm verzichten. Mal wieder zum Buch greifen, natürlich bei Kerzenlicht. Überhaupt hat faul herumhängen das größte Energiesparpotential und damit die niedrigste CO2-Bilanz.
Mit dem ganzen Energiesparen stecken wir jedoch mitunter in einem Dilemma, denn wer seine Hände wäscht, verschwendet Energie, doch wer darauf verzichtet, verbreitet Corona. Auch die Nachbarschaft leidet darunter. Heute stand doch unser Nachbar mit frisch gewaschenen Haaren am Gartenzaun: »Sag mal, schämst du dich nicht?«.