In dem Buch wird über eine Familie berichtet, die hierzulande fast völlig unbekannt ist. Lediglich ein Mitglied der Familie leuchtet wie ein Stern am Firmament aus tiefer Vergangenheit in die Gegenwart – Rosa Luxemburg. Sie war sicher auch der Anlass für die »Spurensuche«, die die Herausgeber unternommen haben. Aber, und das ist ein bemerkenswerter Vorzug, sie spielt keine herausragende Rolle in dem Buch. Nur die vielen, vom Text der Darstellung typographisch unterschiedenen, zumeist sehr treffenden, zuweilen etwas erratisch eingestreuten Zitate aus ihren Schriften und Briefen erinnern immer wieder daran, um wessen Familie es hier geht. Die mit viel Liebe zum historischen Detail aufgefundenen Spuren werden quellenkritisch präsentiert, wozu auch eine Vielzahl von Abbildungen gehört, die die handelnden Personen zeigen, historische Dokumente und Stadtansichten, ein rundum gelungenes und schön anzusehendes Buch.
Die hier überlieferte Familiengeschichte setzt um 1830 im russisch beherrschten Kongresspolen ein, reicht aber teilweise – je nach den Lebensdaten der Familienmitglieder – weit über die Jahre 1918/19 hinaus, als im November die Zweite Polnische Republik gegründet und zwei Monate später Rosa Luxemburg ermordet wurde. Ihr Neffe Kazimierz besuchte im Jahre 2009, aus dem litauischen Vilnius kommend, die polnische Filiale der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Warschau und sorgte dafür, dass deren polonisierter Name Luksemburg durch den korrekten, den er auch selber trug, ersetzt wurde.
Wenn ich nach Lektüre des Buches einen Wunsch frei habe, dann den, dass der deutsche Mitherausgeber nach dieser Leistung den noch ausstehenden Band 8 der Gesammelten Werke Rosa Luxemburgs fertigstellt, der die bislang dort nicht aufgenommenen »polnischen« Schriften in deutscher Übersetzung enthalten soll.
»Rosa Luxemburg: Spurensuche. Dokumente und Zeugnisse einer jüdischen Familie«, herausgegeben von Krzysztof Pilawski und Holger Politt, VSA, Hamburg, 152 Seiten, 19,80 €