Kurt Nelhiebel alias Conrad Taler, preiswürdig. – Sie haben den Habenhauser Friedenspreis 2020 erhalten. Die Zuerkennung des Preises, der an den am 15. November 1666 zwischen Bremen und Schweden geschlossenen Frieden von Habenhausen erinnert, verschlug Ihnen »zunächst die Sprache«, betonen Sie in Ihrer coronabedingt schriftlich übermittelten Dankesrede. Sie seien als Journalist immer nur Ihrem Beruf nachgegangen und könnten gar nichts vorweisen, was Sie für Habenhausen und seine Bewohner nützlich gemacht haben könnte. Da stapeln Sie ziemlich tief. Sie kommentieren Ereignisse, über die andere Journalisten gern hinweggehen. Sie beziehen konsequent Position gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Und Sie scheuten sich nie, Ihre Sicht der Dinge darzulegen, auch wenn das für Sie im Zweifelsfalle Nachteile brachte. So verbauten Sie sich als junger Redakteur einen ersten Karriereschritt durch einen Artikel gegen die deutsche Wiederbewaffnung. Doch Analyse- und Kombinationsgabe, scharfer Verstand, klarer Blick und präzise Formulierungskunst setzten sich schließlich durch, und Sie wurden später Nachrichtenchef bei Radio Bremen. Wir gratulieren zum wohlverdienten Preis.
Heiko Maas, vorauseilend kriegsdienstwillig. – Kaum hatten die führenden US-Medien Joe Biden als »president elect« anerkannt, konnten Sie sich nicht zurückhalten. Gegenüber der ARD-Tagesschau begrüßten Sie lauthals, mit Washington wieder »besser ins Gespräch« zu kommen. Die USA werden allerdings bei einer Rückkehr der Biden-Demokraten ihre geopolitische und ökonomische Aggression gegen China weiterführen und frühere Anstrengungen, sich Russland als Ressourcenspender zu unterwerfen, wieder forcieren. In Westeuropa wird es also jetzt richtig gefährlich. Trotzdem behaupten Sie, Deutschland (Sie meinen uns Deutsche) sei bereit, »mehr Verantwortung zu übernehmen« und »für die gemeinsamen Werte« einzutreten, vor allem in Afrika und im Nahen Osten. Unüberhörbar: Ihr Drang zu den Waffen.
Angela Merkel, nach wie vor im NSA-Visier. – »Abhören unter Freunden, das geht gar nicht«: Ihre vielzitierte und an Einfalt kaum überbietbare Äußerung war eher für Bild und Sofakartoffeln geeignet als zum Abwatschen der US-Geheimdienste. Sie und Ihr ministerielles Gruselkabinett hatten keinerlei Erfolg damit, den »Freunden« mehr Benimm beizubringen. Inzwischen wurde bekannt, dass die NSA auch Frankreich, die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Schweden großflächig abschnorchelt. Die Amis machen weiter wie gehabt. Mag ja sein, dass Abhören unter Freunden unanständig ist. Aber dass US-Trolle und Vasallenstaaten mit allen verfügbaren Mitteln überwacht werden, ist vollkommen normal. Und das haben Sie längst gewusst.
Axel Voss, CDU-Abgeordneter des Europäischen Parlaments, Überwachungsfan. – Messenger-Dienste wie WhatsApp, Signal, Threema oder Skype verschlüsseln ihre Nachrichtenübertragung, damit kein Unbefugter mitlesen kann. Da sehen Sie Chancen zur Profilierung: »Wir brauchen Kontrollmaßnahmen, um hier nicht einen völlig freien Raum zu schaffen, wo sich jeder tummeln kann und zu irgendwelchen Verbrechen verabreden kann.« Deshalb wollen Sie die Dienstanbieter verpflichten, den staatlichen Überwachungsbehörden eine Art »Generalschlüssel« zur Verfügung zu stellen. Nun weist das Statistische Bundesamt aber aus, dass pro 1000 Bürger nur 0,65 Straftaten anfallen und die wenigsten davon verabredet sind. Trotzdem stellen Sie lieber gleich die ganze Nation unter Generalverdacht. Der totale Überwachungsstaat muss her. Denn das kommt an – wie eh und je.
Tina Hassel, ARD-Hauptstadt-Studio, mit Frauenpower. – In Ihrem »Bericht aus Berlin« sprechen Sie jetzt von den Ministerpräsident*innen, wenn Sie Kanzlerin Merkels Corona-Küchenkabinett meinen, zwei Frauen, 14 Männer. Vorschlag: Wie wäre es künftig mit dem Diminutiv. Mit der sprachlichen Verkleinerungsform wird jedes Hauptwort geschlechtsneutral, und Sie benachteiligen keinen/keine/keins mehr. Im gegebenen Fall: »das Ministerpräsidentchen«, Mehrzahl »die Ministerpräsidentchen«. Ein Journalistchen wie Sie hat auf diese Weise kein Problemchen mehr.