Skip to content

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

Menu
Menu

Die bleibenden Tage von Genua

Wir tan­zen hin­ein in beweg­te Zeiten

Wäh­rend die Mor­gen­son­ne einer neu­en Zeit sich Bahn bricht
auf all die far­ben­fro­hen jun­gen Gesichter,
die die Welt zum Bes­sern tra­gen wollen,
strö­men unse­re viel­stim­mi­gen Gesänge
zu den Boll­wer­ken der Angst,
hin­ter denen sich die Reprä­sen­tan­ten der Macht
verschanzen.
Die Schil­der ihrer Ord­nung drän­gen aus allen Richtungen
mit erbar­mungs­lo­sem Takt­schlag auf uns zu.
Weiß getünch­te Hän­de heben sich zum Himmel.
Es ist Stär­ke in auf­stei­gen­der Beklemmung,
Lie­der der Hoff­nung anzustimmen

Wie konn­ten wir denn dies erahnen?

Im Mit­tagsze­nit erfüll­te ein Schuss,
ent­si­chert vom Regime der Abschreckung,
die Luft des trä­nen­rei­chen Gases,
und all die Gesän­ge für eine bes­se­ren Welt
wur­den erstickt in den engen Gas­sen Genuas.
Schreie ein­ge­tüncht im trä­nen­rei­chen Wimmern,
und immer wie­der sein Name.
Wie ein Mene­te­kel der Schu­le des Grauens,
die uns noch bevor­stand und alles überdauerte,
waber­te Er durch den dich­ten Nebel
des durch­ge­setz­ten Cha­os zu uns,
wäh­rend wir vor dem Mythos
einer fried­li­chen Weltordnung
fortrannten.

In der Däm­me­rung des Zeitenwechsels
wel­cher Rat bleibt uns zu geben für euch?

Ihr, die nach­wach­sen­den Weltverbesserer,
die ihr nun her­aus­tre­tet aus dem Nebel,
ver­gesst nicht die unge­zähl­ten Schlachten,
die wir hero­isch verloren.
Legt nicht nie­der die Träume,
die wir schon lan­ge nicht mehr träumen.
Ver­lernt nicht die Lie­der, die wir einst mit Inbrunst
auf den unbe­fleck­ten Markt­platz der Ideen sangen.
Doch vor allem ver­här­tet nicht eure Herzen,
denn nur dann kann die Lie­be zur Welt
in all ihrer Man­nig­fal­tig­keit sprießen.

Gewid­met Car­lo Giu­lia­ni: * 14.3.1978 bis † 20.07.2001.