Man will es einfach nicht glauben, aber die Spargelsaison ist auf der Zielgeraden und wie jedes Jahr klagen die Spargelanbauer ihr Leid. Waren es in den beiden zurückliegenden Corona-Jahren die fehlenden Saisonkräfte aus Polen, geht dieses Jahr ein Jammern über zu geringen Absatz durch die Spargelreihen. Angesichts der allgemeinen Preissteigerungen versuchen die Verbraucher zu sparen und greifen im Supermarkt eher zu billigerem Spargel Made in Greece oder Morocco. Daher haben etliche Spargelbauer ihre Anbaufläche bereits verkleinert.
Von Mitte April bis zum Johannistag am 24. Juni geht traditionell die Spargelzeit. Für manchen Gourmet Wochen der Glückseligkeit, die er kaum erwarten kann. Ein regelrechter Spargel-Hype bricht dann aus, bei dem selbst der größte Geizhals seine Knausrigkeit vergisst. Spargel in allen erdenklichen Variationen: mit Schinken oder Lachs, mit Schnitzel, Parmesan oder Pasta. Spargelcremesuppe als Vorspeise oder Spargeleis, das sogar unsere Eisdiele um die Ecke im Angebot hat. Dabei haben die blassgelben und labbrigen Gemüsestangen eher einen wässrigen und bitteren Eigengeschmack und werden daher auf dem Teller meist mit reichlich Butter oder fetter Sauce Hollandaise regelrecht ertränkt. Und der anschließende Harndrang mit dem unangenehmen Geruch ist ebenfalls kein Aushängeschild für ein königliches Gemüse. Um die Spargelsaison zu verlängern, wird er vielerorts unter Folien angebaut, was allerdings riesige plastikverpackte Landstriche hinterlässt. Das ruft wiederum Umweltschützer auf den Plan.
Nein, ich bin kein Spargelverächter. Doch wenn ich auf der Speisekarte ein anderes Stangengemüse entdecke, dann komme ich schon ins Grübeln – und bestelle mir meist ein Porree-Gericht. Genießen Sie die letzten Tage der Spargelsaison!