Die Wirtschaft strebt zum Erwerb von Geld. Das gilt auch für den privaten Bereich. Die meisten Menschen wollen viel Geld verdienen. Geld ist Mittel und Ziel. Was sich aus diesem Trend ergibt, ist überall sichtbar, auch Gegenstand von Wissenschaft, Beifallrufen und Warnungen. Doch als höchster Wert und als Ziel des Handelns wird Geld immer weniger sinnvoll, ganz einfach deshalb, weil es schon viel zu viel davon gibt.
Am Anfang der industriellen Revolution war Geld knapp, und die Ressourcen der Erde, die man intensiv zu nutzen begann, waren unermesslich. Bodenschätze wurden in Energie umgewandelt und dienten als Material für alles, was der Mensch begehrt. Heute hat sich die Sachlage umgedreht. Die Ressourcen und Möglichkeiten auf der Erde sind knapp geworden, und die Menge des Geldes ist beinahe unendlich.
Nicht nur Finanzleute, auch Politiker schmeißen mit Milliarden um sich, doch sie sind blind gegenüber diesen Zahlen. Milliarde ist eine Zahl, die das menschliche Gehirn nicht erfassen kann. Um bis zu einer Milliarde zu zählen, würde ein Menschenleben nicht ausreichen. Wir können mit solchen Zahlen rechnen, aber wir können sie uns nicht konkret vorstellen. Deshalb wird der Wert von Geld, wenn es in die Milliarden geht, falsch eingeschätzt.
Wenn der Bundeskanzler, der sich mit der Finanzwelt auskennt, hundert Milliarden für Rüstung ausgeben will, weiß er, dass er dieses Geld durch Schuldenaufnahme leicht bekommen kann, er muss nur seinen Beschluss im Lande durchsetzen. Auch das ist einfach, weil vielleicht nur sieben von siebenhundert Bundestagsabgeordneten die Zahl 100.000.000.000 und die Folgen eines solchen Kredits überblicken können. Und wenn es doch deutlich mehr als sieben sind, frage ich, warum niemand in der Ampel-Koalition das zur Sprache gebracht hat.
Um die Beziehungen zwischen Finanzwirtschaft, Wirtschaft und Volkswirtschaft zu verstehen, stellen wir uns am besten auf den Standpunkt, dass die Geldmenge quasi unendlich ist. Unendlich ist ein handlicher Begriff für Mengen, die wir nicht zählen und mit unserem beschränkten Gehirn nicht erfassen können.
Diese Erkenntnis verschiebt Wertungen in der Wirtschaft und bei der Politik gewaltig. Das Privateigentum erhält durch die unbegrenzte Geldmenge eine Dimension, die über die Realität hinausgeht. Der Eigentumsbegriff wird dadurch ins Immaterielle ausgedehnt. Geld in diesem Überfluss hat keinen materiellen Wert, aber es hat Macht über Wirtschaft und Politik.
Doch zunächst die Frage: Wo kommt all das Geld her? Geld wird von privaten und staatlichen Banken nach Belieben aus dem Nichts erschaffen. Dazu bedarf es nur der Kreditaufnahme. Wenn der Bund von der Bankenwelt 100 Milliarden haben will, bekommt er die, aber dieses Geld war vorher nicht vorhanden, es wird generiert. Man macht eine Gutschrift und dann wird die Geldmenge um 100 Milliarden größer. Das ist girale Geldschöpfung. Viele machen einen gedanklichen Unterschied zwischen real in Scheinen vorhandenem Geld und Giralgeld, aber der besteht nicht. Mit jedem Geld kann man, wenn man genug davon hat, machen, was man will.
Weil private Banken auf der ganzen Welt unkontrolliert Geld erschaffen, wächst die Geldmenge ständig, und immer schneller. Sie ist jetzt schätzungsweise viermal so groß wie benötigt, um die Wirtschaft und alle privaten Geschäfte zu betreiben. Drei Viertel allen Geldes sind überflüssig und kursieren nur in der Finanzwelt. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, reale Werte, z. B. Aktien, zu kaufen, greifen die Geldbesitzer zu, und zwar sehr schnell. Wenige Tage nach der Ankündigung der 100 Milliarden für deutsche Rüstung waren die Aktien der Rüstungsfirma Rheinmetall schon auf mehr als das Doppelte angestiegen. Nur wegen der Absichtserklärung.
Der größte Kredit der jährlich vergeben wird, ist der Kredit der Notenbank FED an die Regierung der USA. Die Neuverschuldung ist in den letzten Jahren fast genau gleich den Militärausgaben. Im Jahre 2022 sind das 800 Milliarden US-Dollar. Es besteht zwischen der privaten FED und der Administration der USA ein Einvernehmen, dass dieser Kredit nie zurückgezahlt wird. Das Bankenkonsortium finanziert damit das US-Militär und erhöht gleichzeitig die Menge an Dollars um diesen Betrag.
Das müsste eigentlich zur Inflation führen. Die Inflation wird dadurch gebremst, dass der US-Dollar die globale Leitwährung ist. Das heißt zum Beispiel, dass die chinesische Währung bis vor kurzem fest an den Dollar gekoppelt war. China hat den Dollar gestützt und so auch das US-Militär mitfinanziert, denn das Militär verursacht das große Finanzloch. Alle Staaten, die den US-Dollar als Leitwährung anerkennen, insbesondere Saudi-Arabien, beteiligen sich an der Finanzierung der US-Militärpräsenz. Die Chinesen haben das jetzt revidiert.
Das US-Militär hat die Aufgabe, zu verhindern, dass große oder reiche Länder den US-Dollar nicht mehr als Leitwährung anerkennen, insbesondere, wenn sie Ölquellen besitzen. So geschah es mit Irak und Libyen, es wurde versucht in Syrien. Auf der Liste der Widerspenstigen stehen Venezuela und Iran und an erster Stelle Russland.
Mit der riesigen überschüssigen Geldmenge würden Investoren gerne an das russische Öl und die Bodenschätze in Sibirien. Aber die Quellen und Minen sind in Staatsbesitz und werden nicht verkauft. Russland verkauft nur Öl und Gas, auch Diamanten und Erze, aber keine Lagerstätten. Unter Jelzin war das anders, da haben Oligarchen sich das Staatseigentum gegriffen und an den Westen verscherbelt. Der Nachfolger Putin hat das Spiel durchschaut und damit Schluss gemacht. Auch China erkennt den Dollar nicht mehr als Leitwährung an und wird jetzt von den USA bedroht: Flugzeugträger im Chinesischen Meer und andere Aktivitäten der USA.
Das US-Militär greift nicht an, weil Russland und China zu groß sind und Atomwaffen besitzen. Die Funktion der Nato ist hinlänglich bekannt. Nachdem die SU sich aufgelöst hat, dient die Nato der Einschnürung Russlands. Dazu ist jedes Mittel recht; denn Russland ist mit seiner riesigen Fläche und den entsprechenden Bodenschätzen für die unendliche Finanzmacht der USA das begehrteste Objekt auf dem Globus.
Die virtuelle Macht des Fiat-Geldes, ohne materiellen Gegenwert, zielt mit Rüstung und Militär auf die real vorhandenen Bodenschätze im größten Land der Welt. Man kann es auch so ausdrücken: Das US-Militär und seine weltweite Präsenz sind der reale Arm der amerikanischen Finanzmacht.
Dass irgendwann ein Krieg ausbrechen würde, ist bei der Taktik der Finanz- und Militärmacht USA selbstverständlich und wird gern in Kauf genommen. Dass es gerade die Ukraine trifft, war vorhersehbar, denn die Ukraine wäre das größte Nato-Land Europas, direkt an der Grenze Russlands. Die längste Zeit in seiner Geschichte hat Ukraine zu Russland gehört. Kiew ist eine der ältesten von Russen gegründeten Städte. Die Ukraine ist außerdem instabil und bereits seit 2014 im Bürgerkrieg gegen die eigenen Ostprovinzen, denen im Minsker Abkommen Autonomie zugesagt wurde.
Eine Lösung des Problems wäre einfach: Kein Nato-Beitritt, Neutralität und Abkehr vom Nationalismus einer radikalen Minderheit in diesem größten und fruchtbarsten Agrarland Europas. Das wollen aber die USA und ihre Finanzmacht nicht. Sie müssen mit ihren Dollar-Billionen irgendwo hin, wo reale Werte zu haben sind. Russland ist das lukrativste Objekt auf dem Globus und Ukraine das große Einfallstor, das schon halb geöffnet ist.
Wieso eine deutsche Regierung im Jahre 2022, statt Frieden zu vermitteln, als Kriegstreiber gegen Russland auftritt, selber aufrüstet und sich dafür begeistert, schwere Waffen ins Kriegsgebiet zu liefern, das ist eine Frage, die niemand rational beantworten kann, es sei denn, man sagt einfach, wir machen das, was die USA von uns wollen. Das wäre wenigstens ehrlich.