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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Bad Lauchstädt

Das idyl­li­sche Bad Lauch­städt, das knapp zwan­zig Kilo­me­ter süd­west­lich von Hal­le liegt, ist nicht nur ein tou­ri­sti­sches Aus­flugs­ziel, son­dern reprä­sen­tiert auch ein bedeut­sa­mes Stück deut­scher Kul­tur­ge­schich­te. Sei­ne Geschich­te lässt sich bis in das 9. Jahr­hun­dert zurück­ver­fol­gen. Im 14. Jahr­hun­dert gelang­te der Ort an die Bischö­fe von Mer­se­burg, die Lauch­städt 1430 das Stadt­recht ver­lie­hen und im 16. Jahr­hun­dert eine schon vor­han­de­ne Burg zu einem Renais­sance-Schloss aus­bau­ten. Als 1657 Mer­se­burg Sitz einer Sei­ten­li­nie der kur­säch­si­schen Alber­ti­ner wur­de, dien­te das Lauch­städ­ter Schloss ein hal­bes Jahr­hun­dert als her­zog­li­cher Wohnsitz.

Die wei­te­re Geschich­te von Lauch­städt (seit 1925 Bad Lauch­städt) wur­de wesent­lich von der zufäl­li­gen Ent-deckung einer Mine­ral­quel­le durch den hal­le­schen Medi­zin­pro­fes­sor Fried­rich Hoff­mann um 1700 geprägt. Schnell ließ man die heil­kräf­ti­ge Quel­le ein­fas­sen und erste Kur­an­la­gen errich­ten. Die bau- und gar­ten­künst­le­ri­sche Anla­ge wur­de schließ­lich von 1776 bis 1787 vom Mer­se­bur­ger Stifts­bau­mei­ster Johann Wil­helm Chry­se­li­us geschaf­fen. Im 18. und im 19. Jahr­hun­dert zähl­te das »Säch­si­sche Pyr­mont« zu den berühm­te­sten Mode­bä­dern Deutsch­lands, was zu einem bedeu­ten­den wirt­schaft­li­chen Auf­schwung Lauch­städts führte.

Vie­le Per­sön­lich­kei­ten des thü­rin­gi­schen und des säch­si­schen Adels sowie des deut­schen Gei­stes­le­bens waren hier zu Gast. Ein Bade­gast von 1787 berich­te­te: »Man kann in Lauch­städt auf der Allee nicht zwei Schrit­te gehen, ohne auf ein Kreuz zu sto­ßen, ohne einer Uni­form zu begeg­nen und einen Herrn mit einem gol­de­nen Knopf vor oder hin­ter sich zu sehen.« Trotz Dom­her­ren, Offi­zie­ren oder Kam­mer­her­ren, der bekann­te­ste Bade­gast war Johann Wolf­gang Goe­the, der ab 1791 im Som­mer auch die Lei­tung des von der Wei­ma­rer Hof­schau­spiel­ge­sell­schaft bespiel­ten Kur­thea­ters über­nahm. Schließ­lich dien­te die Thea­ter­kunst der Ver­lu­stie­rung der Badegäste.

1802 ließ Goe­the vom Ber­li­ner Archi­tek­ten H. Gentz nach sei­nen Plä­nen ein festes Thea­ter inner­halb eines Vier­tel­jah­res errich­ten. Als er am 21. Juni mit sei­ner Frau Chri­stia­ne anrei­ste, fand er noch eine Bau­stel­le vor. Bis zum Schluss wur­de gewer­kelt, Kulis­sen gemalt und die leh­nen­lo­sen Bank­rei­hen mit rotem Leder bespannt. Noch weni­ge Stun­den vor der Eröff­nung führ­te er per­sön­lich die ersten Gäste durch das Haus und ver­si­cher­te ihnen, dass alles am Abend bespiel­bar sein wer­de. Mit einem klei­nen Vor­spiel von ihm und Mozarts Oper »Titus« wur­de es am 26. Juni eröffnet.

Noch heu­te ver­strömt die­se ein­zig­ar­ti­ge Kul­tur­stät­te den Geist ihrer Ent­ste­hungs­zeit des 18. Jahr­hun­derts. Das klas­si­zi­sti­sche Thea­ter­ge­bäu­de mit sei­ner barocken Büh­nen­tech­nik, die noch ori­gi­nal erhal­ten ist und tadel­los funk­tio­niert, wird als Som­mer-Thea­ter (von Ostern bis Okto­ber) von wech­seln­den Ensem­bles bespielt. Die Vor­stel­lun­gen im Goe­the-Thea­ter und die Kon­zert­ver­an­stal­tun­gen im Histo­ri­schen Kur­saal zie­hen immer mehr Besu­cher an. Seit 2007 ist das Goe­the-Thea­ter auch Aus­tra­gungs­ort des »Fest­spiels der Deut­schen Spra­che«. Die jähr­li­che Ver­an­stal­tung wur­de von der Kam­mer­sän­ge­rin Edda Moser ins Leben geru­fen, die bis heu­te die künst­le­ri­sche Lei­te­rin des Fest­spiels ist.

In die­sem Jahr wird mit einer Fest­wo­che der 220. Geburts­tag des Goe­the-Thea­ters began­gen. Auf dem Jubi­lä­ums­pro­gramm ste­hen stan­des­ge­mäß Wer­ke der Klas­si­ker, so wer­den unter ande­rem »Die Lei­den des jun­gen Wert­her« von Goe­the, Schil­lers »Wil­helm Tell« und »Der zer­bro­che­ne Krug« von Kleist gege­ben. Auf dem Pro­gramm steht außer­dem der Klas­si­ker schlecht­hin von Bad Lauch­städt: »Figa­ros Hoch­zeit«. Die Oper ist eine der erfolg­reich­sten Insze­nie­run­gen und seit 20 Jah­ren im Spiel­plan. Seit 2008 trägt Bad Lauch­städt auch als ein­zi­ge Stadt in Deutsch­land den Namen »Goe­the­stadt«.

Heu­te kom­men die Besu­cher vor allem wegen der gepfleg­ten histo­ri­schen Kur­an­la­gen, wo es das gan­ze Jahr über Füh­run­gen gibt. Dabei erhält man einen leb­haf­ten Ein­druck von der Orts-, Bade- und Thea­ter­ge­schich­te von Bad Lauch­städt. Ein Bum­mel lohnt sich auch im hin­te­ren Teil der Anla­ge, der mit sei­nen gro­ßen Wie­sen­flä­chen und dem alten Baum­be­stand eng­li­schen Land­schafts­parks nach­emp­fun­den ist. Ein beson­de­res High­light ist im Dezem­ber der roman­ti­sche Christ­kindl-Markt im Kur­park, der jedes Jahr vie­le Advents-Besu­cher anzieht.