Der gebildeten, aber auch weniger gebildeten Bevölkerung ist bekannt, dass ein Barometer ein Messgerät zur Bestimmung des statischen Absolut-Luftdrucks ist (das ist der Luftdruck, der an einem beliebigen Ort der Erdatmosphäre herrscht) und zur Wettervorhersage benutzt wird.
Dieser Druck entsteht durch die Gewichtskraft einer Luftsäule auf die Erdoberfläche oder einen auf ihr befindlichen Körper. Druck und Gewichtskraft stimmen nicht überein, man kann aber die eine Größe aus der anderen berechnen. Der mittlere Luftdruck der Atmosphäre beträgt auf Meereshöhe 101325 Pa = 1013,25 hPa (Hektopascal) = 1,01325 bar = 1013,25 mbar (Millibar) und ist somit ein Teil der Normalbedingungen. Normalbedingungen werden durch die deutsche DIN-Norm 1343 festgelegt. Wird der Luftdruck für meteorologische Zwecke eingesetzt, so ist dies stets es ein virtueller Wert, der dem aerostatischen Luftdruck auf Meereshöhe entspricht.
Die Aerostatik, das wollen wir hier nicht unerwähnt lassen, ist ein Teilgebiet der Lehre der unbewegten, insbesondere der strömungsfreien, kompressiblen Gase. Die Aerostatik beschäftigt sich mit der Dichteverteilung vornehmlich in der Luft.
Wer sich mit einem oder mehreren mit Luft gefüllten Gummireifen durch die mehr oder weniger durch Industrie (samt Politik) ver- und zerstörte Landschaft bewegt, der muss, um störungsfrei voranzukommen, bekanntlich auf den Reifendruck achten. Das Messgerät, das auch dabei eine Rolle spielt, ist ebenfalls das Barometer. Mein Großvater, der es während des 2. Weltkriegs in Sibiu (Hermannstadt) nicht versäumte, den »Feindsender« BBC zu hören, war aber vor allem am Wetter interessiert. Meine Großmutter wiederum, ein wenig kurzsichtig, klopfte immer auf die Glashülle des Barometers, bevor sie sich von diesem Gerät über das Wetter informierte, was Großvater jedes Mal zu der weisen Bemerkung veranlasste: »Durch klopfen ändert sich das Wetter nicht.«
In unseren großen Zeiten, in denen Information alles ist, betreibt das mit einem Auge auskommende öffentlich-rechtliche Fernsehen eine wahrlich eindimensionale Politik, die bald durch den Slogan »Augen zu und durch – ZDF« abgelöst werden könnte. Damit wäre auch endlich die Funktion der drei Affen, nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, die Geschäftsgrundlage für jene 17,50 €, die jede Bürgerin, jeder Bürger, der in Deutschland gemeldet ist, zu zahlen hat, ohne die »bezahlte« Ware reklamieren oder gar rücksenden zu können – natürlich gegen Erstattung der gezahlten Gebühren. Würden die nicht nur im ZDF gezeigten Todesopfer der zahlreichen Krimiserien tatsächlich massakriert, bliebe bald nur noch die Polizei übrig, die sich dann selbst bewachen könnte. Nur, wer gefährdet denn dann jene Sicherheit, die uns Innenministerin oder -minister ständig verspricht?
Wir nähern uns langsam dem Ziel meiner Bemühungen, denn im ZDF läuft seit Jahren jeden zweiten Freitag im Monat, das »Politbarometer«. Welcher »Druck« hier eine Rolle spielt und wie Mensch auf diese Zahlen reagiert, hat mit dem Messgerät »Barometer« und dem Luftdruck nichts zu tun.
Nach dem »Politbarometer«, das selbstverständlich weder die Luft noch den Druck derselben misst, sondern unschuldige Menschen befragt, welche politische Partei sie denn wählen würden, wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, wird regelmäßig Oliver Welkes heute-show ausgestrahlt, der wir, mit Blick auf die gerade präsentierten »Barometer-Werte« folgenden neuen Trailer empfehlen wollen:
DAS LIED DER GLOTZOPHONGERMANEN
**unwürdig** (Tonlage) Musik nach Joseph Haydn (1732 – 1809)
Glotzophon du gibst uns alles, was wir brauchen in der Welt, denn du lügest, betrügst, verblendest, dass nichts mehr zusammenhält.
Längst erobert Maas und Memel und vergiftet Etsch und Belt, auch, du großes Deutschkotzfernsehn, sendest viel fürs Werbegeld.
Politpartein als Volksvernebler, Stasi, Akten, Untergang, lasst uns doch die Welt erschrecken
mit rheinmetallschem Waffenklang. Musikantenschwindelstadel, ach wir sind so Fernsehkrank! Antifußschweiß, Slipeinlagen, pfeif aufs deutsche Vaterland!
Tatorttime und Sexfilmnächte, Marktwirtschaftsgeschwafelland, dabei woll’n wir ewig bleiben, Gips ersetzt uns den Verstand! Änderung des Grundgesetztes ist des Glückes Unterpfand, Heinrich Hoffmann Fallersleben wäre sicher Asylant!
Diese kleine Hymne könnte helfen, die »Ergebnisse« des ZDF-Politbarometers besser einzuschätzen, und die Zahlerinnen und Zahler dieses vermeintlichen »Messgerätes« zu folgendem, klaren Schluss führen: Den Wert der politischen Arbeit so zu bewerten, hat Ähnlichkeit mit der Ziehung der Lottozahlen. Denken ist Glückssache. Man sollte es besser den Pferden überlassen, die haben die größeren Köpfe.
Wer diesem, Wissenschaftlichkeit nur suggerierenden »Instrument«, das von niemandem geeicht und auf Messgenauigkeit überprüft wird, aber in der Profitmaximierungsgesellschaft zweifellos seinen vorzüglichen Dienst verrichtet, vertraut und möglicherweise sogar das eigene Wahlverhalten davon beeinflussen lässt, könnte bald einen Blutdrucksenker brauchen. Wäre es nicht überaus wichtig, wenigstens einen Monat vor wichtigen Wahlterminen alle Ergebnisse solcher Politbarometerbefragungen zu verbieten, um das wählende Volk ein wenig zum eigenen Denken anzuregen?
Ach ja, und kann mir eigentlich jemand erklären, warum vor der wichtigsten Abendnachrichtensendung im »öffentlich-rechtlichen« Fernsehen ein »Börsenberichterstattung« erfolgt? Wäre da nicht ein »Bericht aus der Arbeitswelt« angemessener, um über den tatsächlichen Zustand dieser Gesellschaft mit niedrigen Löhnen, Arbeitsunfällen und dem Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit aufzuklären? Ein allzu frommer Wunsch. Aber es bleibt die Frage: Welchen Auftrag erfüllen die Öffentlich-rechtlichen? In wessen Namen senden sie?
Übrigens, auch durch das Klopfen am Politbarometerglas ändert sich an der Politik gar nichts.