Man will es einfach nicht glauben, aber es ist kaum ein paar Monate her, da war Klopapier (pardon Toilettenpapier) der absolute Renner in Supermärkten und Drogerien. In den sozialen Medien kursierten unzählige Fotos von leeren Regalen, wo eigentlich diese Hygienerollen liegen sollten. Nun haben die Hamsterkäufe teilweise wieder begonnen, aber die neue »Corona-Währung« werden wohl bald Friseur-Termine sein. Auf die Frage eines Freundes »Wann warst du zuletzt beim Friseur?«, konnte ich nur antworten: »Ist long hair!«
Bereits im Frühjahr liefen wir nach sechs friseurlosen Wochen wie wilde Zausel durch die Gegend. Nach der Zwangspause gab es auf die Termine einen wahren Ansturm. Vor allem Laufkundschaft guckte in die sprichwörtliche Röhre. Seit dem letzten Lockdown Mitte Dezember lässt Corona nun wieder langsam unsere Haare zu Berge stehen. Die Verwahrlosung auf unseren Köpfen nimmt schon wieder Ausmaße an, wie man sie vielleicht von Schiffbrüchigen kennt. Die Augenbrauen erinnern inzwischen an Theo Waigel, und die Nasenhaare mutieren zu einem Urwalddickicht unter der FFP2-Maske. Die Corona-Krise wird zur Haar-Krise.
Nun hoffen wir, dass vor Ostern der Frühjahrsputz auf unserem Kopf wieder möglich ist. Schließlich wollen wir die »Corona-Matte« wieder loswerden. Nach einem verhunzten Selbstversuch mit der Küchenschere sehen wir fast so bizarr aus wie das Corona-Virus selbst. Was wir an den FriseurInnen haben, merken wir erst, wenn wir nicht mehr zu ihnen dürfen. Das Erlebnis beim Waschen, Schneiden oder Legen ist durch nichts zu ersetzen. Auch das belanglose Schwätzchen nach dem Motto »Das kannst du deinem Friseur erzählen« fehlt uns sehr. Wir wollen einfach wieder zivilisierte Menschen sein.