Der 19. Februar 2021 war der 120. Geburtstag von Hans Grundig. Bekannt wurde dieser zu Unrecht in Vergessenheit geratene Künstler vor allem durch seine Gemälde »Den Opfern des Faschismus« und sein Triptychon »Das Tausendjährige Reich«. Beide befinden sich in den Kunstsammlungen in Dresden und Leipzig. Grundig war Gründungsmitglied der ASSO (Assoziation der revolutionären bildenden Künstler) in Dresden. Nach seiner Heirat mit der Jüdin Lea Langer galt er als »jüdisch versippt«; hinzu kam sein konsequentes Eintreten gegen den Faschismus. Da waren sein Ausschluss aus der »Reichskulturkammer«, ein Berufsverbot und der Entzug jeglicher Unterstützung die logische Konsequenz. Es folgten Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und das Konzentrationslager Sachsenhausen. »Aber am eigenen Leib das Ausgestoßensein, die Feme, die Acht zu spüren, glaubt mir, ist unendlich schwer und für ein Menschenherz kaum zu ertragen«, gesteht er in seinem Roman »Zwischen Karneval und Aschermittwoch«. Einigen seiner Freunde gelang die Flucht, andere zogen sich zurück – wie Otto Dix und Kurt Querner. Es ist ein Wunder, dass Robert Liebknecht, der Sohn von Karl Liebknecht, nach dem Krieg bei seiner Reise aus Paris in die Schweiz in einem Verlag in Zürich eine Kiste mit Radierplatten von Lea und Hans Grundig fand. Die Platten kamen 1965 nach Dresden; nun waren Nachdrucke möglich.
Um an Hans Grundig zu erinnern, wird es vom 1. April bis zum 22. Mai 2021 in der Galerie Mitte in Dresden eine Ausstellung mit dem Titel »Tiere und Menschen« geben. Die Werke stammen aus der Sammlung der Dresdener Ärztin Maria Heiner, die den Nachlass der Grundigs vorbildlich bewahrt und sich zur Aufgabe gemacht hat, das Werk dieser beiden Künstler einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Ausstellung werden 49 Blätter aus dem Zyklus Hans Grundigs »Tiere und Menschen« und zwei Radierungen von Lea Grundig zu sehen sein. Zu Hans Grundigs Werk schrieb der Kunstwissenschaftler Boris Röhrl: »Der Umfang und die emotionale Intensität dieser druckgrafischen Serie ist selbst im europäischen Kontext außergewöhnlich. Es handelt sich um ein Hauptwerk der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts.« Die Blätter zeigen das Leben in den 1930er Jahren, etwa im Blatt »SA beherrscht die Straße (Brauner Terror)«. Brutale, habgierige Wölfe stehen in dieser Radierung für den Faschismus, die Gejagten werden durch ein Pferd symbolisiert. Zur Ausstellung wird ein vorbildlich gestalteter, von Maria Heiner erarbeiteter Katalog angeboten, in dem u. a. Passagen aus Hans Grundigs Roman »Zwischen Karneval und Aschemittwoch« und aus Lea Grundigs Buch »Gesichte und Geschichte« einzelnen Radierungen zugeordnet sind. Hoffen wir, dass Corona diese sehenswerte Ausstellung möglich macht.
Hans Grundig »Tiere und Menschen«, eine Ausstellung der Galerie Mitte Dresden, 1. April bis 22. Mai 2021, Striesener Straße 49, 01307 Dresden, www.galerie-mitte.de.