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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Arzneipreise: Beispiel China

Seit 2017 führt die chi­ne­si­sche natio­na­le Gesund­heits­be­hör­de (NHSA) jähr­li­che Ver­hand­lun­gen mit der Phar­ma­in­du­strie, um die Rote Liste für erstat­tungs­fä­hi­ge Medi­ka­men­te zu aktua­li­sie­ren und neu ent­wickel­te Medi­ka­men­te auf­zu­neh­men. Im letz­ten Monat erklär­ten sich die Phar­ma­un­ter­neh­men für eini­ge ihrer neue­sten Pro­duk­te damit ein­ver­stan­den, ihre Prei­se um durch­schnitt­lich 51 Pro­zent zu sen­ken, damit ihre Prä­pa­ra­te auf die Erstat­tungs-Liste der staat­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung gelan­gen. Die gro­ße Mehr­heit der 1,4 Mil­li­ar­den-Bevöl­ke­rung ist basis­ver­si­chert, was bedeu­tet, dass 60 bis 90 Pro­zent der Behand­lungs­ko­sten erstat­tet wer­den. Aller­dings waren eini­ge der teu­er­sten Import-Medi­ka­men­te nicht in die Ver­hand­lun­gen ein­be­zo­gen, ein deut­li­ches Signal für die aus­län­di­schen Unternehmen.

Nach Xiong Xian­jun, der als Direk­tor des NHSA an den Ver­hand­lun­gen betei­ligt war, habe man drei chi­ne­si­sche Ent­wick­ler von Krebs­me­di­ka­men­ten auf­ge­nom­men, so dass Pati­en­ten nun Zugang zu den Behand­lun­gen haben, und zwar zu einem Bruch­teil des vol­len Prei­ses. Mit den Her­stel­lern von zwei neu ent­wickel­ten Krebs­me­di­ka­men­ten, den US-Gigan­ten Bri­stol-Myers Squibb Co. und Merck & Co. Inc., war jedoch kei­ne Eini­gung zu erzie­len. Sie wei­ger­ten sich, ihre Prä­pa­ra­te dem aktu­el­len Preis von »Sin­ti­li­mab« anzu­pas­sen, einem Lym­phom-Medi­ka­ment, das gemein­sam von Chi­nas Inno­vent Bio­lo­gics Inc. und dem US-Arz­nei­mit­tel-Mul­ti Eli Lil­ly & Co. ent­wickelt wur­de und das seit letz­tem Jahr im Rah­men des öffent­li­chen Ver­si­che­rungs­sy­stems zu haben ist.

In Deutsch­land wäre ein sol­ches Ver­fah­ren schier unmög­lich, system­be­dingt. Kein Wun­der, dass in den Grenz­re­gio­nen wie im Saar­land seit Jah­ren die Frau­en ihre Anti­ba­by-Pil­len jen­seits der Gren­ze in Frank­reich kaufen.

Die Liste erstat­tungs­fä­hi­ger Medi­ka­men­te erstellt seit 2004 ein libe­ra­li­sier­ter »Gemein­sa­mer Bun­des­aus­schuss« (GBA). Die Kas­sen­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung (KBV), die Kas­sen­zahn­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung (KZBV), die Deut­sche Kran­ken­haus­ge­sell­schaft (DKG) und der Bund der Kran­ken­kas­sen (GKV-Spit­zen­ver­band) ent­schei­den in die­sem Aus­schuss, demo­kra­ti­scher Kon­trol­le völ­lig ent­le­digt, ganz »auto­nom«, man möch­te sagen: selbst­herr­lich. So blie­ben auch die Ver­hand­lun­gen mit den Her­stel­lern der Covid-Impf­stof­fe eben­so undurch­sich­tig wie die Kosten die­ser Impf­stof­fe. Kein Wun­der, dass das Ver­trau­en in die kapi­ta­li­sti­schen Kri­sen­ma­na­ger schwindet.

Die Volks­re­pu­blik Chi­na lässt ihren Impf­stoff in zahl­rei­chen Ent­wick­lungs­län­dern kli­nisch erpro­ben. Die Regie­rung ver­sprach im Gegen­zug, das Serum inter­na­tio­nal zu Selbst­ko­sten zur Ver­fü­gung zu stel­len, und for­der­te die kapi­ta­li­sti­sche Phar­ma­in­du­strie auf, auf Patent­an­mel­dun­gen zu verzichten.

Ding Sheng, einer der füh­ren­den Medi­ka­men­ten­for­scher Chi­nas von der School of Phar­maceu­ti­cal Sci­en­ces an der Tsinghua Uni­ver­si­tät in Bei­jing, mach­te sich stark dafür, die Daten der kli­ni­schen Stu­di­en des chi­ne­si­schen Covid-19-Impf­stof­fes detail­liert offen­zu­le­gen, damit Exper­ten ihre Wirk­sam­keit bes­ser ein­schät­zen und die anhal­ten­den Sicher­heits­be­den­ken aus­räu­men kön­nen, die vor allem im Aus­land kur­sie­ren – systembedingt.