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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Mar­kus Lanz, Quiz­teil­neh­mer. – Wer ist der oder die Schlaue­ste in Euro­pa? woll­te Jörg Pila­wa am 12. Dezem­ber in der ARD-Sen­dung »Quiz ohne Gren­zen« her­aus­fin­den. Sie waren nicht der Schlaue­ste, Gün­ther Jauch mach­te das Ren­nen. Sie fie­len trotz­dem aus dem Rah­men: Wäh­rend alle ande­ren Teilnehmer/​innen ein gan­zes Land ver­tra­ten und mit des­sen Fah­ne ein­mar­schier­ten, schwenk­ten Sie die Fah­ne von »Süd­ti­rol«, als sei die nord­ita­lie­ni­sche Pro­vinz ein euro­päi­sches Land wie Öster­reich, Finn­land, Kroa­ti­en, die Schweiz, die Tür­kei, Russ­land oder Deutsch­land. Auf das Unge­wöhn­li­che hier­an wies Quiz­ma­ster Jörg Pila­wa extra noch hin: »Ach­tung, auf­ge­passt, die­se Fah­ne ist beson­ders! Für Süd­ti­rol am Start: Mar­kus Lanz! Jetzt wer­den vie­le irri­tiert geguckt haben – was ist das mit dem Lanz? Da kommt er her­ein mit der Fah­ne von Süd­ti­rol. Das muss er uns erklä­ren: Nicht Ita­li­en, son­dern Süd­ti­rol …« Sie taten so, als sei das mit der Fah­ne ein net­ter klei­ner pri­va­ter Ein­fall von Ihnen gewe­sen: »Wir sind 350.000 oder eine hal­be Mil­li­on Leu­te und sehr stolz, sehr patrio­tisch. Des­we­gen fand ich es ori­gi­nell und ich hab gedacht, wir müs­sen heu­te mal für Süd­ti­rol die Fah­ne hoch­hal­ten.« Dabei wis­sen Sie genau, dass das Hoch­hal­ten der Süd­ti­ro­ler Fah­ne in den 1960er Jah­ren sei­nen Aus­druck in einer sepa­ra­ti­sti­schen Bewe­gung fand, die der For­de­rung nach Los­lö­sung Süd­ti­rols von Ita­li­en und Anschluss an Öster­reich durch die Spren­gung von Strom­ma­sten und ande­re ter­ro­ri­sti­sche Akti­vi­tä­ten Nach­druck ver­lieh. Und Sie wis­sen auch, dass sich Nach­fah­ren der Bewe­gung bis heu­te mit dem Sta­tus einer auto­no­men Pro­vinz Ita­li­ens nicht zufrie­den­ge­ben wol­len. Die Bom­ben­wer­fer von damals wer­den von die­sen »Patrio­ten« noch immer als Frei­heits­kämp­fer ver­herr­licht. Vor die­sem Hin­ter­grund kann Ihr Auf­tritt bei dem »Quiz ohne Gren­zen« – und die Unter­stüt­zung dafür durch Jörg Pila­wa und die ARD – nur als poli­ti­sche Pro­vo­ka­ti­on gegen Ita­li­en ver­stan­den werden.

Eva Högl, lob­hu­deln­de Wehr­be­auf­trag­te des Bun­des­ta­ges. – Bei einem Pres­se­ter­min in der Füh­rungs­aka­de­mie der Bun­des­wehr in Ham­burg haben Sie die Trup­pe für ihre »Lei­stung zur Ein­däm­mung der Coro­na-Pan­de­mie« gelobt. Sie ret­te jeden Tag Leben: »Wir alle kön­nen sehr stolz sein, dass die Bun­des­wehr an vie­len Stel­len in unse­rer Gesell­schaft hilft.« Erstens bekom­men die uni­for­mier­ten Lebens­ret­ter für ihren Ein­satz eine Son­der­zah­lung von 600 Euro. Zwei­tens arbei­ten sie nicht, wie das zivi­le Kran­ken­haus­per­so­nal, lebens­ret­tend bis an den Rand der Erschöp­fung. Son­dern, drit­tens, tra­gen sie andern­orts auf die­ser Welt dazu bei, den Mit­men­schen das Leben gewalt­sam zu ver­kür­zen. Das zen­tral­ame­ri­ka­ni­sche Costa Rica hat Frie­dens­ver­trä­ge mit allen sei­nen Nach­barn abge­schlos­sen und kommt seit einem hal­ben Jahr­hun­dert ohne Sol­da­ten aus. Im Gegen­satz dazu gibt für uns Deut­sche kei­nen Grund, auf unse­re »Wehr­be­reit­schaft« und gar aufs Mili­tär auch noch stolz zu sein.

Jens Spahn, Gesund­heits­mi­ni­ster im kran­ken kapi­ta­li­sti­schen System. – Die Bri­ten sind »vor­ge­prescht« und haben als erste den mRNA-Impf­stoff der Fir­men Biontech und Pfi­zer gegen Covid-19 gespritzt. Prompt sind bei unse­ren Nach­barn am ersten Anwen­dungs­tag zwei Stör­fäl­le auf­ge­tre­ten, schwe­re all­er­gi­sche Reak­tio­nen. Die bri­ti­schen Behör­den rie­fen dar­auf­hin Men­schen mit einer »signi­fi­kan­ten« All­er­gie­ge­schich­te auf, sich vor­erst nicht imp­fen zu las­sen. Dazu zäh­len alle, die einen Adre­na­lin-Auto­in­jek­tor mit sich füh­ren müs­sen. Die deut­schen Behör­den und Sie als Gesund­heits­mi­ni­ster hal­ten sich mit offi­zi­el­len Aus­sa­gen zu dem Fall in Groß­bri­tan­ni­en bedeckt. Sie war­ten auf die Ergeb­nis­se des lau­fen­den Zulas­sungs­ver­fah­rens für den Impf­stoff bei der Euro­päi­schen Arz­nei­mit­tel­be­hör­de EMA. In Deutsch­land lei­det jeder vier­te Bür­ger an irgend­ei­ner Form von All­er­gie, selbst­ver­ständ­lich sind nicht alle auf ein Not­fall­set ange­wie­sen. Darf man denn auf einen Bei­pack­zet­tel zum Impf­stoff hof­fen, der auf Gefah­ren für All­er­gi­ker hin­weist, oder wir­ken Ihre alten geschäft­li­chen Bezie­hun­gen zur Gesund­heits­in­du­strie noch nach?