Wolfgang Schäuble: Demokratiegefährder – Verehrter Herr Abgeordneter, dass Sie in Ihrem Alter und mit Ihrer Erfahrung noch Augenmaß und Anstand verlieren, hätten wir in dieser Form nicht für möglich gehalten. Sie empfehlen den Menschen, deren Interessen zu vertreten der Auftrag des Parlaments ist, wegen der steigenden Energiepreise doch einen zweiten Pullover überzuziehen und Kerzen anzuzünden. So kämen sie schon kommod über den Winter. Du lieber Himmel! Klar, Sie können sich, wenn Sie sparen wollen (aber warum sollten Sie?), einen zweiten Kaschmir-Pullover überwerfen, die Heizung abdrehen und es sich bei Kerzenschein vor dem heimischen Kamin gemütlich machen. Aber haben Sie eine Ahnung, wie viele Kinder schon vor der durch Ihre Sanktions- und Rüstungspolitik verursachten Kostenexplosion morgens ohne Frühstück in die Schule kamen? Oder ganz ohne Pullover und winterfeste Schuhe? Ihnen einen »zweiten« zu anzuraten, ist etwa so zynisch wie die Marie Antoinette zugeschriebene Empfehlung: »Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.« Das ist eine Realitäts-Ignoranz, die für die Demokratie weitaus gefährlicher ist als irgendein rechtsextremistisches oder – meinetwegen – linksradikales Gepöbel, das Sie im Übrigen durch Ihre »Weltferne« ja geradezu provozieren. Wen und was repräsentiert der Deutsche Bundestag, in dem Sie als »Alterspräsident« eine Art Vorbildfunktion einnehmen?