Markus Lanz, Quizteilnehmer. – Wer ist der oder die Schlaueste in Europa? wollte Jörg Pilawa am 12. Dezember in der ARD-Sendung »Quiz ohne Grenzen« herausfinden. Sie waren nicht der Schlaueste, Günther Jauch machte das Rennen. Sie fielen trotzdem aus dem Rahmen: Während alle anderen Teilnehmer/innen ein ganzes Land vertraten und mit dessen Fahne einmarschierten, schwenkten Sie die Fahne von »Südtirol«, als sei die norditalienische Provinz ein europäisches Land wie Österreich, Finnland, Kroatien, die Schweiz, die Türkei, Russland oder Deutschland. Auf das Ungewöhnliche hieran wies Quizmaster Jörg Pilawa extra noch hin: »Achtung, aufgepasst, diese Fahne ist besonders! Für Südtirol am Start: Markus Lanz! Jetzt werden viele irritiert geguckt haben – was ist das mit dem Lanz? Da kommt er herein mit der Fahne von Südtirol. Das muss er uns erklären: Nicht Italien, sondern Südtirol …« Sie taten so, als sei das mit der Fahne ein netter kleiner privater Einfall von Ihnen gewesen: »Wir sind 350.000 oder eine halbe Million Leute und sehr stolz, sehr patriotisch. Deswegen fand ich es originell und ich hab gedacht, wir müssen heute mal für Südtirol die Fahne hochhalten.« Dabei wissen Sie genau, dass das Hochhalten der Südtiroler Fahne in den 1960er Jahren seinen Ausdruck in einer separatistischen Bewegung fand, die der Forderung nach Loslösung Südtirols von Italien und Anschluss an Österreich durch die Sprengung von Strommasten und andere terroristische Aktivitäten Nachdruck verlieh. Und Sie wissen auch, dass sich Nachfahren der Bewegung bis heute mit dem Status einer autonomen Provinz Italiens nicht zufriedengeben wollen. Die Bombenwerfer von damals werden von diesen »Patrioten« noch immer als Freiheitskämpfer verherrlicht. Vor diesem Hintergrund kann Ihr Auftritt bei dem »Quiz ohne Grenzen« – und die Unterstützung dafür durch Jörg Pilawa und die ARD – nur als politische Provokation gegen Italien verstanden werden.
Eva Högl, lobhudelnde Wehrbeauftragte des Bundestages. – Bei einem Pressetermin in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg haben Sie die Truppe für ihre »Leistung zur Eindämmung der Corona-Pandemie« gelobt. Sie rette jeden Tag Leben: »Wir alle können sehr stolz sein, dass die Bundeswehr an vielen Stellen in unserer Gesellschaft hilft.« Erstens bekommen die uniformierten Lebensretter für ihren Einsatz eine Sonderzahlung von 600 Euro. Zweitens arbeiten sie nicht, wie das zivile Krankenhauspersonal, lebensrettend bis an den Rand der Erschöpfung. Sondern, drittens, tragen sie andernorts auf dieser Welt dazu bei, den Mitmenschen das Leben gewaltsam zu verkürzen. Das zentralamerikanische Costa Rica hat Friedensverträge mit allen seinen Nachbarn abgeschlossen und kommt seit einem halben Jahrhundert ohne Soldaten aus. Im Gegensatz dazu gibt für uns Deutsche keinen Grund, auf unsere »Wehrbereitschaft« und gar aufs Militär auch noch stolz zu sein.
Jens Spahn, Gesundheitsminister im kranken kapitalistischen System. – Die Briten sind »vorgeprescht« und haben als erste den mRNA-Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer gegen Covid-19 gespritzt. Prompt sind bei unseren Nachbarn am ersten Anwendungstag zwei Störfälle aufgetreten, schwere allergische Reaktionen. Die britischen Behörden riefen daraufhin Menschen mit einer »signifikanten« Allergiegeschichte auf, sich vorerst nicht impfen zu lassen. Dazu zählen alle, die einen Adrenalin-Autoinjektor mit sich führen müssen. Die deutschen Behörden und Sie als Gesundheitsminister halten sich mit offiziellen Aussagen zu dem Fall in Großbritannien bedeckt. Sie warten auf die Ergebnisse des laufenden Zulassungsverfahrens für den Impfstoff bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. In Deutschland leidet jeder vierte Bürger an irgendeiner Form von Allergie, selbstverständlich sind nicht alle auf ein Notfallset angewiesen. Darf man denn auf einen Beipackzettel zum Impfstoff hoffen, der auf Gefahren für Allergiker hinweist, oder wirken Ihre alten geschäftlichen Beziehungen zur Gesundheitsindustrie noch nach?