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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Die diverse FAZ

In der FAZ vom 31.10. fin­det man einen Comic mit Namen: Glücks­kind. Dar­in wird ein kur­zer Dia­log zwi­schen dem klei­nen Sohn und sei­nem Vater im Home­of­fice gezeigt. Der Soh­ne­mann fragt den Vater, ob er sich noch an eine Lore­na erin­nert. Die habe sie nun ihre lan­gen Haa­re abge­schnit­ten und nennt sich jetzt Hen­ri. Der Vater bricht in ein Lachen aus, gesteht aber immer­hin, dass er sich auch mal anders füh­le, das gin­ge aber vor­bei. Und nun berich­tet der Sohn von der Reak­ti­on der Leh­re­rin: Die hat gesagt: »Herz­lich will­kom­men Hen­ri.« Der Vater bleibt ver­dutzt allein im letz­ten Bild zurück. – Was will uns nun der Künst­ler sagen?

Hät­te mal der Vater damals, als er sich als irgend­wie anders fühl­te, sich durch­ge­setzt und sei­ne Eier auf dem Alter der Stim­mun­gen geop­fert, wäre das »Glücks­kind« hypo­the­tisch geblie­ben. In einem auto­ri­tä­ren Blatt wird ein manch­mal (unmo­ti­viert) absei­ti­ges Gefühl ernst genom­men und kon­se­quent akzep­tiert?! Das darf die vor­bild­li­che Leh­re­rin, die auf jedes Gefühl ihrer Schü­ler spon­tan und unkri­tisch ein­geht, und damit natür­lich den Kin­dern jeden ernst­haf­ten Gedan­ken abspricht.

So geht‘s zu in der FAZ, die eine »Frei­heit« ent­deckt, die ihre Inse­ren­ten und Eigen­tü­mer nichts kostet. Und ein neu­es Schwein fürs Dorf gefun­den hat.

Aber es gibt noch schö­ne­re Arti­kel in die­ser Aus­ga­be: Damit mei­ne ich nicht, dass die Jusos für Waf­fen­lie­fe­run­gen sind unter dem dräu­en­den Mot­to: »Soli­da­risch. Kom­me, was da wol­le.« Mel­det sich hier der unbe­ding­te Wil­le bis zum End­sieg an?!

Auch der Schrei­ber die­ser Zei­len war vor lan­ger Zeit bei den Jusos. Damals ran­gen drei mehr oder weni­ger unter­schied­li­che mar­xi­sti­sche Strö­mun­gen um die Deu­tungs­ho­heit. Wie wir wis­sen, gewann dann Schrö­der, und heu­te gibt es kei­ne Mar­xi­sten mehr in der SPD, und, ich ver­mu­te, auch kei­ne Sozia­li­sten; denn, wer weiß noch, was »Juso« heißt? Und wenn ja, auch unter »Sozi­al­de­mo­krat« darf man sich heu­te einen Gabri­el oder Scholz vor­stel­len. Der Kai­ser wäre stolz auf sei­ne bra­ven Deutschen!

Aber das ist alles Nichts. Will man die Qua­li­tät die­ser Zei­tung ermes­sen, dann soll­te man den Arti­kel über die »Immensen Fol­gen für die Volks­ge­sund­heit« lesen, der von der geplan­ten Can­na­bis-Frei­ga­be han­delt. Man kann auf ver­schie­de­ne Arten lügen. Hier lügt sich, nach­dem er groß­zü­gig kon­ze­diert, dass es wohl in allen Gesell­schaf­ten Dro­gen geben habe, einer sei­nen Alko­hol-Rausch zurecht, indem er ein Hor­ror­ge­mäl­de, bei dem selbst­ver­ständ­lich die Jugend­li­chen und die Par­ty­dro­gen nicht feh­len dür­fen, für die kom­men­de Zeit ent­wickelt, und alle Argu­men­te von Herrn Lau­ter­bach gekonnt wider­legt. Ja, die ein­zig berech­tig­te Fra­ge ist, wel­che Gren­ze zieht die Gesell­schaft beim (lega­len) Dro­gen­kon­sum? Nun, eine Ant­wort dar­auf wäre, inwie­weit die­se aus mün­di­gen Bür­gern besteht, oder anders gesagt, Men­schen in Ver­hält­nis­sen, die den Rausch als Aben­teu­er erlau­ben und nicht als Seda­tiv neben der Reli­gi­on und der zu allem berei­ten frei­en Pres­se für elen­de Lebens­ver­hält­nis­se brau­chen. – Aber wenn dort der Trin­ker gegen den Rau­cher kämpft, wird das kei­ne Fol­gen haben, denn dazu wird in den obe­ren Eta­gen zu ger­ne geraucht.

Auch »Qua­li­tät« sieht man dar­an, wenn es die Impf­schä­den nun in die Zei­tun­gen brin­gen, nach­dem das Man­tra von der sicher­sten Imp­fung am Aus­lei­ern ist. Wenn die Imp­fung ver­ein­zelt krank macht, dann wird auf die eige­ne Recher­che ver­wie­sen, woan­ders hät­te man das frü­her und mit ent­spre­chen­der Erklä­rung haben kön­nen. Aber noch immer wird beschö­nigt, und wer­den Zah­len her­an­ge­zo­gen, die das herr­schen­de Nar­ra­tiv (»schüt­zen!«) stüt­zen. Trifft es doch nur ganz weni­ge! Frei­lich hät­te man an ande­rer Stel­le von expo­nen­ti­el­lem Wachs­tum gespro­chen, wo es eine Ver­drei­fa­chung der Fäl­le gibt. Ver­glei­che könn­te man anstel­len, aber die sind auch hier lie­ber weg­ge­las­sen, mit den Neben­wir­kun­gen ande­rer Impf­stof­fe, und/​oder eine Auf­tei­lung von Nut­zen und Risi­ken bei unter­schied­li­chen Alters­grup­pen. Und über­haupt, lie­ber kei­ne Ver­glei­che! Wie im Wirt­schafts­teil, die Zah­len immer so dar­stel­len, dass man sie mög­lichst nicht ver­steht, aber in die rich­ti­ge Rich­tung, und beein­drucken. Dar­in sind man­che Zei­tun­gen Spit­ze. – Ja, die Jour­nail­le kämpft, hat sich den Stahl­helm wie­der auf­ge­setzt, nach­dem er eine Wei­le im Schrank hing, mit vol­ler Kraft gegen Russ­land, mit hal­ber Kraft gegen China.

Das Geschlecht darf man wäh­len, aber die »Soli­da­ri­tät« (= blin­der Gehor­sam der Unte­ren) ist alternativlos.

Bei uns in der Stadt­bi­blio­thek hat man schon­mal in wil­dem Gehor­sam die Hei­zung auf 19 Grad gestellt. Ein ech­tes Coro­na-Grip­pe-Boo­ster-Pro­gramm, das die Kol­le­gIn­nen mit Enthu­si­as­mus begrü­ßen. Die Regie­rung warnt das Volk, wir war­nen vor der Regierung.