Weihnachten steht vor der Tür. Das Fest der Liebe und der Familie. Laut einer Studie verbringen über achtzig Prozent der Deutschen die Feiertage im Kreis der Familie. Dem Familienfest kann man sich nur schwer verweigern. Doch wie oft hat es uns schon gegraust vor der alljährlichen Friede-Freude-Eierkuchen-Tradition.
Zum Heiligabend Kartoffelsalat mit Würstchen, und anschließend sitzen alle ehrfurchtsvoll um den hell erleuchteten Weihnachtsbaum, wo unter den buntgeschmückten Zweigen die Geschenke hervorlugen. Die Kinder müssen Gedichte aufsagen. Wenig später sieht das Wohnzimmer wie ein Schlachtfeld aus. Wer räumt nun die Berge von Geschenkpapier, Plastikschleifen und Pappanhängern weg?
Wie jedes Jahr: Die Eltern streiten sich, Omas selbstgebackene Plätzchen müssen probiert werden, und Opa kramt die uralte Schallplatte mit den Weihnachtsliedern hervor – »Lasst uns froh und munter sein«. Während Vater die Flasche Weinbrand hervorholt, verziehen sich die Kinder mit ihrer Playstation in ihre Zimmer. Am ersten Feiertag Klöße mit Rotkraut und Entenbraten, später Kaffee und Rosinenstolle sowie der obligatorische Familienspaziergang durch die Siedlung. Am nächsten Tag dann Besuch von Tante Erna und Onkel Kurt, der schon mit einer Glühweinwolke erscheint.
Von wegen pure Familienharmonie. Nur Stress, unpassende Geschenke und nervige Verwandte. »Nie wieder«, stöhnen wir nach den drei Tagen.
Nun, 2020, soll wegen Corona alles etwas beschaulicher werden. Das klingt wie eine Drohung. Nein, wir lassen uns den ganz normalen Weihnachtswahnsinn nicht nehmen.