Eva Maria Kohl ist Professorin für Grundschuldidaktik/Deutsch. Sie hat oft Kinder mit Sprache spielen lassen und die Texte gesammelt. Sie selbst schrieb Hörspiele, Bilderbücher und Erzählungen. Sie hat eine feine Membran für Sprache. In besonderen Zeiten hat sie sich ihrem Tagebuch ausführlicher gewidmet, genau beobachtete Details notiert, in sich hineingehört.
In einem Büchlein sind die scheinbar unspektakulären Texte aufgehoben und haben doch etwas Spektakuläres. Die Tage während der Wende scheinen ins Ungewisse zu fliehen. Die Luft zittert. Plötzlich verändert sich das Geld. Die Geschäfte sind leer. Preise steigen oder sinken. Feste Verträge werden gekündigt. Die Zukunft ist ungewiss. Alles scheint möglich und nichts ist sicher. Fast hat man das Gefühl von damals vergessen. Dank der Aufzeichnungen ist die Erinnerung daran wieder da.
Ganz anders der zweite Tagebuchtext: Corona – die Zeit scheint stehenzubleiben. Nichts bewegt sich. Die Geschäfte sind zwar voll, aber geschlossen. Kontakte sind auf ein Minimum reduziert. Es ist tröstlich, dass die erste Welle vorbeiging, aber umso gespenstischer, dass eine dritte droht.
Eva Maria Kohl: Wendezeiten – Zeitenwende. Edition Schwarzdruck Gransee. 85 Seiten. 12 €.