Eine seltsame Connection ist in Vergessenheit geraten. Zu Zeiten des »Friedens«nobelpreisträgers und Präsidenten der USA Barack Obama galt sein Vize Joseph Robinette Biden zwei Jahre lang als wichtigster point man zur Ukraine. Sein Boss im Weißen Haus schickte ihn regelmäßig vor, um die Beziehungen zu Kiew zu regeln. Im Sog des point man bekam rein zufällig die ukrainische Firma »Burisma Holdings« prominenten Zuwachs: Hunter Biden jr., Sohn des US-Vizepräsidenten, Anwalt und Lobbyist, fungierte von April 2014 bis April 2019 als Aufsichtsrat. Obwohl er angeblich nur wenige Male im Jahre in Kiew war, stand der New York Times zufolge einem üppigen Salär mit bis zu 50.000 Dollar monatlich nichts entgegen. Eine Hand wäscht die andere.
Ganz sauber müssen die Burisma-Geschäfte nicht gewesen sein, denn der ukrainische Generalstaatsanwalt Wiktor Schokin ermittelte. Und wurde gefeuert! In einem Interview von Anfang 2018 reklamierte Joe Biden die Entlassung als sein Verdienst. »Ich habe gesagt, dass ich in sechs Stunden weg bin«, erzählte er der Voice of America. »Wenn der Generalstaatsanwalt bis dahin nicht entlassen wird, bekommt ihr das Geld nicht. Dann wurde dieser Hurensohn entlassen.« So funktionieren nur Weichenstellungen bei ausgesprochenen Experten in Sachen Demokratie.
Donald Trump, ein Mann ähnlichen Kalibers, hatte irgendwie Wind von der Sache bekommen. Allein Bidens Kandidatur für den Chefsessel im Weißen Haus bei den anstehenden Präsidentenwahlen war Horror genug. Trump twitterte in diesem Fall nicht, sondern telefonierte mit Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj in Kiew. Die Gratulation zum Sieg dessen Partei »Diener des Volkes« bei der Parlamentswahl 2019 war nur Staffage zum eigentlichen Zweck. Der ukrainische Präsident soll von ihm mehrfach aufgefordert geworden sein, mit US-Justizminister William Barr zusammenarbeiten, um die Causa Biden und die Geschäftsbeziehungen dessen Sohnes unter die Lupe zu nehmen. Rudolph Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New York und privater Rechtsanwalt von Trump, sollte bei einem Besuch Kiew nochmals anstacheln.
Vergebens. Kiew war nicht zu Diensten, ließ Giulianis Reise platzen und regelte den Fall oligarchengerecht. Nach Schokins Rausschmiss und der Ernennung des Generalstaatsanwalts Jurij Luzenko wurden die Verfahren gegen Burisma eingestellt. Der Neue erklärte in einem Interview für die New York Times, die Firma habe nicht gezahlte Steuern beglichen und Geldstrafen bezahlt. Die Angelegenheit war auf dubiose Weise aus der Welt. Nur böse Zungen würden angesichts des Ukraine-Konflikts behaupten, Washingtons russophobe Brandstifterpolitik und das jüngste Hilfspaket von fast 40 Milliarden Dollar wären ein nachträgliches Schweigegeld für Kiew.
Recherchen des ARD-Magazins Monitor vom 12. November 2020 sind mit Blick auf die Gegenwart aufschlussreich. Allein der Titel sagte alles: »Rückkehr der US-Falken: Das Netzwerk von Joe Biden.« Bereits als Senator von Delaware unterstützte er die militärischen Interventionen 1999 in Serbien, 2001 in Afghanistan, 2002 im Irak sowie Obamas Drohnen-Killaktionen. Er war »vehementer Verfechter« des US-amerikanischen Militärverständnisses in der Welt. Falsch, er ist es als Amtsinhaber aggressiver denn je. Hat Kiew am Ende auf den falschen Mann gesetzt?