Man will es einfach nicht glauben, aber unsere Sprache lebt, sie verändert sich ständig. Neue Wortschöpfungen sind der bekannteste Beleg dafür. Jede Generation besitzt ihre eigene Jugendsprache. So trifft sich heute ein Teenager längst nicht mehr mit seiner »flotten Biene« zum »Stelldichein«. Man trifft sich zum »Chillen«. Aber auch außergewöhnliche Ereignisse hinterlassen ihre Spuren in unserer Sprache – erinnert sei nur an Elchtest, Teuro, Abwrackprämie, Dieselskandal oder »Flasche leer«.
Die Corona-Krise hat das jedoch alles übertroffen. Sie beherrscht seit einem Jahr nicht nur die gesamte Berichterstattung, sondern auch das gesellschaftliche Leben und unseren Alltag. Also kein Wunder, dass immer neue Begriffe und Bezeichnungen entstehen. Rund 1000 neue Wortschöpfungen mit Corona-Bezug hat das Leibniz-Institut für deutsche Sprache gesammelt. Während der Pandemie vermehren sich nicht nur Viren mit ungeheurem Tempo, auch sprachliche Neuerungen vermehren sich explosionsartig. Das Virus setzt sich in allen möglichen Varianten in der Sprache fest. »Lockdown light«, »Home-Schooling«, »Multispreader«, »Inzidenzwert« oder »AHA-Regel« haben längst Eingang in unsere Alltagssprache gefunden. Mitunter versuchen wir der Situation mit amüsanten Wortschöpfungen zu begegnen: »Corona-Frisur« oder »Corona-Speck«. Andere Begriffe wie »Masken-Muffel«, »stoßlüften«, »Impfdrängler« oder »Aluhut« werden vielleicht später einmal im linguistischen Orkus verschwinden, aber von »Hamsteritis«, »Verschwörungstheorie« oder »Fallzahlstatistik« wird spätestens bei der nächsten Krisensituation wieder die Rede sein.
Aber keine Sorge! Der Untergang der deutschen Sprache steht nicht bevor. Die neuen Wortschöpfungen beweisen das Gegenteil. Mit ihnen wollen wir komplizierte Sachverhalte auf einen verständlichen Nenner bringen. Zum Schluss: »Bleiben Sie gesund!«