»Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass«, lautet eine alte Bauernregel. Bei fast täglichen Regenschauern und gedämpften Temperaturen in den ersten Maiwochen dieses Jahres konnte jeder den Wahrheitsgehalt dieser Regel überprüfen. Die Natur schien förmlich zu explodieren. Straßenbäume, gestern noch blattlos, hatten wenige Tage später ein dichtes Blätterwerk. Ackerflächen, Wiesen und Parkanlagen strotzten plötzlich mit saftigem Grün. Mit der gebremsten Sonnenstrahlung erfreuten uns die letzten Frühjahrsblüher mehrere Tage lang, und auf den benachbarten Feldern blühte bereits Anfang Mai der Raps.
Was Kleingärtner und Landwirte erfreute, löste jedoch nicht bei jedem Begeisterung aus. Im Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch in sozialen Medien wurde über den kühlen und nassen Mai gestöhnt, ja, geflucht. Viele wollten endlich auf der Terrasse angrillen, im Gartenpool anbaden oder mit dem Feuerstuhl die erste Frühlingsausfahrt unternehmen. Obwohl der nasse Mai die Niederschlagsdefizite der letzten Jahre bei weitem nicht ausgleichen konnte, wurde er als Störfaktor unserer Freizeitaktivitäten empfunden.
Wenn ich durch unsere Neubausiedlung gehe, kann ich nur den Kopf schütteln über die vielen zubetonierten Flächen, die Steinvorgärten und die Poolanlagen mit etlichen Kubikmetern Wasser – während vor den Grundstücken die neugepflanzten Straßenbäume in den Sommermonaten geradezu um ein paar Liter Nass betteln.
Klimaschutz ist immer noch ein Lippenbekenntnis. Natürlich wollen wir das Klima retten, aber bitte ohne Einschränkung unserer liebgewonnenen Gewohnheiten – und das Wetter möge sich bitte auch danach richten.