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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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»Ball rund muss in Tor eckig«

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber die­sen coo­len Aus­spruch ken­nen wohl nicht nur Fuß­ball­fans. Und mit »Gib mich die Kir­sche« for­der­te einst Lothar »Emma« Emme­rich von sei­nen Mit­spie­lern das run­de Leder. Legen­där ist auch, wie das ehe­ma­li­ge Ham­bur­ger Kopf­ball-Unge­heu­er Horst Hru­besch die Ent­ste­hung eines Tores schil­der­te »Man­ni Bana­nen­flan­ke, ich Kopf – Tor!«

Nir­gend­wo ist Spra­che so direkt und bild­haft wie beim Fuß­ball. Da gibt es kei­ne Gram­ma­tik. Fuß­ball­spra­che ist ein­fach, jeder ver­steht sie. Da wird gehäm­mert, demon­tiert, zer­legt, ver­speist, gedeckt, abge­staubt oder der Sack zuge­bun­den. Es ist schon erstaun­lich, was für teil­wei­se unglaub­li­che Wort­ge­bil­de und absur­de Ver­glei­che Kom­men­ta­to­ren und Jour­na­li­sten erfin­den, um Auf­merk­sam­keit zu erheischen.

Nun ist Fuß­ball sicher kei­ne Gen­tle­men-Sport­art. Da wird schon hart zur Sache gegan­gen. Für den Geg­ner gibt es kein Par­don. Was jedoch sich seit gerau­mer Zeit in Spiel­be­rich­ten breit­macht, hat mit­un­ter mit Fuß­ball nur noch wenig gemein­sam, son­dern erin­nert eher an Kriegs­be­richts­er­stat­tung. Da fal­len mar­tia­li­sche Begrif­fe wie »Krie­ger«, »Ber­ser­ker« oder »Füh­rer«. Der Geg­ner wird platt gemacht, oder es wird mit der not­wen­di­gen Bru­ta­li­tät gespielt. Selbst Trai­ner machen sich zum Heiß­ma­cher: »Wir hat­ten den Geg­ner am Abgrund, haben aber ver­ges­sen, ihn hin­un­ter­zu­stür­zen«, oder: »Wir gehen nicht hin, um Tri­kots zu tau­schen. Wir wol­len ihren Skalp.« Doch es geht noch ein­deu­ti­ger: »Deut­sche Pan­zer zer­stö­ren Abwehr­block.« Und bei der gera­de statt­fin­den­den Fuß­ball-EM der Frau­en (!) wur­de laut einer Pres­se­stim­me der »Geg­ner zer­quetscht«. Das hat mit Emo­tio­nen nichts zu tun, son­dern ist eher eine Steil­vor­la­ge für die Gewalt in und um die Fuß­ball­sta­di­en. Viel­leicht soll­te es die Rote Kar­te geben für sol­che sprach­li­chen Entgleisungen.