Gedichte im üblichen Verständnis sind es nicht, es gibt weder Reime noch klassisches Versmaß. Als rhythmisierte Kurzprotokolle würde ich sie eher bezeichnen, die 96 Texte des Arztes und Dichters Jörg M. Pönnighaus. Er schildert Schicksale von Patienten auf Corona-Stationen, und die haben es in sich. »Er hatte/ nur erst/ sein Waschzeug ausgepackt,/da war er schon tot./ Wie alt er war?/ Es hatte noch niemand/ mit ihm geredet.«
Jörg M. Pönnighaus war als Arzt lange Jahre in Afrika tätig, ist erfahren in der Behandlung von Seuchen und nennt nicht unbedacht die Corona »Pest«. Was beeindruckt, sind die Schicksale und dass es Pönnighaus versteht, diese gerade mit ganz knappen Worten wiederzugeben. Fast sprachlos, immer dem Alleinsein und der Fassungslosigkeit nachspürend. »Niemand/ kann dem Hund erklären,/ wo sein Herr geblieben.« Aber nichts, so der mit dem Gesundheitswesen Erfahrene, war und ist unvermeidlich: »Ja,/die Frau Holle/könnte entlassen werden,/aber niemand will sie/ kein Heim/ und kein Pflegedienst/…/ Ganz lieb ist sie/ und könnte viel erzählen,/ wenn jemand/ Zeit für sie hätte.«
Jörg M. Pönnighaus: Corona – die Rückkehr der Pest. Gedichte. Edition Freiberg, 151 S., 12,50 €.