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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Eine haarsträubende Sache

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber es ist kaum ein paar Mona­te her, da war Klo­pa­pier (par­don Toi­let­ten­pa­pier) der abso­lu­te Ren­ner in Super­märk­ten und Dro­ge­rien. In den sozia­len Medi­en kur­sier­ten unzäh­li­ge Fotos von lee­ren Rega­len, wo eigent­lich die­se Hygie­ne­rol­len lie­gen soll­ten. Nun haben die Ham­ster­käu­fe teil­wei­se wie­der begon­nen, aber die neue »Coro­na-Wäh­rung« wer­den wohl bald Fri­seur-Ter­mi­ne sein. Auf die Fra­ge eines Freun­des »Wann warst du zuletzt beim Fri­seur?«, konn­te ich nur ant­wor­ten: »Ist long hair!«

Bereits im Früh­jahr lie­fen wir nach sechs fri­seur­lo­sen Wochen wie wil­de Zau­sel durch die Gegend. Nach der Zwangs­pau­se gab es auf die Ter­mi­ne einen wah­ren Ansturm. Vor allem Lauf­kund­schaft guck­te in die sprich­wört­li­che Röh­re. Seit dem letz­ten Lock­down Mit­te Dezem­ber lässt Coro­na nun wie­der lang­sam unse­re Haa­re zu Ber­ge ste­hen. Die Ver­wahr­lo­sung auf unse­ren Köp­fen nimmt schon wie­der Aus­ma­ße an, wie man sie viel­leicht von Schiff­brü­chi­gen kennt. Die Augen­brau­en erin­nern inzwi­schen an Theo Wai­gel, und die Nasen­haa­re mutie­ren zu einem Urwald­dickicht unter der FFP2-Mas­ke. Die Coro­na-Kri­se wird zur Haar-Krise.

Nun hof­fen wir, dass vor Ostern der Früh­jahrs­putz auf unse­rem Kopf wie­der mög­lich ist. Schließ­lich wol­len wir die »Coro­na-Mat­te« wie­der los­wer­den. Nach einem ver­hunz­ten Selbst­ver­such mit der Küchen­sche­re sehen wir fast so bizarr aus wie das Coro­na-Virus selbst. Was wir an den Fri­seu­rIn­nen haben, mer­ken wir erst, wenn wir nicht mehr zu ihnen dür­fen. Das Erleb­nis beim Waschen, Schnei­den oder Legen ist durch nichts zu erset­zen. Auch das belang­lo­se Schwätz­chen nach dem Mot­to »Das kannst du dei­nem Fri­seur erzäh­len« fehlt uns sehr. Wir wol­len ein­fach wie­der zivi­li­sier­te Men­schen sein.