Nicht im mondänen Dresden und auch nicht im hippen Leipzig: Die Rekordmenge von 700 Kilo Kokain wurde ausgerechnet in Mittelsachsen gefunden. Da, wo die Orte »Hals« und »Stein« heißen. Wo sogar eine Große Kreisstadt (Rochlitz) weniger Einwohner hat als manch Dorf im Grenzgebiet.
Nun hat das Rätseln begonnen: Wie kommt der Stoff in die sächsische Pampa? Haben die kolumbianischen Koks-Barone beim Adressieren der Ladung »Bobritzsch« mit »Berlin« verwechselt? Hat das Navi eines Hamburger Drogenkuriers – blöder Wessi! – die falsche Route angesagt? Oder sollte das Zeug am Ende tatsächlich nach Mittelsachsen? Alles kaum zu glauben.
Die Ermittler tappen nach wie vor im Dunkeln. Um das zu entschuldigen, bauschen sie den Fall mit Superlativen auf: Immerhin der größte Drogenfund im Freistaat (…), mehr als 600 Päckchen (…), ein Straßenverkaufswert von 150 Millionen – wobei sich selbst in Rochlitz keine Straße findet, auf der sich solche Großstadtpreise erzielen ließen.
Natürlich gibt es Theorien. Hier die fünf plausibelsten:
- Die Ladung sollte hierher
Die Sachsen haben die Nase voll vom depressiven Crystal Meth und sind wieder auf das gute, alte Kokain umgestiegen. Das erklärt auch die ausgelassene Stimmung der vielen politischen Spaziergänger dort, Freudenfeuer inklusive.
- Die Sachsen haben ein Drogenproblem
Die nun aufgeflogene Ladung war nur eine von vielen. Tatsächlich ist der Drogenkonsum auch im ländlichen Raum sehr verbreitet – mit schwerwiegenden neurologischen Schäden. Man denke nur an die verbreiteten Sprechstörungen, die hier als Dialekt gelten.
- Ein Fehler der Post
Trotz DHL-Kreuz in Leipzig ist die Ladung für mehr als zwanzig Jahre auf dem Postweg steckengeblieben. Erst jetzt hat das Kokain sein Ziel erreicht. Leider wohnt Christoph Daum längst nicht mehr im mittleren Sachsen.
- Ein Tourismus-Gag
Die schöne Natur und die niedrigen Bodenpreise konnten seit dreißig Jahren keine Touristen oder Neubürger anziehen. Nun sollen mit Gerüchten um eine stabile Drogenversorgung die Hipster aus Berlin und Frankfurt in die Provinz gelockt werden. Niederwiesa statt Neukölln.
- Für Opium für’s Volk …
… hat es nicht gereicht. Aber immerhin springen zwei Gramm Kokain für jeden Einwohner im Kreis raus. Ein kleiner Gruß vom Landrat, um die Stimmung im Jahr 1 nach Merkel stabil zu halten. Andere Kreise wollen seinem Vorbild noch in dieser Legislaturperiode folgen.