Hubertus Knabe: Streiter gegen das Unrecht – Werter Herr Knabe, als Gastkommentator der Bild-Zeitung stimmten Sie in den alljährlichen Mauerbau-Blues mit hoher Stimme ein. Sie beklagen, dass die Opfer des Kommunismus noch »nicht einmal ein Denkmal bekommen« haben – nebenbei bemerkt, eine seltsame Klage, haben Sie doch selbst einmal ein solches »Denkmal« geleitet –, und finden es unerhört, dass etwa Bodo Ramelow (Die Linke) und Manuela Schwesig (SPD) »sogar bestreiten, dass die DDR ein Unrechtsstaat war«. Nun ja, sowohl das Bauwerk, dessen Errichtung übrigens keine »Nacht- und Nebel-Aktion«, sondern von den Westmächten gedeckt war (siehe den Beitrag »Nachtrag zum 13. August 1961« in diesem Heft), als auch den Staat, der seine Bürger damit »einschloss« und dessen Verteufelung Sie seit Jahren für »historische Aufarbeitung« halten, gibt es längst nicht mehr. Wir könnten also der Abwechslung halber gern auch mal an ein anderes Jubiläum erinnern: Vor 65 Jahren, ebenfalls im August, wurde in Westdeutschland die Kommunistische Partei verboten. Tausende ihrer Anhänger kamen vor Gericht und viele für Jahre ins Gefängnis. Was Unrecht im Namen des Rechts angeht, die juristische Verfolgung Andersdenkender, nicht weil sie etwas »verbrochen«, sondern weil sie die »falsche Gesinnung« hatten, kann sich die alte BRD also durchaus neben der DDR sehen lassen. Da lagen die beiden Staaten im Unrechts-Wettbewerb gewissermaßen Kopf an Kopf.