Man will es einfach nicht glauben, aber wir haben uns im Zeichen von Corona-Krise und Ukraine-Krieg an manchen Engpass im Supermarkt gewöhnt. Wurden vor drei Jahren noch Toilettenpapier, Backmischungen, Haferflocken und Nudeln gehamstert, werden jetzt Speiseöl, Dosensuppen, Mehl und Zucker nur noch in haushaltsüblichen Mengen abgegeben. Im Baumarkt blickt der Kunde ebenfalls in leere Regale und auf leere Paletten. Andere warten vergebens auf den Handwerker, der kein Material mehr vorrätig hat. Die Lebensmittelversorgung, die Autobranche oder der Düngemittelmarkt – sie alle leiden unter den Problemen der globalen Lieferketten.
Fast jeden Tag gibt es neue Meldungen, welche Branchen und Unternehmen ebenfalls in der Klemme stecken. Jetzt sind sogar die Palettenhersteller in Not geraten. Es mangelt jedoch nicht an Holz, wie man zunächst vermuten könnte. Nein, an Spezialnägeln, die bisher vorwiegend aus russischem Stahl hergestellt wurden. Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 120 Millionen solcher Holzkonstruktionen hergestellt. Mit ihrer Hilfe werden Lebensmittel, Elektronik, Medikamente, ach, alles Mögliche auf Lastwagen, Güterzügen und Flugzeugen befördert. Wenn jetzt Rapsöl oder Mehl im Supermarktregal rar sind, kann das auch an fehlenden Nägeln liegen. Einfach kurios.
In Zeiten florierender Lieferketten haben die Firmen keine Bevorratung betrieben, also sind ihre Nägel-Lager jetzt fast leer. Da muss ich an meinen Großvater denken, der jeden krummen und rostigen Nagel auf dem Schraubstock mühsam mit dem Hammer wieder gerade geschlagen hat. Nur in allerhöchster Not suchte er einen Kramerladen auf. Das war nicht nur Sparsamkeit sondern auch Nachhaltigkeit.