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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Corona-Wortschöpfungen

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber unse­re Spra­che lebt, sie ver­än­dert sich stän­dig. Neue Wort­schöp­fun­gen sind der bekann­te­ste Beleg dafür. Jede Gene­ra­ti­on besitzt ihre eige­ne Jugend­spra­che. So trifft sich heu­te ein Teen­ager längst nicht mehr mit sei­ner »flot­ten Bie­ne« zum »Stell­dich­ein«. Man trifft sich zum »Chil­len«. Aber auch außer­ge­wöhn­li­che Ereig­nis­se hin­ter­las­sen ihre Spu­ren in unse­rer Spra­che – erin­nert sei nur an Elch­test, Teu­ro, Abwrack­prä­mie, Die­sel­skan­dal oder »Fla­sche leer«.

Die Coro­na-Kri­se hat das jedoch alles über­trof­fen. Sie beherrscht seit einem Jahr nicht nur die gesam­te Bericht­erstat­tung, son­dern auch das gesell­schaft­li­che Leben und unse­ren All­tag. Also kein Wun­der, dass immer neue Begrif­fe und Bezeich­nun­gen ent­ste­hen. Rund 1000 neue Wort­schöp­fun­gen mit Coro­na-Bezug hat das Leib­niz-Insti­tut für deut­sche Spra­che gesam­melt. Wäh­rend der Pan­de­mie ver­meh­ren sich nicht nur Viren mit unge­heu­rem Tem­po, auch sprach­li­che Neue­run­gen ver­meh­ren sich explo­si­ons­ar­tig. Das Virus setzt sich in allen mög­li­chen Vari­an­ten in der Spra­che fest. »Lock­down light«, »Home-Schoo­ling«, »Mul­ti­sprea­der«, »Inzi­denz­wert« oder »AHA-Regel« haben längst Ein­gang in unse­re All­tags­spra­che gefun­den. Mit­un­ter ver­su­chen wir der Situa­ti­on mit amü­san­ten Wort­schöp­fun­gen zu begeg­nen: »Coro­na-Fri­sur« oder »Coro­na-Speck«. Ande­re Begrif­fe wie »Mas­ken-Muf­fel«, »stoß­lüf­ten«, »Impf­dräng­ler« oder »Alu­hut« wer­den viel­leicht spä­ter ein­mal im lin­gu­isti­schen Orkus ver­schwin­den, aber von »Ham­steri­tis«, »Ver­schwö­rungs­theo­rie« oder »Fall­zahl­sta­ti­stik« wird spä­te­stens bei der näch­sten Kri­sen­si­tua­ti­on wie­der die Rede sein.

Aber kei­ne Sor­ge! Der Unter­gang der deut­schen Spra­che steht nicht bevor. Die neu­en Wort­schöp­fun­gen bewei­sen das Gegen­teil. Mit ihnen wol­len wir kom­pli­zier­te Sach­ver­hal­te auf einen ver­ständ­li­chen Nen­ner brin­gen. Zum Schluss: »Blei­ben Sie gesund!«